Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857.angelangt waren, gieng er zu seinen alten Kameraden und sprach 'ich habe draußen im Wald ein Nest voll Galgenvögel aufgefunden, kommt mit, wir wollen es ausheben.' Der Soldat führte sie an und sprach zu dem Jäger 'du mußt wieder mit zurück und zusehen wie sie flattern, wenn wir sie an den Füßen packen.' Er stellte die Mannschaft rings um die Räuber herum, dann nahm er die Flasche, trank einen Schluck, schwenkte sie über ihnen her und rief 'ihr sollt alle leben!' Augenblicklich hatten sie ihre Bewegung wieder, wurden aber niedergeworfen und an Händen und Füßen mit Stricken gebunden. Dann hieß sie der Soldat wie Säcke auf einen Wagen werfen und sagte 'fahrt sie nur gleich vor das Gefängnis.' Der Jäger aber nahm einen von der Mannschaft bei Seite und gab ihm noch eine Bestellung mit. 'Bruder Wichsstiefel,' sprach der Soldat, 'wir haben den Feind glücklich überrumpelt und uns wohl genährt, jetzt wollen wir als Nachzügler in aller Ruhe hinter her marschieren.' Als sie sich der Stadt näherten, so sah der Soldat wie sich eine Menge Menschen aus dem Stadtthor drängten, lautes Freudengeschrei erhuben und grüne Zweige in der Luft schwangen. Dann sah er daß die ganze Leibwache herangezogen kam. 'Was soll das heißen?' sprach er ganz verwundert zu dem Jäger. 'Weißt du nicht' antwortete er, 'daß der König lange Zeit aus seinem Reich entfernt war, heute kehrt er zurück, und da gehen ihm alle entgegen.' 'Aber wo ist der König' sprach der Soldat, 'ich sehe ihn nicht.' 'Hier ist er,' antwortete der Jäger, 'ich bin der König und habe meine Ankunft melden lassen.' Dann öffnete er seinen Jägerrock, daß man die königlichen Kleider sehen konnte. Der Soldat erschrack, fiel auf die Knie und bat ihn um Vergebung daß er ihn in der Unwissenheit wie seines Gleichen behandelt und ihn mit solchem Namen angeredet habe. Der König aber reichte ihm die Hand und sprach 'du bist ein braver Soldat und hast mir das Leben gerettet. Du sollst angelangt waren, gieng er zu seinen alten Kameraden und sprach ‘ich habe draußen im Wald ein Nest voll Galgenvögel aufgefunden, kommt mit, wir wollen es ausheben.’ Der Soldat führte sie an und sprach zu dem Jäger ‘du mußt wieder mit zurück und zusehen wie sie flattern, wenn wir sie an den Füßen packen.’ Er stellte die Mannschaft rings um die Räuber herum, dann nahm er die Flasche, trank einen Schluck, schwenkte sie über ihnen her und rief ‘ihr sollt alle leben!’ Augenblicklich hatten sie ihre Bewegung wieder, wurden aber niedergeworfen und an Händen und Füßen mit Stricken gebunden. Dann hieß sie der Soldat wie Säcke auf einen Wagen werfen und sagte ‘fahrt sie nur gleich vor das Gefängnis.’ Der Jäger aber nahm einen von der Mannschaft bei Seite und gab ihm noch eine Bestellung mit. ‘Bruder Wichsstiefel,’ sprach der Soldat, ‘wir haben den Feind glücklich überrumpelt und uns wohl genährt, jetzt wollen wir als Nachzügler in aller Ruhe hinter her marschieren.’ Als sie sich der Stadt näherten, so sah der Soldat wie sich eine Menge Menschen aus dem Stadtthor drängten, lautes Freudengeschrei erhuben und grüne Zweige in der Luft schwangen. Dann sah er daß die ganze Leibwache herangezogen kam. ‘Was soll das heißen?’ sprach er ganz verwundert zu dem Jäger. ‘Weißt du nicht’ antwortete er, ‘daß der König lange Zeit aus seinem Reich entfernt war, heute kehrt er zurück, und da gehen ihm alle entgegen.’ ‘Aber wo ist der König’ sprach der Soldat, ‘ich sehe ihn nicht.’ ‘Hier ist er,’ antwortete der Jäger, ‘ich bin der König und habe meine Ankunft melden lassen.’ Dann öffnete er seinen Jägerrock, daß man die königlichen Kleider sehen konnte. Der Soldat erschrack, fiel auf die Knie und bat ihn um Vergebung daß er ihn in der Unwissenheit wie seines Gleichen behandelt und ihn mit solchem Namen angeredet habe. Der König aber reichte ihm die Hand und sprach ‘du bist ein braver Soldat und hast mir das Leben gerettet. 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Dann hieß sie der Soldat wie Säcke auf einen Wagen werfen und sagte ‘fahrt sie nur gleich vor das Gefängnis.’ Der Jäger aber nahm einen von der Mannschaft bei Seite und gab ihm noch eine Bestellung mit.</p><lb/> <p>‘Bruder Wichsstiefel,’ sprach der Soldat, ‘wir haben den Feind glücklich überrumpelt und uns wohl genährt, jetzt wollen wir als Nachzügler in aller Ruhe hinter her marschieren.’ Als sie sich der Stadt näherten, so sah der Soldat wie sich eine Menge Menschen aus dem Stadtthor drängten, lautes Freudengeschrei erhuben und grüne Zweige in der Luft schwangen. Dann sah er daß die ganze Leibwache herangezogen kam. ‘Was soll das heißen?’ sprach er ganz verwundert zu dem Jäger. ‘Weißt du nicht’ antwortete er, ‘daß der König lange Zeit aus seinem Reich entfernt war, heute kehrt er zurück, und da gehen ihm alle entgegen.’ ‘Aber wo ist der König’ sprach der Soldat, ‘ich sehe ihn nicht.’ ‘Hier ist er,’ antwortete der Jäger, ‘ich bin der König und habe meine Ankunft melden lassen.’ Dann öffnete er seinen Jägerrock, daß man die königlichen Kleider sehen konnte. Der Soldat erschrack, fiel auf die Knie und bat ihn um Vergebung daß er ihn in der Unwissenheit wie seines Gleichen behandelt und ihn mit solchem Namen angeredet habe. Der König aber reichte ihm die Hand und sprach ‘du bist ein braver Soldat und hast mir das Leben gerettet. Du sollst </p> </div> </body> </text> </TEI> [460/0472]
angelangt waren, gieng er zu seinen alten Kameraden und sprach ‘ich habe draußen im Wald ein Nest voll Galgenvögel aufgefunden, kommt mit, wir wollen es ausheben.’ Der Soldat führte sie an und sprach zu dem Jäger ‘du mußt wieder mit zurück und zusehen wie sie flattern, wenn wir sie an den Füßen packen.’ Er stellte die Mannschaft rings um die Räuber herum, dann nahm er die Flasche, trank einen Schluck, schwenkte sie über ihnen her und rief ‘ihr sollt alle leben!’ Augenblicklich hatten sie ihre Bewegung wieder, wurden aber niedergeworfen und an Händen und Füßen mit Stricken gebunden. Dann hieß sie der Soldat wie Säcke auf einen Wagen werfen und sagte ‘fahrt sie nur gleich vor das Gefängnis.’ Der Jäger aber nahm einen von der Mannschaft bei Seite und gab ihm noch eine Bestellung mit.
‘Bruder Wichsstiefel,’ sprach der Soldat, ‘wir haben den Feind glücklich überrumpelt und uns wohl genährt, jetzt wollen wir als Nachzügler in aller Ruhe hinter her marschieren.’ Als sie sich der Stadt näherten, so sah der Soldat wie sich eine Menge Menschen aus dem Stadtthor drängten, lautes Freudengeschrei erhuben und grüne Zweige in der Luft schwangen. Dann sah er daß die ganze Leibwache herangezogen kam. ‘Was soll das heißen?’ sprach er ganz verwundert zu dem Jäger. ‘Weißt du nicht’ antwortete er, ‘daß der König lange Zeit aus seinem Reich entfernt war, heute kehrt er zurück, und da gehen ihm alle entgegen.’ ‘Aber wo ist der König’ sprach der Soldat, ‘ich sehe ihn nicht.’ ‘Hier ist er,’ antwortete der Jäger, ‘ich bin der König und habe meine Ankunft melden lassen.’ Dann öffnete er seinen Jägerrock, daß man die königlichen Kleider sehen konnte. Der Soldat erschrack, fiel auf die Knie und bat ihn um Vergebung daß er ihn in der Unwissenheit wie seines Gleichen behandelt und ihn mit solchem Namen angeredet habe. Der König aber reichte ihm die Hand und sprach ‘du bist ein braver Soldat und hast mir das Leben gerettet. Du sollst
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