Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857.
hast du auf dem Glasberg nicht bei mir gesessen? habe ich vor der Hexe nicht bewahrt dein Leben? hast du mir auf Treue nicht die Hand gegeben? Trommler, Trommler, hör mich an.' Aber es war alles vergeblich, der Trommler wachte nicht auf, und als der Morgen anbrach, mußte die Königstochter unverrichteter Dinge wieder fortgehen. Am zweiten Abend drehte sie ihren Wunschring und sprach 'ein Kleid so silbern als der Mond.' Als sie mit dem Kleid, das so zart war, wie der Mondschein, bei dem Fest erschien, erregte sie wieder das Verlangen der Braut und gab es ihr für die Erlaubnis auch die zweite Nacht vor der Thüre der Schlafkammer zubringen zu dürfen. Da rief sie in nächtlicher Stille 'Trommler, Trommler, hör mich an, hast du mich denn ganz vergessen? hast du auf dem Glasberg nicht bei mir gesessen? habe ich vor der Hexe nicht bewahrt dein Leben? hast du mir auf Treue nicht die Hand gegeben? Trommler, Trommler, hör mich an.' Aber der Trommler, von dem Schlaftrunk betäubt, war nicht zu erwecken. Traurig gieng sie den Morgen wieder zurück in ihr Waldhaus. Aber die Leute im Haus hatten die Klage des fremden Mädchens gehört und erzählten dem Bräutigam davon: sie sagten ihm auch daß es ihm nicht möglich gewesen wäre etwas davon zu vernehmen, weil sie ihm einen Schlaftrunk in den Wein geschüttet hätten. Am dritten Abend drehte die Königstochter den Wunschring und sprach 'ein Kleid flimmernd wie Sterne.' Als sie sich darin auf dem Fest zeigte, war die Braut über die Pracht des Kleides, das die andern weit übertraf, ganz außer sich und sprach 'ich soll und muß es haben.' Das Mädchen gab es, wie die andern, für die Erlaubnis die Nacht vor der Thüre des Bräutigams zuzubringen. Der Bräutigam aber trank den Wein nicht, hast du auf dem Glasberg nicht bei mir gesessen? habe ich vor der Hexe nicht bewahrt dein Leben? hast du mir auf Treue nicht die Hand gegeben? Trommler, Trommler, hör mich an.’ Aber es war alles vergeblich, der Trommler wachte nicht auf, und als der Morgen anbrach, mußte die Königstochter unverrichteter Dinge wieder fortgehen. Am zweiten Abend drehte sie ihren Wunschring und sprach ‘ein Kleid so silbern als der Mond.’ Als sie mit dem Kleid, das so zart war, wie der Mondschein, bei dem Fest erschien, erregte sie wieder das Verlangen der Braut und gab es ihr für die Erlaubnis auch die zweite Nacht vor der Thüre der Schlafkammer zubringen zu dürfen. Da rief sie in nächtlicher Stille ‘Trommler, Trommler, hör mich an, hast du mich denn ganz vergessen? hast du auf dem Glasberg nicht bei mir gesessen? habe ich vor der Hexe nicht bewahrt dein Leben? hast du mir auf Treue nicht die Hand gegeben? Trommler, Trommler, hör mich an.’ Aber der Trommler, von dem Schlaftrunk betäubt, war nicht zu erwecken. Traurig gieng sie den Morgen wieder zurück in ihr Waldhaus. Aber die Leute im Haus hatten die Klage des fremden Mädchens gehört und erzählten dem Bräutigam davon: sie sagten ihm auch daß es ihm nicht möglich gewesen wäre etwas davon zu vernehmen, weil sie ihm einen Schlaftrunk in den Wein geschüttet hätten. Am dritten Abend drehte die Königstochter den Wunschring und sprach ‘ein Kleid flimmernd wie Sterne.’ Als sie sich darin auf dem Fest zeigte, war die Braut über die Pracht des Kleides, das die andern weit übertraf, ganz außer sich und sprach ‘ich soll und muß es haben.’ Das Mädchen gab es, wie die andern, für die Erlaubnis die Nacht vor der Thüre des Bräutigams zuzubringen. 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Am dritten Abend drehte die Königstochter den Wunschring und sprach ‘ein Kleid flimmernd wie Sterne.’ Als sie sich darin auf dem Fest zeigte, war die Braut über die Pracht des Kleides, das die andern weit übertraf, ganz außer sich und sprach ‘ich soll und muß es haben.’ Das Mädchen gab es, wie die andern, für die Erlaubnis die Nacht vor der Thüre des Bräutigams zuzubringen. Der Bräutigam aber trank den Wein nicht, </p> </div> </body> </text> </TEI> [436/0448]
hast du auf dem Glasberg nicht bei mir gesessen?
habe ich vor der Hexe nicht bewahrt dein Leben?
hast du mir auf Treue nicht die Hand gegeben?
Trommler, Trommler, hör mich an.’
Aber es war alles vergeblich, der Trommler wachte nicht auf, und als der Morgen anbrach, mußte die Königstochter unverrichteter Dinge wieder fortgehen. Am zweiten Abend drehte sie ihren Wunschring und sprach ‘ein Kleid so silbern als der Mond.’ Als sie mit dem Kleid, das so zart war, wie der Mondschein, bei dem Fest erschien, erregte sie wieder das Verlangen der Braut und gab es ihr für die Erlaubnis auch die zweite Nacht vor der Thüre der Schlafkammer zubringen zu dürfen. Da rief sie in nächtlicher Stille
‘Trommler, Trommler, hör mich an,
hast du mich denn ganz vergessen?
hast du auf dem Glasberg nicht bei mir gesessen?
habe ich vor der Hexe nicht bewahrt dein Leben?
hast du mir auf Treue nicht die Hand gegeben?
Trommler, Trommler, hör mich an.’
Aber der Trommler, von dem Schlaftrunk betäubt, war nicht zu erwecken. Traurig gieng sie den Morgen wieder zurück in ihr Waldhaus. Aber die Leute im Haus hatten die Klage des fremden Mädchens gehört und erzählten dem Bräutigam davon: sie sagten ihm auch daß es ihm nicht möglich gewesen wäre etwas davon zu vernehmen, weil sie ihm einen Schlaftrunk in den Wein geschüttet hätten. Am dritten Abend drehte die Königstochter den Wunschring und sprach ‘ein Kleid flimmernd wie Sterne.’ Als sie sich darin auf dem Fest zeigte, war die Braut über die Pracht des Kleides, das die andern weit übertraf, ganz außer sich und sprach ‘ich soll und muß es haben.’ Das Mädchen gab es, wie die andern, für die Erlaubnis die Nacht vor der Thüre des Bräutigams zuzubringen. Der Bräutigam aber trank den Wein nicht,
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