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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857.

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euch gefällt.' Der Graf sann einige Augenblicke nach, dann sprach er 'wohlan, zum ersten sollst du mir mein Leibpferd aus dem Stalle stehlen, zum andern sollst du mir und meiner Gemahlin, wenn wir eingeschlafen sind, das Betttuch unter dem Leib wegnehmen, ohne daß wirs merken, und dazu meiner Gemahlin den Trauring vom Finger: zum dritten und letzten sollst du mir den Pfarrer und Küster aus der Kirche wegstehlen. Merke dir alles wohl, denn es geht dir an den Hals.'

Der Meister begab sich in die zunächst liegende Stadt. Dort kaufte er einer alten Bauerfrau die Kleider ab, und zog sie an. Dann färbte er sich das Gesicht braun und malte sich noch Runzeln hinein, so daß ihn kein Mensch wieder erkannt hätte. Endlich füllte er ein Fäßchen mit altem Ungarwein, in welchen ein starker Schlaftrunk gemischt war. Das Fäßchen legte er auf eine Kötze, die er auf den Rücken nahm, und gieng mit bedächtigen, schwankenden Schritten zu dem Schloß des Grafen. Es war schon dunkel als er anlangte: er setzte sich in dem Hof auf einen Stein, fieng an zu husten, wie eine alte brustkranke Frau und rieb die Hände, als wenn er fröre. Vor der Thüre des Pferdestalls lagen Soldaten um ein Feuer: einer von ihnen bemerkte die Frau und rief ihr zu 'komm näher, altes Mütterchen, und wärme dich bei uns. Du hast doch kein Nachtlager und nimmst es an, wo du es findest.' Die Alte trippelte herbei, bat ihr die Kötze vom Rücken zu heben, und setzte sich zu ihnen ans Feuer. 'Was hast du da in deinem Fäßchen, du alte Schachtel?' fragte einer. 'Einen guten Schluck Wein,' antwortete sie, 'ich ernähre mich mit dem Handel, für Geld und gute Worte gebe ich euch gerne ein Glas.' 'Nur her damit,' sagte der Soldat, und als er ein Glas gekostet hatte, rief er 'wenn der Wein gut ist, so trink ich lieber ein Glas mehr,' ließ sich nochmals einschenken, und die andern folgten seinem Beispiel. 'Heda, Kameraden,' rief einer denen zu, die in dem Stall saßen, 'hier ist

euch gefällt.’ Der Graf sann einige Augenblicke nach, dann sprach er ‘wohlan, zum ersten sollst du mir mein Leibpferd aus dem Stalle stehlen, zum andern sollst du mir und meiner Gemahlin, wenn wir eingeschlafen sind, das Betttuch unter dem Leib wegnehmen, ohne daß wirs merken, und dazu meiner Gemahlin den Trauring vom Finger: zum dritten und letzten sollst du mir den Pfarrer und Küster aus der Kirche wegstehlen. Merke dir alles wohl, denn es geht dir an den Hals.’

Der Meister begab sich in die zunächst liegende Stadt. Dort kaufte er einer alten Bauerfrau die Kleider ab, und zog sie an. Dann färbte er sich das Gesicht braun und malte sich noch Runzeln hinein, so daß ihn kein Mensch wieder erkannt hätte. Endlich füllte er ein Fäßchen mit altem Ungarwein, in welchen ein starker Schlaftrunk gemischt war. Das Fäßchen legte er auf eine Kötze, die er auf den Rücken nahm, und gieng mit bedächtigen, schwankenden Schritten zu dem Schloß des Grafen. Es war schon dunkel als er anlangte: er setzte sich in dem Hof auf einen Stein, fieng an zu husten, wie eine alte brustkranke Frau und rieb die Hände, als wenn er fröre. Vor der Thüre des Pferdestalls lagen Soldaten um ein Feuer: einer von ihnen bemerkte die Frau und rief ihr zu ‘komm näher, altes Mütterchen, und wärme dich bei uns. Du hast doch kein Nachtlager und nimmst es an, wo du es findest.’ Die Alte trippelte herbei, bat ihr die Kötze vom Rücken zu heben, und setzte sich zu ihnen ans Feuer. ‘Was hast du da in deinem Fäßchen, du alte Schachtel?’ fragte einer. ‘Einen guten Schluck Wein,’ antwortete sie, ‘ich ernähre mich mit dem Handel, für Geld und gute Worte gebe ich euch gerne ein Glas.’ ‘Nur her damit,’ sagte der Soldat, und als er ein Glas gekostet hatte, rief er ‘wenn der Wein gut ist, so trink ich lieber ein Glas mehr,’ ließ sich nochmals einschenken, und die andern folgten seinem Beispiel. ‘Heda, Kameraden,’ rief einer denen zu, die in dem Stall saßen, ‘hier ist

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1857/433>, abgerufen am 25.11.2024.