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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857.

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und bat sie möchte ihm einen Tag Bedenkzeit geben, auch so gnädig sein es ihm zweimal zu schenken, wenn sie ihn entdecke: mislinge es ihm zum drittenmal, so wolle er sich nichts mehr aus seinem Leben machen. Weil er so schön war und so herzlich bat, so sagte sie 'ja, ich will dir das bewilligen, aber es wird dir nicht glücken.'

Den folgenden Tag sann er lange nach wie er sich verstecken wollte, aber es war vergeblich. Da ergriff er seine Büchse und gieng hinaus auf die Jagd. Er sah einen Raben und nahm ihn aufs Korn; eben wollte er losdrücken, da rief der Rabe 'schieß nicht, ich will dirs vergelten!' Er setzte ab, gieng weiter und kam an einen See, wo er einen großen Fisch überraschte, der aus der Tiefe herauf an die Oberfläche des Wassers gekommen war. Als er angelegt hatte, rief der Fisch 'schieß nicht, ich will dirs vergelten!' Er ließ ihn untertauchen, gieng weiter und begegnete einem Fuchs der hinkte. Er schoß und verfehlte ihn, da rief der Fuchs 'komm lieber her und zieh mir den Dorn aus dem Fuß.' Er that es zwar, wollte aber dann den Fuchs tödten und ihm den Balg abziehen. Der Fuchs sprach 'laß ab, ich will dirs vergelten!' Der Jüngling ließ ihn laufen, und da es Abend war, kehrte er heim.

Am andern Tag sollte er sich verkriechen, aber wie er sich auch den Kopf darüber zerbrach, er wußte nicht wohin. Er gieng in den Wald zu dem Raben und sprach 'ich habe dich leben lassen, jetzt sage mir wohin ich mich verkriechen soll, damit mich die Königstochter nicht sieht.' Der Rabe senkte den Kopf und bedachte sich lange. Endlich schnarrte er 'ich habs heraus!' Er holte ein Ei aus seinem Nest, zerlegte es in zwei Theile und schloß den Jüngling hinein: dann machte er es wieder ganz und setzte sich darauf. Als die Königstochter an das erste Fenster trat, konnte sie ihn nicht entdecken, auch nicht in den folgenden, und es fieng

und bat sie möchte ihm einen Tag Bedenkzeit geben, auch so gnädig sein es ihm zweimal zu schenken, wenn sie ihn entdecke: mislinge es ihm zum drittenmal, so wolle er sich nichts mehr aus seinem Leben machen. Weil er so schön war und so herzlich bat, so sagte sie ‘ja, ich will dir das bewilligen, aber es wird dir nicht glücken.’

Den folgenden Tag sann er lange nach wie er sich verstecken wollte, aber es war vergeblich. Da ergriff er seine Büchse und gieng hinaus auf die Jagd. Er sah einen Raben und nahm ihn aufs Korn; eben wollte er losdrücken, da rief der Rabe ‘schieß nicht, ich will dirs vergelten!’ Er setzte ab, gieng weiter und kam an einen See, wo er einen großen Fisch überraschte, der aus der Tiefe herauf an die Oberfläche des Wassers gekommen war. Als er angelegt hatte, rief der Fisch ‘schieß nicht, ich will dirs vergelten!’ Er ließ ihn untertauchen, gieng weiter und begegnete einem Fuchs der hinkte. Er schoß und verfehlte ihn, da rief der Fuchs ‘komm lieber her und zieh mir den Dorn aus dem Fuß.’ Er that es zwar, wollte aber dann den Fuchs tödten und ihm den Balg abziehen. Der Fuchs sprach ‘laß ab, ich will dirs vergelten!’ Der Jüngling ließ ihn laufen, und da es Abend war, kehrte er heim.

Am andern Tag sollte er sich verkriechen, aber wie er sich auch den Kopf darüber zerbrach, er wußte nicht wohin. Er gieng in den Wald zu dem Raben und sprach ‘ich habe dich leben lassen, jetzt sage mir wohin ich mich verkriechen soll, damit mich die Königstochter nicht sieht.’ Der Rabe senkte den Kopf und bedachte sich lange. Endlich schnarrte er ‘ich habs heraus!’ Er holte ein Ei aus seinem Nest, zerlegte es in zwei Theile und schloß den Jüngling hinein: dann machte er es wieder ganz und setzte sich darauf. Als die Königstochter an das erste Fenster trat, konnte sie ihn nicht entdecken, auch nicht in den folgenden, und es fieng

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[415/0427] und bat sie möchte ihm einen Tag Bedenkzeit geben, auch so gnädig sein es ihm zweimal zu schenken, wenn sie ihn entdecke: mislinge es ihm zum drittenmal, so wolle er sich nichts mehr aus seinem Leben machen. Weil er so schön war und so herzlich bat, so sagte sie ‘ja, ich will dir das bewilligen, aber es wird dir nicht glücken.’ Den folgenden Tag sann er lange nach wie er sich verstecken wollte, aber es war vergeblich. Da ergriff er seine Büchse und gieng hinaus auf die Jagd. Er sah einen Raben und nahm ihn aufs Korn; eben wollte er losdrücken, da rief der Rabe ‘schieß nicht, ich will dirs vergelten!’ Er setzte ab, gieng weiter und kam an einen See, wo er einen großen Fisch überraschte, der aus der Tiefe herauf an die Oberfläche des Wassers gekommen war. Als er angelegt hatte, rief der Fisch ‘schieß nicht, ich will dirs vergelten!’ Er ließ ihn untertauchen, gieng weiter und begegnete einem Fuchs der hinkte. Er schoß und verfehlte ihn, da rief der Fuchs ‘komm lieber her und zieh mir den Dorn aus dem Fuß.’ Er that es zwar, wollte aber dann den Fuchs tödten und ihm den Balg abziehen. Der Fuchs sprach ‘laß ab, ich will dirs vergelten!’ Der Jüngling ließ ihn laufen, und da es Abend war, kehrte er heim. Am andern Tag sollte er sich verkriechen, aber wie er sich auch den Kopf darüber zerbrach, er wußte nicht wohin. Er gieng in den Wald zu dem Raben und sprach ‘ich habe dich leben lassen, jetzt sage mir wohin ich mich verkriechen soll, damit mich die Königstochter nicht sieht.’ Der Rabe senkte den Kopf und bedachte sich lange. Endlich schnarrte er ‘ich habs heraus!’ Er holte ein Ei aus seinem Nest, zerlegte es in zwei Theile und schloß den Jüngling hinein: dann machte er es wieder ganz und setzte sich darauf. Als die Königstochter an das erste Fenster trat, konnte sie ihn nicht entdecken, auch nicht in den folgenden, und es fieng

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1857/427>, abgerufen am 25.11.2024.