Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857.in einen Fisch und das Schwesterchen in ein Lamm. Da schwamm das Fischchen im Teich hin und her, und war traurig, das Lämmchen gieng auf der Wiese hin und her, und war traurig und fraß nicht und rührte kein Hälmchen an. So gieng eine lange Zeit hin, da kamen fremde Gäste auf das Schloß. Die falsche Stiefmutter dachte 'jetzt ist die Gelegenheit gut,' rief den Koch, und sprach zu ihm 'geh und hol das Lamm von der Wiese und schlachts, wir haben sonst nichts für die Gäste.' Da gieng der Koch hin und holte das Lämmchen und führte es in die Küche und band ihm die Füßchen; das litt es alles geduldig. Wie er nun sein Messer herausgezogen hatte und auf der Schwelle wetzte, um es abzustechen, sah es, wie ein Fischlein in dem Wasser vor dem Gossenstein hin und her schwamm und zu ihm hinaufblickte. Das war aber das Brüderchen, denn als das Fischchen gesehen hatte wie der Koch das Lämmchen fortführte, war es im Teich mitgeschwommen bis zum Haus. Da rief das Lämmchen hinab 'ach Brüderchen im tiefen See, wie thut mir doch mein Herz so weh! der Koch der wetzt das Messer, will mir mein Herz durchstechen.' Das Fischchen antwortete 'ach Schwesterchen in der Höh, wie thut mir doch mein Herz so weh in dieser tiefen See!' Wie der Koch hörte daß das Lämmchen sprechen konnte und so traurige Worte zu dem Fischchen hinabrief, erschrack er und dachte es müßte kein natürliches Lämmchen sein, sondern wäre von der bösen Frau im Haus verwünscht. Da sprach er 'sei ruhig, ich will dich nicht schlachten' nahm ein anderes Thier und bereitete das für die Gäste, und brachte das Lämmchen zu einer guten Bäuerin, der erzählte er alles, was er gesehen und gehört hatte. in einen Fisch und das Schwesterchen in ein Lamm. Da schwamm das Fischchen im Teich hin und her, und war traurig, das Lämmchen gieng auf der Wiese hin und her, und war traurig und fraß nicht und rührte kein Hälmchen an. So gieng eine lange Zeit hin, da kamen fremde Gäste auf das Schloß. Die falsche Stiefmutter dachte ‘jetzt ist die Gelegenheit gut,’ rief den Koch, und sprach zu ihm ‘geh und hol das Lamm von der Wiese und schlachts, wir haben sonst nichts für die Gäste.’ Da gieng der Koch hin und holte das Lämmchen und führte es in die Küche und band ihm die Füßchen; das litt es alles geduldig. Wie er nun sein Messer herausgezogen hatte und auf der Schwelle wetzte, um es abzustechen, sah es, wie ein Fischlein in dem Wasser vor dem Gossenstein hin und her schwamm und zu ihm hinaufblickte. Das war aber das Brüderchen, denn als das Fischchen gesehen hatte wie der Koch das Lämmchen fortführte, war es im Teich mitgeschwommen bis zum Haus. Da rief das Lämmchen hinab ‘ach Brüderchen im tiefen See, wie thut mir doch mein Herz so weh! der Koch der wetzt das Messer, will mir mein Herz durchstechen.’ Das Fischchen antwortete ‘ach Schwesterchen in der Höh, wie thut mir doch mein Herz so weh in dieser tiefen See!’ Wie der Koch hörte daß das Lämmchen sprechen konnte und so traurige Worte zu dem Fischchen hinabrief, erschrack er und dachte es müßte kein natürliches Lämmchen sein, sondern wäre von der bösen Frau im Haus verwünscht. Da sprach er ‘sei ruhig, ich will dich nicht schlachten’ nahm ein anderes Thier und bereitete das für die Gäste, und brachte das Lämmchen zu einer guten Bäuerin, der erzählte er alles, was er gesehen und gehört hatte. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0269" n="257"/> in einen Fisch und das Schwesterchen in ein Lamm. Da schwamm das Fischchen im Teich hin und her, und war traurig, das Lämmchen gieng auf der Wiese hin und her, und war traurig und fraß nicht und rührte kein Hälmchen an. So gieng eine lange Zeit hin, da kamen fremde Gäste auf das Schloß. Die falsche Stiefmutter dachte ‘jetzt ist die Gelegenheit gut,’ rief den Koch, und sprach zu ihm ‘geh und hol das Lamm von der Wiese und schlachts, wir haben sonst nichts für die Gäste.’ Da gieng der Koch hin und holte das Lämmchen und führte es in die Küche und band ihm die Füßchen; das litt es alles geduldig. Wie er nun sein Messer herausgezogen hatte und auf der Schwelle wetzte, um es abzustechen, sah es, wie ein Fischlein in dem Wasser vor dem Gossenstein hin und her schwamm und zu ihm hinaufblickte. Das war aber das Brüderchen, denn als das Fischchen gesehen hatte wie der Koch das Lämmchen fortführte, war es im Teich mitgeschwommen bis zum Haus. 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in einen Fisch und das Schwesterchen in ein Lamm. Da schwamm das Fischchen im Teich hin und her, und war traurig, das Lämmchen gieng auf der Wiese hin und her, und war traurig und fraß nicht und rührte kein Hälmchen an. So gieng eine lange Zeit hin, da kamen fremde Gäste auf das Schloß. Die falsche Stiefmutter dachte ‘jetzt ist die Gelegenheit gut,’ rief den Koch, und sprach zu ihm ‘geh und hol das Lamm von der Wiese und schlachts, wir haben sonst nichts für die Gäste.’ Da gieng der Koch hin und holte das Lämmchen und führte es in die Küche und band ihm die Füßchen; das litt es alles geduldig. Wie er nun sein Messer herausgezogen hatte und auf der Schwelle wetzte, um es abzustechen, sah es, wie ein Fischlein in dem Wasser vor dem Gossenstein hin und her schwamm und zu ihm hinaufblickte. Das war aber das Brüderchen, denn als das Fischchen gesehen hatte wie der Koch das Lämmchen fortführte, war es im Teich mitgeschwommen bis zum Haus. Da rief das Lämmchen hinab
‘ach Brüderchen im tiefen See,
wie thut mir doch mein Herz so weh!
der Koch der wetzt das Messer,
will mir mein Herz durchstechen.’
Das Fischchen antwortete
‘ach Schwesterchen in der Höh,
wie thut mir doch mein Herz so weh
in dieser tiefen See!’
Wie der Koch hörte daß das Lämmchen sprechen konnte und so traurige Worte zu dem Fischchen hinabrief, erschrack er und dachte es müßte kein natürliches Lämmchen sein, sondern wäre von der bösen Frau im Haus verwünscht. Da sprach er ‘sei ruhig, ich will dich nicht schlachten’ nahm ein anderes Thier und bereitete das für die Gäste, und brachte das Lämmchen zu einer guten Bäuerin, der erzählte er alles, was er gesehen und gehört hatte.
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