Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857.schwer von Gold war. Darauf gab er den drei Handwerkern unten ein Lager, der Kaufmann aber kam oben hin in eine besondere Stube. Als Mitternacht war und der Wirth dachte sie schliefen alle, kam er mit seiner Frau, und sie hatten eine Holzaxt und schlugen den reichen Kaufmann todt; nach vollbrachtem Mord legten sie sich wieder schlafen. Wies nun Tag war, gabs großen Lärm, der Kaufmann lag todt im Bett und schwamm in seinem Blut. Da liefen alle Gäste zusammen, der Wirth aber sprach 'das haben die drei tollen Handwerker gethan.' Die Gäste bestätigten es, und sagten 'niemand anders kanns gewesen sein.' Der Wirth aber ließ sie rufen und sagte zu ihnen 'habt ihr den Kaufmann getödtet?' 'Wir alle drei' sagte der erste, 'ums Geld' der zweite, 'und das war Recht' der dritte. 'Da hört ihrs nun,' sprach der Wirth, 'sie gestehens selber.' Sie wurden also ins Gefängnis gebracht, und sollten gerichtet werden. Wie sie nun sahen daß es so ernsthaft gieng, ward ihnen doch angst, aber Nachts kam der Teufel und sprach 'haltet nur noch einen Tag aus, und verscherzt euer Glück nicht, es soll euch kein Haar gekrümmt werden.' Am andern Morgen wurden sie vor Gericht geführt: da sprach der Richter 'seid ihr die Mörder?' 'Wir alle drei.' 'Warum habt ihr den Kaufmann erschlagen?' 'Ums Geld.' 'Jhr Bösewichter,' sagte der Richter, 'habt ihr euch nicht der Sünde gescheut?' 'Und das war Recht.' 'Sie haben bekannt und sind noch halsstarrig dazu' sprach der Richter, 'führt sie gleich zum Tod.' Also wurden sie hinausgebracht, und der Wirth mußte mit in den Kreiß treten. Wie sie nun von den Henkersknechten gefaßt und oben aufs Gerüst geführt wurden, wo der Scharfrichter mit bloßem Schwerte stand, kam auf einmal eine Kutsche mit vier blutrothen Füchsen bespannt, und fuhr daß das Feuer aus den Steinen sprang, aus dem Fenster aber winkte einer mit einem weißen Tuche. Da sprach der Scharfrichter 'es schwer von Gold war. Darauf gab er den drei Handwerkern unten ein Lager, der Kaufmann aber kam oben hin in eine besondere Stube. Als Mitternacht war und der Wirth dachte sie schliefen alle, kam er mit seiner Frau, und sie hatten eine Holzaxt und schlugen den reichen Kaufmann todt; nach vollbrachtem Mord legten sie sich wieder schlafen. Wies nun Tag war, gabs großen Lärm, der Kaufmann lag todt im Bett und schwamm in seinem Blut. Da liefen alle Gäste zusammen, der Wirth aber sprach ‘das haben die drei tollen Handwerker gethan.’ Die Gäste bestätigten es, und sagten ‘niemand anders kanns gewesen sein.’ Der Wirth aber ließ sie rufen und sagte zu ihnen ‘habt ihr den Kaufmann getödtet?’ ‘Wir alle drei’ sagte der erste, ‘ums Geld’ der zweite, ‘und das war Recht’ der dritte. ‘Da hört ihrs nun,’ sprach der Wirth, ‘sie gestehens selber.’ Sie wurden also ins Gefängnis gebracht, und sollten gerichtet werden. Wie sie nun sahen daß es so ernsthaft gieng, ward ihnen doch angst, aber Nachts kam der Teufel und sprach ‘haltet nur noch einen Tag aus, und verscherzt euer Glück nicht, es soll euch kein Haar gekrümmt werden.’ Am andern Morgen wurden sie vor Gericht geführt: da sprach der Richter ‘seid ihr die Mörder?’ ‘Wir alle drei.’ ‘Warum habt ihr den Kaufmann erschlagen?’ ‘Ums Geld.’ ‘Jhr Bösewichter,’ sagte der Richter, ‘habt ihr euch nicht der Sünde gescheut?’ ‘Und das war Recht.’ ‘Sie haben bekannt und sind noch halsstarrig dazu’ sprach der Richter, ‘führt sie gleich zum Tod.’ Also wurden sie hinausgebracht, und der Wirth mußte mit in den Kreiß treten. Wie sie nun von den Henkersknechten gefaßt und oben aufs Gerüst geführt wurden, wo der Scharfrichter mit bloßem Schwerte stand, kam auf einmal eine Kutsche mit vier blutrothen Füchsen bespannt, und fuhr daß das Feuer aus den Steinen sprang, aus dem Fenster aber winkte einer mit einem weißen Tuche. Da sprach der Scharfrichter ‘es <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0177" n="165"/> schwer von Gold war. Darauf gab er den drei Handwerkern unten ein Lager, der Kaufmann aber kam oben hin in eine besondere Stube. Als Mitternacht war und der Wirth dachte sie schliefen alle, kam er mit seiner Frau, und sie hatten eine Holzaxt und schlugen den reichen Kaufmann todt; nach vollbrachtem Mord legten sie sich wieder schlafen. Wies nun Tag war, gabs großen Lärm, der Kaufmann lag todt im Bett und schwamm in seinem Blut. Da liefen alle Gäste zusammen, der Wirth aber sprach ‘das haben die drei tollen Handwerker gethan.’ Die Gäste bestätigten es, und sagten ‘niemand anders kanns gewesen sein.’ Der Wirth aber ließ sie rufen und sagte zu ihnen ‘habt ihr den Kaufmann getödtet?’ ‘Wir alle drei’ sagte der erste, ‘ums Geld’ der zweite, ‘und das war Recht’ der dritte. ‘Da hört ihrs nun,’ sprach der Wirth, ‘sie gestehens selber.’ Sie wurden also ins Gefängnis gebracht, und sollten gerichtet werden. Wie sie nun sahen daß es so ernsthaft gieng, ward ihnen doch angst, aber Nachts kam der Teufel und sprach ‘haltet nur noch einen Tag aus, und verscherzt euer Glück nicht, es soll euch kein Haar gekrümmt werden.’ Am andern Morgen wurden sie vor Gericht geführt: da sprach der Richter ‘seid ihr die Mörder?’ ‘Wir alle drei.’ ‘Warum habt ihr den Kaufmann erschlagen?’ ‘Ums Geld.’ ‘Jhr Bösewichter,’ sagte der Richter, ‘habt ihr euch nicht der Sünde gescheut?’ ‘Und das war Recht.’ ‘Sie haben bekannt und sind noch halsstarrig dazu’ sprach der Richter, ‘führt sie gleich zum Tod.’ Also wurden sie hinausgebracht, und der Wirth mußte mit in den Kreiß treten. Wie sie nun von den Henkersknechten gefaßt und oben aufs Gerüst geführt wurden, wo der Scharfrichter mit bloßem Schwerte stand, kam auf einmal eine Kutsche mit vier blutrothen Füchsen bespannt, und fuhr daß das Feuer aus den Steinen sprang, aus dem Fenster aber winkte einer mit einem weißen Tuche. Da sprach der Scharfrichter ‘es </p> </div> </body> </text> </TEI> [165/0177]
schwer von Gold war. Darauf gab er den drei Handwerkern unten ein Lager, der Kaufmann aber kam oben hin in eine besondere Stube. Als Mitternacht war und der Wirth dachte sie schliefen alle, kam er mit seiner Frau, und sie hatten eine Holzaxt und schlugen den reichen Kaufmann todt; nach vollbrachtem Mord legten sie sich wieder schlafen. Wies nun Tag war, gabs großen Lärm, der Kaufmann lag todt im Bett und schwamm in seinem Blut. Da liefen alle Gäste zusammen, der Wirth aber sprach ‘das haben die drei tollen Handwerker gethan.’ Die Gäste bestätigten es, und sagten ‘niemand anders kanns gewesen sein.’ Der Wirth aber ließ sie rufen und sagte zu ihnen ‘habt ihr den Kaufmann getödtet?’ ‘Wir alle drei’ sagte der erste, ‘ums Geld’ der zweite, ‘und das war Recht’ der dritte. ‘Da hört ihrs nun,’ sprach der Wirth, ‘sie gestehens selber.’ Sie wurden also ins Gefängnis gebracht, und sollten gerichtet werden. Wie sie nun sahen daß es so ernsthaft gieng, ward ihnen doch angst, aber Nachts kam der Teufel und sprach ‘haltet nur noch einen Tag aus, und verscherzt euer Glück nicht, es soll euch kein Haar gekrümmt werden.’ Am andern Morgen wurden sie vor Gericht geführt: da sprach der Richter ‘seid ihr die Mörder?’ ‘Wir alle drei.’ ‘Warum habt ihr den Kaufmann erschlagen?’ ‘Ums Geld.’ ‘Jhr Bösewichter,’ sagte der Richter, ‘habt ihr euch nicht der Sünde gescheut?’ ‘Und das war Recht.’ ‘Sie haben bekannt und sind noch halsstarrig dazu’ sprach der Richter, ‘führt sie gleich zum Tod.’ Also wurden sie hinausgebracht, und der Wirth mußte mit in den Kreiß treten. Wie sie nun von den Henkersknechten gefaßt und oben aufs Gerüst geführt wurden, wo der Scharfrichter mit bloßem Schwerte stand, kam auf einmal eine Kutsche mit vier blutrothen Füchsen bespannt, und fuhr daß das Feuer aus den Steinen sprang, aus dem Fenster aber winkte einer mit einem weißen Tuche. Da sprach der Scharfrichter ‘es
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