Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1857.nichts,' antwortete der Soldat, 'du kannst nach Haus gehen: sei nur gleich bei der Hand wenn ich dich rufe.' 'Es ist nichts nöthig,' sprach das Männchen, 'als daß du deine Pfeife an dem blauen Licht anzündest, dann stehe ich gleich vor dir.' Darauf verschwand es vor seinen Augen. Der Soldat kehrte in die Stadt zurück, aus der er gekommen war. Er gieng in den besten Gasthof und ließ sich schöne Kleider machen, dann befahl er dem Wirth ihm ein Zimmer so prächtig als möglich einzurichten. Als es fertig war und der Soldat es bezogen hatte, rief er das schwarze Männchen und sprach 'ich habe dem König treu gedient, er aber hat mich fortgeschickt und mich hungern lassen, dafür will ich jetzt Rache nehmen.' 'Was soll ich thun?' fragte der Kleine. 'Spät Abends wenn die Königstochter im Bett liegt, so bring sie schlafend hierher, sie soll Mägdedienste bei mir thun.' Das Männchen sprach 'für mich ist das ein leichtes, für dich aber ein gefährliches Ding, wenn das heraus kommt, wird es dir schlimm ergehen.' Als es zwölf geschlagen hatte, sprang die Thüre auf, und das Männchen trug die Königstochter herein. 'Aha, bist du da?' rief der Soldat, 'frisch an die Arbeit! geh, hol den Besen und kehr die Stube.' Als sie fertig war, hieß er sie zu seinem Sessel kommen, streckte ihr die Füße entgegen und sprach 'zieh mir die Stiefel aus,' warf sie ihr dann ins Gesicht, und sie mußte sie aufheben, reinigen und glänzend machen. Sie that aber alles, was er ihr befahl, ohne Widerstreben, stumm und mit halbgeschlossenen Augen. Bei dem ersten Hahnschrei trug sie das Männchen wieder in das königliche Schloß und in ihr Bett zurück. Am andern Morgen, als die Königstochter aufgestanden war, gieng sie zu ihrem Vater, und erzählte ihm sie hätte einen wunderlichen Traum gehabt, 'ich ward durch die Straßen mit Blitzesschnelle fortgetragen und in das Zimmer eines Soldaten gebracht, dem mußte ich als Magd dienen und aufwarten und alle gemeine nichts,’ antwortete der Soldat, ‘du kannst nach Haus gehen: sei nur gleich bei der Hand wenn ich dich rufe.’ ‘Es ist nichts nöthig,’ sprach das Männchen, ‘als daß du deine Pfeife an dem blauen Licht anzündest, dann stehe ich gleich vor dir.’ Darauf verschwand es vor seinen Augen. Der Soldat kehrte in die Stadt zurück, aus der er gekommen war. Er gieng in den besten Gasthof und ließ sich schöne Kleider machen, dann befahl er dem Wirth ihm ein Zimmer so prächtig als möglich einzurichten. Als es fertig war und der Soldat es bezogen hatte, rief er das schwarze Männchen und sprach ‘ich habe dem König treu gedient, er aber hat mich fortgeschickt und mich hungern lassen, dafür will ich jetzt Rache nehmen.’ ‘Was soll ich thun?’ fragte der Kleine. ‘Spät Abends wenn die Königstochter im Bett liegt, so bring sie schlafend hierher, sie soll Mägdedienste bei mir thun.’ Das Männchen sprach ‘für mich ist das ein leichtes, für dich aber ein gefährliches Ding, wenn das heraus kommt, wird es dir schlimm ergehen.’ Als es zwölf geschlagen hatte, sprang die Thüre auf, und das Männchen trug die Königstochter herein. ‘Aha, bist du da?’ rief der Soldat, ‘frisch an die Arbeit! geh, hol den Besen und kehr die Stube.’ Als sie fertig war, hieß er sie zu seinem Sessel kommen, streckte ihr die Füße entgegen und sprach ‘zieh mir die Stiefel aus,’ warf sie ihr dann ins Gesicht, und sie mußte sie aufheben, reinigen und glänzend machen. Sie that aber alles, was er ihr befahl, ohne Widerstreben, stumm und mit halbgeschlossenen Augen. Bei dem ersten Hahnschrei trug sie das Männchen wieder in das königliche Schloß und in ihr Bett zurück. Am andern Morgen, als die Königstochter aufgestanden war, gieng sie zu ihrem Vater, und erzählte ihm sie hätte einen wunderlichen Traum gehabt, ‘ich ward durch die Straßen mit Blitzesschnelle fortgetragen und in das Zimmer eines Soldaten gebracht, dem mußte ich als Magd dienen und aufwarten und alle gemeine <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0164" n="152"/> nichts,’ antwortete der Soldat, ‘du kannst nach Haus gehen: sei nur gleich bei der Hand wenn ich dich rufe.’ ‘Es ist nichts nöthig,’ sprach das Männchen, ‘als daß du deine Pfeife an dem blauen Licht anzündest, dann stehe ich gleich vor dir.’ Darauf verschwand es vor seinen Augen.</p><lb/> <p>Der Soldat kehrte in die Stadt zurück, aus der er gekommen war. 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Sie that aber alles, was er ihr befahl, ohne Widerstreben, stumm und mit halbgeschlossenen Augen. Bei dem ersten Hahnschrei trug sie das Männchen wieder in das königliche Schloß und in ihr Bett zurück.</p><lb/> <p>Am andern Morgen, als die Königstochter aufgestanden war, gieng sie zu ihrem Vater, und erzählte ihm sie hätte einen wunderlichen Traum gehabt, ‘ich ward durch die Straßen mit Blitzesschnelle fortgetragen und in das Zimmer eines Soldaten gebracht, dem mußte ich als Magd dienen und aufwarten und alle gemeine </p> </div> </body> </text> </TEI> [152/0164]
nichts,’ antwortete der Soldat, ‘du kannst nach Haus gehen: sei nur gleich bei der Hand wenn ich dich rufe.’ ‘Es ist nichts nöthig,’ sprach das Männchen, ‘als daß du deine Pfeife an dem blauen Licht anzündest, dann stehe ich gleich vor dir.’ Darauf verschwand es vor seinen Augen.
Der Soldat kehrte in die Stadt zurück, aus der er gekommen war. Er gieng in den besten Gasthof und ließ sich schöne Kleider machen, dann befahl er dem Wirth ihm ein Zimmer so prächtig als möglich einzurichten. Als es fertig war und der Soldat es bezogen hatte, rief er das schwarze Männchen und sprach ‘ich habe dem König treu gedient, er aber hat mich fortgeschickt und mich hungern lassen, dafür will ich jetzt Rache nehmen.’ ‘Was soll ich thun?’ fragte der Kleine. ‘Spät Abends wenn die Königstochter im Bett liegt, so bring sie schlafend hierher, sie soll Mägdedienste bei mir thun.’ Das Männchen sprach ‘für mich ist das ein leichtes, für dich aber ein gefährliches Ding, wenn das heraus kommt, wird es dir schlimm ergehen.’ Als es zwölf geschlagen hatte, sprang die Thüre auf, und das Männchen trug die Königstochter herein. ‘Aha, bist du da?’ rief der Soldat, ‘frisch an die Arbeit! geh, hol den Besen und kehr die Stube.’ Als sie fertig war, hieß er sie zu seinem Sessel kommen, streckte ihr die Füße entgegen und sprach ‘zieh mir die Stiefel aus,’ warf sie ihr dann ins Gesicht, und sie mußte sie aufheben, reinigen und glänzend machen. Sie that aber alles, was er ihr befahl, ohne Widerstreben, stumm und mit halbgeschlossenen Augen. Bei dem ersten Hahnschrei trug sie das Männchen wieder in das königliche Schloß und in ihr Bett zurück.
Am andern Morgen, als die Königstochter aufgestanden war, gieng sie zu ihrem Vater, und erzählte ihm sie hätte einen wunderlichen Traum gehabt, ‘ich ward durch die Straßen mit Blitzesschnelle fortgetragen und in das Zimmer eines Soldaten gebracht, dem mußte ich als Magd dienen und aufwarten und alle gemeine
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