Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

erschrocken auf, lief zu dem Brunnen und schöpfte daraus mit einem Becher, der daneben stand, und eilte daß er fortkam. Wie er eben zum eisernen Thor hinaus gieng, da schlugs zwölf, und das Thor schlug so heftig zu, daß es ihm noch ein Stück von der Ferse wegnahm.

Er aber war froh daß er das Wasser des Lebens erlangt hatte, gieng heimwärts und kam wieder an dem Zwerg vorbei. Als dieser das Schwert und das Brot sah, sprach er 'damit hast du großes Gut gewonnen, mit dem Schwert kannst du ganze Heere schlagen, das Brot aber wird niemals all.' Der Prinz wollte ohne seine Brüder nicht zu dem Vater nach Haus kommen und sprach 'lieber Zwerg, kannst du mir nicht sagen, wo meine zwei Brüder sind? sie sind früher als ich nach dem Wasser des Lebens ausgezogen und sind nicht wiedergekommen.' 'Zwischen zwei Bergen stecken sie eingeschlossen,' sprach der Zwerg, 'dahin habe ich sie verwünscht, weil sie so übermüthig waren.' Da bat der Prinz so lange, bis der Zwerg sie wieder los ließ, aber er warnte ihn und sprach 'hüte dich vor ihnen, sie haben ein böses Herz.'

Als seine Brüder kamen, freute er sich und erzählte ihnen wie es ihm ergangen wäre, daß er das Wasser des Lebens gefunden und einen Becher voll mitgenommen und eine schöne Prinzessin erlöst hätte, die wollte ein Jahr lang auf ihn warten, dann sollte Hochzeit gehalten werden, und er bekäme ein großes Reich. Danach ritten sie zusammen fort und geriethen in ein Land, wo Hunger und Krieg war, und der König glaubte schon er müßte verderben, so groß war die Noth. Da gieng der Prinz zu ihm und gab ihm

erschrocken auf, lief zu dem Brunnen und schöpfte daraus mit einem Becher, der daneben stand, und eilte daß er fortkam. Wie er eben zum eisernen Thor hinaus gieng, da schlugs zwölf, und das Thor schlug so heftig zu, daß es ihm noch ein Stück von der Ferse wegnahm.

Er aber war froh daß er das Wasser des Lebens erlangt hatte, gieng heimwärts und kam wieder an dem Zwerg vorbei. Als dieser das Schwert und das Brot sah, sprach er ‘damit hast du großes Gut gewonnen, mit dem Schwert kannst du ganze Heere schlagen, das Brot aber wird niemals all.’ Der Prinz wollte ohne seine Brüder nicht zu dem Vater nach Haus kommen und sprach ‘lieber Zwerg, kannst du mir nicht sagen, wo meine zwei Brüder sind? sie sind früher als ich nach dem Wasser des Lebens ausgezogen und sind nicht wiedergekommen.’ ‘Zwischen zwei Bergen stecken sie eingeschlossen,’ sprach der Zwerg, ‘dahin habe ich sie verwünscht, weil sie so übermüthig waren.’ Da bat der Prinz so lange, bis der Zwerg sie wieder los ließ, aber er warnte ihn und sprach ‘hüte dich vor ihnen, sie haben ein böses Herz.’

Als seine Brüder kamen, freute er sich und erzählte ihnen wie es ihm ergangen wäre, daß er das Wasser des Lebens gefunden und einen Becher voll mitgenommen und eine schöne Prinzessin erlöst hätte, die wollte ein Jahr lang auf ihn warten, dann sollte Hochzeit gehalten werden, und er bekäme ein großes Reich. Danach ritten sie zusammen fort und geriethen in ein Land, wo Hunger und Krieg war, und der König glaubte schon er müßte verderben, so groß war die Noth. Da gieng der Prinz zu ihm und gab ihm

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0086" n="74"/>
erschrocken auf, lief zu dem Brunnen und schöpfte daraus mit einem Becher, der daneben stand, und eilte daß er fortkam. Wie er eben zum eisernen Thor hinaus gieng, da schlugs zwölf, und das Thor schlug so heftig zu, daß es ihm noch ein Stück von der Ferse wegnahm.</p><lb/>
        <p>Er aber war froh daß er das Wasser des Lebens erlangt hatte, gieng heimwärts und kam wieder an dem Zwerg vorbei. Als dieser das Schwert und das Brot sah, sprach er &#x2018;damit hast du großes Gut gewonnen, mit dem Schwert kannst du ganze Heere schlagen, das Brot aber wird niemals all.&#x2019; Der Prinz wollte ohne seine Brüder nicht zu dem Vater nach Haus kommen und sprach &#x2018;lieber Zwerg, kannst du mir nicht sagen, wo meine zwei Brüder sind? sie sind früher als ich nach dem Wasser des Lebens ausgezogen und sind nicht wiedergekommen.&#x2019; &#x2018;Zwischen zwei Bergen stecken sie eingeschlossen,&#x2019; sprach der Zwerg, &#x2018;dahin habe ich sie verwünscht, weil sie so übermüthig waren.&#x2019; Da bat der Prinz so lange, bis der Zwerg sie wieder los ließ, aber er warnte ihn und sprach &#x2018;hüte dich vor ihnen, sie haben ein böses Herz.&#x2019;</p><lb/>
        <p>Als seine Brüder kamen, freute er sich und erzählte ihnen wie es ihm ergangen wäre, daß er das Wasser des Lebens gefunden und einen Becher voll mitgenommen und eine schöne Prinzessin erlöst hätte, die wollte ein Jahr lang auf ihn warten, dann sollte Hochzeit gehalten werden, und er bekäme ein großes Reich. Danach ritten sie zusammen fort und geriethen in ein Land, wo Hunger und Krieg war, und der König glaubte schon er müßte verderben, so groß war die Noth. Da gieng der Prinz zu ihm und gab ihm
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[74/0086] erschrocken auf, lief zu dem Brunnen und schöpfte daraus mit einem Becher, der daneben stand, und eilte daß er fortkam. Wie er eben zum eisernen Thor hinaus gieng, da schlugs zwölf, und das Thor schlug so heftig zu, daß es ihm noch ein Stück von der Ferse wegnahm. Er aber war froh daß er das Wasser des Lebens erlangt hatte, gieng heimwärts und kam wieder an dem Zwerg vorbei. Als dieser das Schwert und das Brot sah, sprach er ‘damit hast du großes Gut gewonnen, mit dem Schwert kannst du ganze Heere schlagen, das Brot aber wird niemals all.’ Der Prinz wollte ohne seine Brüder nicht zu dem Vater nach Haus kommen und sprach ‘lieber Zwerg, kannst du mir nicht sagen, wo meine zwei Brüder sind? sie sind früher als ich nach dem Wasser des Lebens ausgezogen und sind nicht wiedergekommen.’ ‘Zwischen zwei Bergen stecken sie eingeschlossen,’ sprach der Zwerg, ‘dahin habe ich sie verwünscht, weil sie so übermüthig waren.’ Da bat der Prinz so lange, bis der Zwerg sie wieder los ließ, aber er warnte ihn und sprach ‘hüte dich vor ihnen, sie haben ein böses Herz.’ Als seine Brüder kamen, freute er sich und erzählte ihnen wie es ihm ergangen wäre, daß er das Wasser des Lebens gefunden und einen Becher voll mitgenommen und eine schöne Prinzessin erlöst hätte, die wollte ein Jahr lang auf ihn warten, dann sollte Hochzeit gehalten werden, und er bekäme ein großes Reich. Danach ritten sie zusammen fort und geriethen in ein Land, wo Hunger und Krieg war, und der König glaubte schon er müßte verderben, so groß war die Noth. Da gieng der Prinz zu ihm und gab ihm

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-03T16:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1850/86
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1850, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1850/86>, abgerufen am 16.04.2024.