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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1850.

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und sieht was ich gethan habe, so schlägt er mich todt. Lieber will ich mir selbst das Leben nehmen.'

Der Junge hatte einmal gehört wie die Bäuerin sprach 'unter dem Bett habe ich einen Topf mit Gift stehen.' Sie hatte es aber nur gesagt, um die Näscher zurückzuhalten, denn es war Honig darin. Der Junge kroch also unter das Bett, holte den Topf hervor und aß ihn ganz aus. 'Jch weiß nicht,' sprach er, 'die Leute sagen der Tod sei bitter, mir schmeckt er süß. Kein Wunder daß die Bäuerin sich so oft den Tod wünscht.' Er setzte sich auf ein Stühlchen und war gefaßt zu sterben. Aber statt daß er schwächer werden sollte, fühlte er sich von der nahrhaften Speise gestärkt. 'Es muß kein Gift gewesen sein,' sagte er, 'aber der Bauer hat einmal gesagt in seinem Kleiderkasten läge ein Fläschchen mit Fliegengift, das wird wohl das wahre Gift sein und mir den Tod bringen.' Es war aber kein Fliegengift, sondern Ungarwein. Der Junge holte die Flasche heraus und trank sie aus. 'Auch dieser Tod schmeckt süß,' sagte er, doch als bald hernach der Wein anfieng ihm ins Gehirn zu steigen und ihn zu betäuben, so meinte er sein Ende nahete sich heran. 'Jch fühle daß ich sterben muß,' sprach er, 'ich will hinaus auf den Kirchhof gehen, und ein Grab suchen.' Er taumelte fort, erreichte den Kirchhof und legte sich in ein frisch geöffnetes Grab. Die Sinne verschwanden ihm immer mehr. Jn der Nähe stand ein Wirthshaus, wo eine Hochzeit gefeiert wurde: als er die Musik hörte, däuchte er sich schon im Paradies zu sein, bis er endlich alle Besinnung verlor. Der arme Junge erwachte nicht wieder, die Glut des heißen Weins und

und sieht was ich gethan habe, so schlägt er mich todt. Lieber will ich mir selbst das Leben nehmen.’

Der Junge hatte einmal gehört wie die Bäuerin sprach ‘unter dem Bett habe ich einen Topf mit Gift stehen.’ Sie hatte es aber nur gesagt, um die Näscher zurückzuhalten, denn es war Honig darin. Der Junge kroch also unter das Bett, holte den Topf hervor und aß ihn ganz aus. ‘Jch weiß nicht,’ sprach er, ‘die Leute sagen der Tod sei bitter, mir schmeckt er süß. Kein Wunder daß die Bäuerin sich so oft den Tod wünscht.’ Er setzte sich auf ein Stühlchen und war gefaßt zu sterben. Aber statt daß er schwächer werden sollte, fühlte er sich von der nahrhaften Speise gestärkt. ‘Es muß kein Gift gewesen sein,’ sagte er, ‘aber der Bauer hat einmal gesagt in seinem Kleiderkasten läge ein Fläschchen mit Fliegengift, das wird wohl das wahre Gift sein und mir den Tod bringen.’ Es war aber kein Fliegengift, sondern Ungarwein. Der Junge holte die Flasche heraus und trank sie aus. ‘Auch dieser Tod schmeckt süß,’ sagte er, doch als bald hernach der Wein anfieng ihm ins Gehirn zu steigen und ihn zu betäuben, so meinte er sein Ende nahete sich heran. ‘Jch fühle daß ich sterben muß,’ sprach er, ‘ich will hinaus auf den Kirchhof gehen, und ein Grab suchen.’ Er taumelte fort, erreichte den Kirchhof und legte sich in ein frisch geöffnetes Grab. Die Sinne verschwanden ihm immer mehr. Jn der Nähe stand ein Wirthshaus, wo eine Hochzeit gefeiert wurde: als er die Musik hörte, däuchte er sich schon im Paradies zu sein, bis er endlich alle Besinnung verlor. Der arme Junge erwachte nicht wieder, die Glut des heißen Weins und

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[456/0468] und sieht was ich gethan habe, so schlägt er mich todt. Lieber will ich mir selbst das Leben nehmen.’ Der Junge hatte einmal gehört wie die Bäuerin sprach ‘unter dem Bett habe ich einen Topf mit Gift stehen.’ Sie hatte es aber nur gesagt, um die Näscher zurückzuhalten, denn es war Honig darin. Der Junge kroch also unter das Bett, holte den Topf hervor und aß ihn ganz aus. ‘Jch weiß nicht,’ sprach er, ‘die Leute sagen der Tod sei bitter, mir schmeckt er süß. Kein Wunder daß die Bäuerin sich so oft den Tod wünscht.’ Er setzte sich auf ein Stühlchen und war gefaßt zu sterben. Aber statt daß er schwächer werden sollte, fühlte er sich von der nahrhaften Speise gestärkt. ‘Es muß kein Gift gewesen sein,’ sagte er, ‘aber der Bauer hat einmal gesagt in seinem Kleiderkasten läge ein Fläschchen mit Fliegengift, das wird wohl das wahre Gift sein und mir den Tod bringen.’ Es war aber kein Fliegengift, sondern Ungarwein. Der Junge holte die Flasche heraus und trank sie aus. ‘Auch dieser Tod schmeckt süß,’ sagte er, doch als bald hernach der Wein anfieng ihm ins Gehirn zu steigen und ihn zu betäuben, so meinte er sein Ende nahete sich heran. ‘Jch fühle daß ich sterben muß,’ sprach er, ‘ich will hinaus auf den Kirchhof gehen, und ein Grab suchen.’ Er taumelte fort, erreichte den Kirchhof und legte sich in ein frisch geöffnetes Grab. Die Sinne verschwanden ihm immer mehr. Jn der Nähe stand ein Wirthshaus, wo eine Hochzeit gefeiert wurde: als er die Musik hörte, däuchte er sich schon im Paradies zu sein, bis er endlich alle Besinnung verlor. Der arme Junge erwachte nicht wieder, die Glut des heißen Weins und

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1850, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1850/468>, abgerufen am 22.11.2024.