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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1850.

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Strick!' 'O,' antwortete der Lange, 'das ist noch gar nichts, wenn ich meine Gliedmaßen erst recht ausstrecke, bin ich noch dreitausendmal so lang, und bin größer als der höchste Berg auf Erden. Jch will euch gerne dienen, wenn ihr mich annehmen wollt.' 'Komm mit,' sprach der Königssohn, 'ich kann dich brauchen.' Sie zogen weiter und fanden einen am Weg sitzen, der hatte die Augen zugebunden. Sprach der Königssohn zu ihm 'hast du blöde Augen, daß du nicht in das Licht sehen kannst?' 'Nein,' antwortete der Mann, 'ich darf die Binde nicht abnehmen, denn was ich mit meinen Augen ansehe, das springt aus einander, so gewaltig ist mein Blick. Kann euch das nützen, so will ich euch gern dienen.' 'Komm mit,' antwortete der Königssohn, 'ich kann dich brauchen.' Sie zogen weiter und fanden einen Mann, der lag mitten im heißen Sonnenschein und zitterte und fror am ganzen Leibe, so daß ihm kein Glied still stand. 'Wie kannst du frieren?' sprach der Königssohn, 'und die Sonne scheint so warm.' 'Ach,' antwortete der Mann, 'meine Natur ist ganz anderer Art, je heißer es ist, desto mehr frier ich, und der Frost dringt mir durch alle Knochen: und je kälter es ist, desto heißer wird mir: mitten im Eis kann ichs vor Hitze, und mitten im Feuer vor Kälte nicht aushalten.' 'Du bist ein wunderlicher Kerl,' sprach der Königssohn, 'aber wenn du mir dienen willst, so komm mit.' Nun zogen sie weiter und sahen einen Mann stehen, der machte einen langen Hals, schaute sich um und schaute über alle Berge hinaus. Sprach der Königssohn 'wonach siehst du so eifrig?' Der Mann antwortete 'ich habe so helle Augen, daß ich über alle Wälder und

Strick!’ ‘O,’ antwortete der Lange, ‘das ist noch gar nichts, wenn ich meine Gliedmaßen erst recht ausstrecke, bin ich noch dreitausendmal so lang, und bin größer als der höchste Berg auf Erden. Jch will euch gerne dienen, wenn ihr mich annehmen wollt.’ ‘Komm mit,’ sprach der Königssohn, ‘ich kann dich brauchen.’ Sie zogen weiter und fanden einen am Weg sitzen, der hatte die Augen zugebunden. Sprach der Königssohn zu ihm ‘hast du blöde Augen, daß du nicht in das Licht sehen kannst?’ ‘Nein,’ antwortete der Mann, ‘ich darf die Binde nicht abnehmen, denn was ich mit meinen Augen ansehe, das springt aus einander, so gewaltig ist mein Blick. Kann euch das nützen, so will ich euch gern dienen.’ ‘Komm mit,’ antwortete der Königssohn, ‘ich kann dich brauchen.’ Sie zogen weiter und fanden einen Mann, der lag mitten im heißen Sonnenschein und zitterte und fror am ganzen Leibe, so daß ihm kein Glied still stand. ‘Wie kannst du frieren?’ sprach der Königssohn, ‘und die Sonne scheint so warm.’ ‘Ach,’ antwortete der Mann, ‘meine Natur ist ganz anderer Art, je heißer es ist, desto mehr frier ich, und der Frost dringt mir durch alle Knochen: und je kälter es ist, desto heißer wird mir: mitten im Eis kann ichs vor Hitze, und mitten im Feuer vor Kälte nicht aushalten.’ ‘Du bist ein wunderlicher Kerl,’ sprach der Königssohn, ‘aber wenn du mir dienen willst, so komm mit.’ Nun zogen sie weiter und sahen einen Mann stehen, der machte einen langen Hals, schaute sich um und schaute über alle Berge hinaus. Sprach der Königssohn ‘wonach siehst du so eifrig?’ Der Mann antwortete ‘ich habe so helle Augen, daß ich über alle Wälder und

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[268/0280] Strick!’ ‘O,’ antwortete der Lange, ‘das ist noch gar nichts, wenn ich meine Gliedmaßen erst recht ausstrecke, bin ich noch dreitausendmal so lang, und bin größer als der höchste Berg auf Erden. Jch will euch gerne dienen, wenn ihr mich annehmen wollt.’ ‘Komm mit,’ sprach der Königssohn, ‘ich kann dich brauchen.’ Sie zogen weiter und fanden einen am Weg sitzen, der hatte die Augen zugebunden. Sprach der Königssohn zu ihm ‘hast du blöde Augen, daß du nicht in das Licht sehen kannst?’ ‘Nein,’ antwortete der Mann, ‘ich darf die Binde nicht abnehmen, denn was ich mit meinen Augen ansehe, das springt aus einander, so gewaltig ist mein Blick. Kann euch das nützen, so will ich euch gern dienen.’ ‘Komm mit,’ antwortete der Königssohn, ‘ich kann dich brauchen.’ Sie zogen weiter und fanden einen Mann, der lag mitten im heißen Sonnenschein und zitterte und fror am ganzen Leibe, so daß ihm kein Glied still stand. ‘Wie kannst du frieren?’ sprach der Königssohn, ‘und die Sonne scheint so warm.’ ‘Ach,’ antwortete der Mann, ‘meine Natur ist ganz anderer Art, je heißer es ist, desto mehr frier ich, und der Frost dringt mir durch alle Knochen: und je kälter es ist, desto heißer wird mir: mitten im Eis kann ichs vor Hitze, und mitten im Feuer vor Kälte nicht aushalten.’ ‘Du bist ein wunderlicher Kerl,’ sprach der Königssohn, ‘aber wenn du mir dienen willst, so komm mit.’ Nun zogen sie weiter und sahen einen Mann stehen, der machte einen langen Hals, schaute sich um und schaute über alle Berge hinaus. Sprach der Königssohn ‘wonach siehst du so eifrig?’ Der Mann antwortete ‘ich habe so helle Augen, daß ich über alle Wälder und

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1850, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1850/280>, abgerufen am 09.11.2024.