Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1850.101. Der Bärenhäuter. Es war einmal ein junger Kerl, der ließ sich als Soldat anwerben, hielt sich tapfer und war immer der vorderste wenn es blaue Bohnen regnete. Solange der Krieg dauerte, gieng alles gut, aber als Friede geschlossen war, erhielt er seinen Abschied, und der Hauptmann sagte er könnte gehen wohin er wollte. Seine Eltern waren todt, und er hatte keine Heimat mehr, da gieng er zu seinen Brüdern und bat sie möchten ihm so lange Unterhalt geben bis der Krieg wieder anfienge. Die Brüder aber waren hartherzig und sagten 'was sollen wir mit dir? wir können dich nicht brauchen, sieh zu wie du dich durchschlägst.' Der Soldat hatte nichts übrig als sein Gewehr, das nahm er auf die Schulter und wollte in die Welt gehen. Er kam auf eine große Heide, auf der nichts zu sehen war als ein Ring von Bäumen: darunter setzte er sich ganz traurig nieder und sann über sein Schicksal nach. 'Jch habe kein Geld,' dachte er, 'ich habe nichts gelernt als das Kriegshandwerk, und jetzt weil Friede geschlossen ist, brauchen sie mich nicht mehr; ich sehe voraus ich muß verhungern.' Auf einmal hörte er ein Brausen, und wie er sich umblickte, stand ein unbekannter Mann vor ihm, der einen grünen Rock trug, recht stattlich aussah, 101. Der Bärenhäuter. Es war einmal ein junger Kerl, der ließ sich als Soldat anwerben, hielt sich tapfer und war immer der vorderste wenn es blaue Bohnen regnete. Solange der Krieg dauerte, gieng alles gut, aber als Friede geschlossen war, erhielt er seinen Abschied, und der Hauptmann sagte er könnte gehen wohin er wollte. Seine Eltern waren todt, und er hatte keine Heimat mehr, da gieng er zu seinen Brüdern und bat sie möchten ihm so lange Unterhalt geben bis der Krieg wieder anfienge. Die Brüder aber waren hartherzig und sagten ‘was sollen wir mit dir? wir können dich nicht brauchen, sieh zu wie du dich durchschlägst.’ Der Soldat hatte nichts übrig als sein Gewehr, das nahm er auf die Schulter und wollte in die Welt gehen. Er kam auf eine große Heide, auf der nichts zu sehen war als ein Ring von Bäumen: darunter setzte er sich ganz traurig nieder und sann über sein Schicksal nach. ‘Jch habe kein Geld,’ dachte er, ‘ich habe nichts gelernt als das Kriegshandwerk, und jetzt weil Friede geschlossen ist, brauchen sie mich nicht mehr; ich sehe voraus ich muß verhungern.’ Auf einmal hörte er ein Brausen, und wie er sich umblickte, stand ein unbekannter Mann vor ihm, der einen grünen Rock trug, recht stattlich aussah, <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0105" n="93"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">101.<lb/> Der Bärenhäuter.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">E</hi>s war einmal ein junger Kerl, der ließ sich als Soldat anwerben, hielt sich tapfer und war immer der vorderste wenn es blaue Bohnen regnete. Solange der Krieg dauerte, gieng alles gut, aber als Friede geschlossen war, erhielt er seinen Abschied, und der Hauptmann sagte er könnte gehen wohin er wollte. Seine Eltern waren todt, und er hatte keine Heimat mehr, da gieng er zu seinen Brüdern und bat sie möchten ihm so lange Unterhalt geben bis der Krieg wieder anfienge. Die Brüder aber waren hartherzig und sagten ‘was sollen wir mit dir? wir können dich nicht brauchen, sieh zu wie du dich durchschlägst.’ Der Soldat hatte nichts übrig als sein Gewehr, das nahm er auf die Schulter und wollte in die Welt gehen. Er kam auf eine große Heide, auf der nichts zu sehen war als ein Ring von Bäumen: darunter setzte er sich ganz traurig nieder und sann über sein Schicksal nach. ‘Jch habe kein Geld,’ dachte er, ‘ich habe nichts gelernt als das Kriegshandwerk, und jetzt weil Friede geschlossen ist, brauchen sie mich nicht mehr; ich sehe voraus ich muß verhungern.’ Auf einmal hörte er ein Brausen, und wie er sich umblickte, stand ein unbekannter Mann vor ihm, der einen grünen Rock trug, recht stattlich aussah, </p> </div> </body> </text> </TEI> [93/0105]
101.
Der Bärenhäuter.
Es war einmal ein junger Kerl, der ließ sich als Soldat anwerben, hielt sich tapfer und war immer der vorderste wenn es blaue Bohnen regnete. Solange der Krieg dauerte, gieng alles gut, aber als Friede geschlossen war, erhielt er seinen Abschied, und der Hauptmann sagte er könnte gehen wohin er wollte. Seine Eltern waren todt, und er hatte keine Heimat mehr, da gieng er zu seinen Brüdern und bat sie möchten ihm so lange Unterhalt geben bis der Krieg wieder anfienge. Die Brüder aber waren hartherzig und sagten ‘was sollen wir mit dir? wir können dich nicht brauchen, sieh zu wie du dich durchschlägst.’ Der Soldat hatte nichts übrig als sein Gewehr, das nahm er auf die Schulter und wollte in die Welt gehen. Er kam auf eine große Heide, auf der nichts zu sehen war als ein Ring von Bäumen: darunter setzte er sich ganz traurig nieder und sann über sein Schicksal nach. ‘Jch habe kein Geld,’ dachte er, ‘ich habe nichts gelernt als das Kriegshandwerk, und jetzt weil Friede geschlossen ist, brauchen sie mich nicht mehr; ich sehe voraus ich muß verhungern.’ Auf einmal hörte er ein Brausen, und wie er sich umblickte, stand ein unbekannter Mann vor ihm, der einen grünen Rock trug, recht stattlich aussah,
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