Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843.zu wissen,' und ritt weiter. Das kleine Männchen aber war zornig geworden, und hatte einen bösen Wunsch gethan. Der Prinz kam auf seinem Weg in eine Bergschlucht, und je weiter er ritt, je enger thaten sich die Berge zusammen, und endlich ward der Weg so eng, daß er keinen Schritt weiter konnte, und auch das Pferd konnte er nicht wenden, und nicht einmal absteigen, und mußte da eingesperrt bleiben. Der kranke König wartete auf ihn, aber er kam nicht und kam nicht. Da sagte der zweite Sohn 'so will ich ausziehen, und das Wasser suchen,' und dachte bei sich 'das ist mir eben recht, ist mein Bruder todt, so fällt das Reich mir zu.' Der König wollt ihn anfangs auch nicht ziehen lassen, endlich aber mußte ers doch zugeben. Der Prinz zog also gleiches Wegs fort, und begegnete demselben Zwerg, der ihn anhielt, und fragte 'wohinaus so geschwind?' 'Du Knirps,' sagte der Prinz, 'das brauchst du nicht zu wissen,' und ritt, ohne sich weiter umzusehen, fort. Aber der Zwerg verwünschte ihn, und er gerieth wie der andere in eine Bergschlucht, und konnte nicht vorwärts und rückwärts. So gehts aber den Hochmüthigen. Wie nun der zweite Sohn ausblieb, sagte der jüngste er wollte ausziehen, und das Wasser holen, und der König mußte ihn endlich auch gehen lassen. Als er den Zwerg auf dem Wege fand, und dieser ihn fragte 'wohinaus so geschwind?' so stand er ihm Rede, und sagte 'ich suche das Wasser des Lebens, weil mein Vater sterbenskrank ist.' 'Weißt du auch wo das zu finden ist?' 'Nein,' sagte der Prinz. 'Weil du mir ordentlich Rede gestanden hast, so will ich dirs sagen. Es quillt aus einem zu wissen,’ und ritt weiter. Das kleine Männchen aber war zornig geworden, und hatte einen bösen Wunsch gethan. Der Prinz kam auf seinem Weg in eine Bergschlucht, und je weiter er ritt, je enger thaten sich die Berge zusammen, und endlich ward der Weg so eng, daß er keinen Schritt weiter konnte, und auch das Pferd konnte er nicht wenden, und nicht einmal absteigen, und mußte da eingesperrt bleiben. Der kranke König wartete auf ihn, aber er kam nicht und kam nicht. Da sagte der zweite Sohn ‘so will ich ausziehen, und das Wasser suchen,’ und dachte bei sich ‘das ist mir eben recht, ist mein Bruder todt, so fällt das Reich mir zu.’ Der König wollt ihn anfangs auch nicht ziehen lassen, endlich aber mußte ers doch zugeben. Der Prinz zog also gleiches Wegs fort, und begegnete demselben Zwerg, der ihn anhielt, und fragte ‘wohinaus so geschwind?’ ‘Du Knirps,’ sagte der Prinz, ‘das brauchst du nicht zu wissen,’ und ritt, ohne sich weiter umzusehen, fort. Aber der Zwerg verwünschte ihn, und er gerieth wie der andere in eine Bergschlucht, und konnte nicht vorwärts und rückwärts. So gehts aber den Hochmüthigen. Wie nun der zweite Sohn ausblieb, sagte der jüngste er wollte ausziehen, und das Wasser holen, und der König mußte ihn endlich auch gehen lassen. Als er den Zwerg auf dem Wege fand, und dieser ihn fragte ‘wohinaus so geschwind?’ so stand er ihm Rede, und sagte ‘ich suche das Wasser des Lebens, weil mein Vater sterbenskrank ist.’ ‘Weißt du auch wo das zu finden ist?’ ‘Nein,’ sagte der Prinz. ‘Weil du mir ordentlich Rede gestanden hast, so will ich dirs sagen. Es quillt aus einem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0082" n="72"/> zu wissen,’ und ritt weiter. Das kleine Männchen aber war zornig geworden, und hatte einen bösen Wunsch gethan. Der Prinz kam auf seinem Weg in eine Bergschlucht, und je weiter er ritt, je enger thaten sich die Berge zusammen, und endlich ward der Weg so eng, daß er keinen Schritt weiter konnte, und auch das Pferd konnte er nicht wenden, und nicht einmal absteigen, und mußte da eingesperrt bleiben. Der kranke König wartete auf ihn, aber er kam nicht und kam nicht. Da sagte der zweite Sohn ‘so will ich ausziehen, und das Wasser suchen,’ und dachte bei sich ‘das ist mir eben recht, ist mein Bruder todt, so fällt das Reich mir zu.’ Der König wollt ihn anfangs auch nicht ziehen lassen, endlich aber mußte ers doch zugeben. Der Prinz zog also gleiches Wegs fort, und begegnete demselben Zwerg, der ihn anhielt, und fragte ‘wohinaus so geschwind?’ ‘Du Knirps,’ sagte der Prinz, ‘das brauchst du nicht zu wissen,’ und ritt, ohne sich weiter umzusehen, fort. Aber der Zwerg verwünschte ihn, und er gerieth wie der andere in eine Bergschlucht, und konnte nicht vorwärts und rückwärts. So gehts aber den Hochmüthigen.</p><lb/> <p>Wie nun der zweite Sohn ausblieb, sagte der jüngste er wollte ausziehen, und das Wasser holen, und der König mußte ihn endlich auch gehen lassen. Als er den Zwerg auf dem Wege fand, und dieser ihn fragte ‘wohinaus so geschwind?’ so stand er ihm Rede, und sagte ‘ich suche das Wasser des Lebens, weil mein Vater sterbenskrank ist.’ ‘Weißt du auch wo das zu finden ist?’ ‘Nein,’ sagte der Prinz. ‘Weil du mir ordentlich Rede gestanden hast, so will ich dirs sagen. Es quillt aus einem </p> </div> </body> </text> </TEI> [72/0082]
zu wissen,’ und ritt weiter. Das kleine Männchen aber war zornig geworden, und hatte einen bösen Wunsch gethan. Der Prinz kam auf seinem Weg in eine Bergschlucht, und je weiter er ritt, je enger thaten sich die Berge zusammen, und endlich ward der Weg so eng, daß er keinen Schritt weiter konnte, und auch das Pferd konnte er nicht wenden, und nicht einmal absteigen, und mußte da eingesperrt bleiben. Der kranke König wartete auf ihn, aber er kam nicht und kam nicht. Da sagte der zweite Sohn ‘so will ich ausziehen, und das Wasser suchen,’ und dachte bei sich ‘das ist mir eben recht, ist mein Bruder todt, so fällt das Reich mir zu.’ Der König wollt ihn anfangs auch nicht ziehen lassen, endlich aber mußte ers doch zugeben. Der Prinz zog also gleiches Wegs fort, und begegnete demselben Zwerg, der ihn anhielt, und fragte ‘wohinaus so geschwind?’ ‘Du Knirps,’ sagte der Prinz, ‘das brauchst du nicht zu wissen,’ und ritt, ohne sich weiter umzusehen, fort. Aber der Zwerg verwünschte ihn, und er gerieth wie der andere in eine Bergschlucht, und konnte nicht vorwärts und rückwärts. So gehts aber den Hochmüthigen.
Wie nun der zweite Sohn ausblieb, sagte der jüngste er wollte ausziehen, und das Wasser holen, und der König mußte ihn endlich auch gehen lassen. Als er den Zwerg auf dem Wege fand, und dieser ihn fragte ‘wohinaus so geschwind?’ so stand er ihm Rede, und sagte ‘ich suche das Wasser des Lebens, weil mein Vater sterbenskrank ist.’ ‘Weißt du auch wo das zu finden ist?’ ‘Nein,’ sagte der Prinz. ‘Weil du mir ordentlich Rede gestanden hast, so will ich dirs sagen. Es quillt aus einem
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1843 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1843/82 |
Zitationshilfe: | Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1843/82>, abgerufen am 16.07.2024. |