Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843.Wagen, und fuhr weg in das goldene Schloß von Stromberg. Als der Mann aufwachte, und sah daß er geschlafen hatte, ward er von Herzen traurig, und sprach 'gewiß nun ist sie vorbei gefahren, und ich habe sie nicht erlöst.' Da fielen ihm die Dinge in die Augen, die neben ihm lagen, und er las den Brief darin geschrieben stand wie es zugegangen war. Also machte er sich auf, und gieng fort, und wollte nach dem goldenen Schloß von Stromberg, aber er wußte nicht wo es lag. Nun war er schon lange in der Welt herumgegangen, da kam er in einen dunkeln Wald, und gieng vierzehn Tage darin fort, und konnte sich nicht herausfinden. Da ward es wieder Abend, und er war so müde, daß er sich an einen Busch legte, und einschlief. Am andern Tag gieng er weiter, und wollte sich Abends wieder an einen Busch legen, da hörte er ein Heulen und Jammern daß er nicht einschlafen konnte. Und wie die Zeit kam, wo die Leute Lichter anstecken, sah er eins schimmern, und machte sich auf, und gieng ihm nach, da kam er vor ein Haus, das schien so klein, denn es stand ein großer Riese davor. Da dachte er bei sich 'gehst du wohl hinein oder nicht? wenn dus thust, kommst du vielleicht ums Leben, du willst es aber doch einmal wagen.' Wie er nun darauf zu gieng, und der Riese ihn sah, sprach er 'es ist gut, daß du kommst, ich habe doch lange nichts gegessen, jetzt will ich dich gleich zum Abendbrot verschlucken.' 'Laß das lieber sein,' sprach der Mann, 'wenn du essen willst, so hab ich etwas bei mir.' 'Wenn das wahr ist,' sagte der Riese, 'so kannst du ruhig bleiben.' Da giengen sie hinein, und setzten sich Wagen, und fuhr weg in das goldene Schloß von Stromberg. Als der Mann aufwachte, und sah daß er geschlafen hatte, ward er von Herzen traurig, und sprach ‘gewiß nun ist sie vorbei gefahren, und ich habe sie nicht erlöst.’ Da fielen ihm die Dinge in die Augen, die neben ihm lagen, und er las den Brief darin geschrieben stand wie es zugegangen war. Also machte er sich auf, und gieng fort, und wollte nach dem goldenen Schloß von Stromberg, aber er wußte nicht wo es lag. Nun war er schon lange in der Welt herumgegangen, da kam er in einen dunkeln Wald, und gieng vierzehn Tage darin fort, und konnte sich nicht herausfinden. Da ward es wieder Abend, und er war so müde, daß er sich an einen Busch legte, und einschlief. Am andern Tag gieng er weiter, und wollte sich Abends wieder an einen Busch legen, da hörte er ein Heulen und Jammern daß er nicht einschlafen konnte. Und wie die Zeit kam, wo die Leute Lichter anstecken, sah er eins schimmern, und machte sich auf, und gieng ihm nach, da kam er vor ein Haus, das schien so klein, denn es stand ein großer Riese davor. Da dachte er bei sich ‘gehst du wohl hinein oder nicht? wenn dus thust, kommst du vielleicht ums Leben, du willst es aber doch einmal wagen.’ Wie er nun darauf zu gieng, und der Riese ihn sah, sprach er ‘es ist gut, daß du kommst, ich habe doch lange nichts gegessen, jetzt will ich dich gleich zum Abendbrot verschlucken.’ ‘Laß das lieber sein,’ sprach der Mann, ‘wenn du essen willst, so hab ich etwas bei mir.’ ‘Wenn das wahr ist,’ sagte der Riese, ‘so kannst du ruhig bleiben.’ Da giengen sie hinein, und setzten sich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0061" n="51"/> Wagen, und fuhr weg in das goldene Schloß von Stromberg.</p><lb/> <p>Als der Mann aufwachte, und sah daß er geschlafen hatte, ward er von Herzen traurig, und sprach ‘gewiß nun ist sie vorbei gefahren, und ich habe sie nicht erlöst.’ Da fielen ihm die Dinge in die Augen, die neben ihm lagen, und er las den Brief darin geschrieben stand wie es zugegangen war. Also machte er sich auf, und gieng fort, und wollte nach dem goldenen Schloß von Stromberg, aber er wußte nicht wo es lag. Nun war er schon lange in der Welt herumgegangen, da kam er in einen dunkeln Wald, und gieng vierzehn Tage darin fort, und konnte sich nicht herausfinden. Da ward es wieder Abend, und er war so müde, daß er sich an einen Busch legte, und einschlief. Am andern Tag gieng er weiter, und wollte sich Abends wieder an einen Busch legen, da hörte er ein Heulen und Jammern daß er nicht einschlafen konnte. Und wie die Zeit kam, wo die Leute Lichter anstecken, sah er eins schimmern, und machte sich auf, und gieng ihm nach, da kam er vor ein Haus, das schien so klein, denn es stand ein großer Riese davor. Da dachte er bei sich ‘gehst du wohl hinein oder nicht? wenn dus thust, kommst du vielleicht ums Leben, du willst es aber doch einmal wagen.’ Wie er nun darauf zu gieng, und der Riese ihn sah, sprach er ‘es ist gut, daß du kommst, ich habe doch lange nichts gegessen, jetzt will ich dich gleich zum Abendbrot verschlucken.’ ‘Laß das lieber sein,’ sprach der Mann, ‘wenn du essen willst, so hab ich etwas bei mir.’ ‘Wenn das wahr ist,’ sagte der Riese, ‘so kannst du ruhig bleiben.’ Da giengen sie hinein, und setzten sich </p> </div> </body> </text> </TEI> [51/0061]
Wagen, und fuhr weg in das goldene Schloß von Stromberg.
Als der Mann aufwachte, und sah daß er geschlafen hatte, ward er von Herzen traurig, und sprach ‘gewiß nun ist sie vorbei gefahren, und ich habe sie nicht erlöst.’ Da fielen ihm die Dinge in die Augen, die neben ihm lagen, und er las den Brief darin geschrieben stand wie es zugegangen war. Also machte er sich auf, und gieng fort, und wollte nach dem goldenen Schloß von Stromberg, aber er wußte nicht wo es lag. Nun war er schon lange in der Welt herumgegangen, da kam er in einen dunkeln Wald, und gieng vierzehn Tage darin fort, und konnte sich nicht herausfinden. Da ward es wieder Abend, und er war so müde, daß er sich an einen Busch legte, und einschlief. Am andern Tag gieng er weiter, und wollte sich Abends wieder an einen Busch legen, da hörte er ein Heulen und Jammern daß er nicht einschlafen konnte. Und wie die Zeit kam, wo die Leute Lichter anstecken, sah er eins schimmern, und machte sich auf, und gieng ihm nach, da kam er vor ein Haus, das schien so klein, denn es stand ein großer Riese davor. Da dachte er bei sich ‘gehst du wohl hinein oder nicht? wenn dus thust, kommst du vielleicht ums Leben, du willst es aber doch einmal wagen.’ Wie er nun darauf zu gieng, und der Riese ihn sah, sprach er ‘es ist gut, daß du kommst, ich habe doch lange nichts gegessen, jetzt will ich dich gleich zum Abendbrot verschlucken.’ ‘Laß das lieber sein,’ sprach der Mann, ‘wenn du essen willst, so hab ich etwas bei mir.’ ‘Wenn das wahr ist,’ sagte der Riese, ‘so kannst du ruhig bleiben.’ Da giengen sie hinein, und setzten sich
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-06-01T16:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |