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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843.

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und brachte es hinauf; da steckten sie es an einen Spieß, und machten sich einen Braten zurecht, und waren guter Dinge. Nun verabredeten sie daß jeden Tag, der Reihe nach, zwei auf die Jagd gehen sollten, und einer daheim bleiben und kochen, für jeden neun Pfund Fleisch. Den ersten Tag blieb der Tannendreher daheim, und Hans und der Felsenklipperer giengen auf die Jagd. Als der Tannendreher beim Kochen beschäftigt war, kam ein kleines zusammengeschrumpeltes Männchen zu ihm auf das Schloß und forderte Fleisch. 'Pack dich, Duckmäuser,' antwortete er, 'du brauchst kein Fleisch.' Aber wie verwunderte sich der Tannendreher, als das kleine unscheinbare Männlein an ihm hinauf sprang, und mit Fäusten so auf ihn losschlug, daß er sich nicht wehren konnte, zur Erde fiel, und nach Athem schnappte. Und das Männlein gieng nicht eher fort, als bis es seinen Zorn völlig an ihm ausgelassen hatte. Als die zwei andern von der Jagd heimkamen, sagte ihnen der Tannendreher nichts von dem alten Männchen und den Schlägen, die er bekommen hatte, und dachte 'wenn sie daheim bleiben, so können sies auch einmal mit dem kleinen Ungeheuer versuchen,' und der bloße Gedanke machte ihm schon Vergnügen. Den folgenden Tag blieb der Steinklipperer daheim, und dem gieng es gerade so wie dem Tannendreher, und er ward von dem Männlein übel zugerichtet, weil er ihm kein Fleisch hatte geben wollen. Als die andern Abends nach Haus kamen, sah es ihm der Tannendreher wohl an was er erfahren hatte, aber beide schwiegen still, und dachten 'der Hans muß auch von der Suppe kosten.' Der Hans, der den nächsten Tag daheim bleiben mußte,

und brachte es hinauf; da steckten sie es an einen Spieß, und machten sich einen Braten zurecht, und waren guter Dinge. Nun verabredeten sie daß jeden Tag, der Reihe nach, zwei auf die Jagd gehen sollten, und einer daheim bleiben und kochen, für jeden neun Pfund Fleisch. Den ersten Tag blieb der Tannendreher daheim, und Hans und der Felsenklipperer giengen auf die Jagd. Als der Tannendreher beim Kochen beschäftigt war, kam ein kleines zusammengeschrumpeltes Männchen zu ihm auf das Schloß und forderte Fleisch. ‘Pack dich, Duckmäuser,’ antwortete er, ‘du brauchst kein Fleisch.’ Aber wie verwunderte sich der Tannendreher, als das kleine unscheinbare Männlein an ihm hinauf sprang, und mit Fäusten so auf ihn losschlug, daß er sich nicht wehren konnte, zur Erde fiel, und nach Athem schnappte. Und das Männlein gieng nicht eher fort, als bis es seinen Zorn völlig an ihm ausgelassen hatte. Als die zwei andern von der Jagd heimkamen, sagte ihnen der Tannendreher nichts von dem alten Männchen und den Schlägen, die er bekommen hatte, und dachte ‘wenn sie daheim bleiben, so können sies auch einmal mit dem kleinen Ungeheuer versuchen,’ und der bloße Gedanke machte ihm schon Vergnügen. Den folgenden Tag blieb der Steinklipperer daheim, und dem gieng es gerade so wie dem Tannendreher, und er ward von dem Männlein übel zugerichtet, weil er ihm kein Fleisch hatte geben wollen. Als die andern Abends nach Haus kamen, sah es ihm der Tannendreher wohl an was er erfahren hatte, aber beide schwiegen still, und dachten ‘der Hans muß auch von der Suppe kosten.’ Der Hans, der den nächsten Tag daheim bleiben mußte,

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[368/0378] und brachte es hinauf; da steckten sie es an einen Spieß, und machten sich einen Braten zurecht, und waren guter Dinge. Nun verabredeten sie daß jeden Tag, der Reihe nach, zwei auf die Jagd gehen sollten, und einer daheim bleiben und kochen, für jeden neun Pfund Fleisch. Den ersten Tag blieb der Tannendreher daheim, und Hans und der Felsenklipperer giengen auf die Jagd. Als der Tannendreher beim Kochen beschäftigt war, kam ein kleines zusammengeschrumpeltes Männchen zu ihm auf das Schloß und forderte Fleisch. ‘Pack dich, Duckmäuser,’ antwortete er, ‘du brauchst kein Fleisch.’ Aber wie verwunderte sich der Tannendreher, als das kleine unscheinbare Männlein an ihm hinauf sprang, und mit Fäusten so auf ihn losschlug, daß er sich nicht wehren konnte, zur Erde fiel, und nach Athem schnappte. Und das Männlein gieng nicht eher fort, als bis es seinen Zorn völlig an ihm ausgelassen hatte. Als die zwei andern von der Jagd heimkamen, sagte ihnen der Tannendreher nichts von dem alten Männchen und den Schlägen, die er bekommen hatte, und dachte ‘wenn sie daheim bleiben, so können sies auch einmal mit dem kleinen Ungeheuer versuchen,’ und der bloße Gedanke machte ihm schon Vergnügen. Den folgenden Tag blieb der Steinklipperer daheim, und dem gieng es gerade so wie dem Tannendreher, und er ward von dem Männlein übel zugerichtet, weil er ihm kein Fleisch hatte geben wollen. Als die andern Abends nach Haus kamen, sah es ihm der Tannendreher wohl an was er erfahren hatte, aber beide schwiegen still, und dachten ‘der Hans muß auch von der Suppe kosten.’ Der Hans, der den nächsten Tag daheim bleiben mußte,

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1843/378>, abgerufen am 10.06.2024.