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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843.

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Riese, 'giebst du ihn nicht gutwillig, so mußt du mit mir darum kämpfen.'

Sie rangen lange Zeit mit einander, aber der Riese konnte dem Königssohn nichts anhaben, so stark war dieser durch die Zauberkraft des Ringes. Da erdachte der Riese eine List, und sprach zu ihm 'es ist uns warm geworden bei dem Kampf, wir wollen uns erst im Flusse baden und kühlen, eh wir wieder anfangen.' Der Königssohn, der von Falschheit nichts wußte, gieng mit ihm zu dem Wasser, zog seine Kleider ab, streifte auch den Ring vom Arm, legte ihn daneben, und sprang in den Fluß. Alsbald ergriff der Riese den Ring, und lief damit fort, aber der Löwe, der den Diebstahl bemerkt hatte, setzte dem Riesen nach, nahm ihm den Ring wieder ab, und brachte ihn seinem Herrn zurück. Da versteckte sich der Riese hinter einen Eichbaum, und als der Königssohn eben beschäfftigt war seine Kleider wieder anzuziehen, überfiel er ihn, und stach ihm beide Augen aus.

Nun war der arme Königssohn blind, und stand da, und wußte sich nicht zu helfen. Da trat der Riese wieder herzu, und faßte den Blinden bei der Hand, wie jemand der ihn leiten wollte, und führte ihn auf die Spitze eines hohen Felsens. Dann verließ er ihn, und dachte 'wenn er noch ein paar Schritte geht, so stürzt er sich todt, und ich kann ihm den Ring abnehmen.' Aber der treue Löwe hatte seinen Herrn nicht verlassen, hielt ihn am Kleide fest, und zog ihn allmälig wieder zurück. Als der Riese zurück kam, und den Todten berauben wollte, da fand er ihn gerettet. 'Ist denn ein so schwaches Menschenkind nicht zu verderben!' sprach er zornig zu sich

Riese, ‘giebst du ihn nicht gutwillig, so mußt du mit mir darum kämpfen.’

Sie rangen lange Zeit mit einander, aber der Riese konnte dem Königssohn nichts anhaben, so stark war dieser durch die Zauberkraft des Ringes. Da erdachte der Riese eine List, und sprach zu ihm ‘es ist uns warm geworden bei dem Kampf, wir wollen uns erst im Flusse baden und kühlen, eh wir wieder anfangen.’ Der Königssohn, der von Falschheit nichts wußte, gieng mit ihm zu dem Wasser, zog seine Kleider ab, streifte auch den Ring vom Arm, legte ihn daneben, und sprang in den Fluß. Alsbald ergriff der Riese den Ring, und lief damit fort, aber der Löwe, der den Diebstahl bemerkt hatte, setzte dem Riesen nach, nahm ihm den Ring wieder ab, und brachte ihn seinem Herrn zurück. Da versteckte sich der Riese hinter einen Eichbaum, und als der Königssohn eben beschäfftigt war seine Kleider wieder anzuziehen, überfiel er ihn, und stach ihm beide Augen aus.

Nun war der arme Königssohn blind, und stand da, und wußte sich nicht zu helfen. Da trat der Riese wieder herzu, und faßte den Blinden bei der Hand, wie jemand der ihn leiten wollte, und führte ihn auf die Spitze eines hohen Felsens. Dann verließ er ihn, und dachte ‘wenn er noch ein paar Schritte geht, so stürzt er sich todt, und ich kann ihm den Ring abnehmen.’ Aber der treue Löwe hatte seinen Herrn nicht verlassen, hielt ihn am Kleide fest, und zog ihn allmälig wieder zurück. Als der Riese zurück kam, und den Todten berauben wollte, da fand er ihn gerettet. ‘Ist denn ein so schwaches Menschenkind nicht zu verderben!’ sprach er zornig zu sich

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[196/0206] Riese, ‘giebst du ihn nicht gutwillig, so mußt du mit mir darum kämpfen.’ Sie rangen lange Zeit mit einander, aber der Riese konnte dem Königssohn nichts anhaben, so stark war dieser durch die Zauberkraft des Ringes. Da erdachte der Riese eine List, und sprach zu ihm ‘es ist uns warm geworden bei dem Kampf, wir wollen uns erst im Flusse baden und kühlen, eh wir wieder anfangen.’ Der Königssohn, der von Falschheit nichts wußte, gieng mit ihm zu dem Wasser, zog seine Kleider ab, streifte auch den Ring vom Arm, legte ihn daneben, und sprang in den Fluß. Alsbald ergriff der Riese den Ring, und lief damit fort, aber der Löwe, der den Diebstahl bemerkt hatte, setzte dem Riesen nach, nahm ihm den Ring wieder ab, und brachte ihn seinem Herrn zurück. Da versteckte sich der Riese hinter einen Eichbaum, und als der Königssohn eben beschäfftigt war seine Kleider wieder anzuziehen, überfiel er ihn, und stach ihm beide Augen aus. Nun war der arme Königssohn blind, und stand da, und wußte sich nicht zu helfen. Da trat der Riese wieder herzu, und faßte den Blinden bei der Hand, wie jemand der ihn leiten wollte, und führte ihn auf die Spitze eines hohen Felsens. Dann verließ er ihn, und dachte ‘wenn er noch ein paar Schritte geht, so stürzt er sich todt, und ich kann ihm den Ring abnehmen.’ Aber der treue Löwe hatte seinen Herrn nicht verlassen, hielt ihn am Kleide fest, und zog ihn allmälig wieder zurück. Als der Riese zurück kam, und den Todten berauben wollte, da fand er ihn gerettet. ‘Ist denn ein so schwaches Menschenkind nicht zu verderben!’ sprach er zornig zu sich

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1843/206>, abgerufen am 19.12.2024.