Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

Pallast, ihr seid auch keine Königskinder, ihr seid unehrliche Kinder.' Wie das die jungen Zaunkönige hörten, wurden sie gewaltig bös, und schrien 'nein, das sind wir nicht, unsere Eltern sind ehrliche Leute; Bär, das soll ausgemacht werden mit dir.' Dem Bär und dem Wolf ward angst, sie kehrten um, und setzten sich in ihre Löcher. Die jungen Zaunkönige aber schrien und lärmten fort, und als ihre Eltern wieder Futter brachten, sagten sie 'wir essen kein Fliegenbeinchen, und sollten wir verhungern, bis ihr erst ausgemacht habt ob wir ehrliche Kinder sind oder nicht, denn der Bär ist da gewesen, und hat uns gescholten.' Da sagte der alte König 'seid nur ruhig, das soll ausgemacht werden.' Flog darauf mit der Frau Königin dem Bären vor seine Höhle, und rief hinein 'alter Brummbär, du hast meine Kinder gescholten, das soll dir übel bekommen, das wollen wir in einem blutigen Krieg ausmachen.' Also war dem Bären der Krieg angekündigt, und ward alles vierfüßige Gethier berufen, Ochs, Esel, Rind, Hirsch, Reh, und was die Erde sonst alles trägt. Der Zaunkönig aber berief alles, was in der Luft fliegt; nicht allein die Vögel groß und klein, sondern auch die Mücken, Hornissen, Bienen und Fliegen mußten herbei.

Als nun die Zeit kam, wo der Krieg angehen sollte, da schickte der Zaunkönig Kundschafter aus, wer der kommandierende General des Feindes wäre. Die Mücke war die listigste von allen, schwärmte im Wald, wo der Feind sich versammelte, und setzte sich endlich unter ein Blatt auf den Baum, wo die Parole ausgegeben wurde. Da stand der Bär, rief den Fuchs vor sich, und sprach 'Fuchs,

Pallast, ihr seid auch keine Königskinder, ihr seid unehrliche Kinder.’ Wie das die jungen Zaunkönige hörten, wurden sie gewaltig bös, und schrien ‘nein, das sind wir nicht, unsere Eltern sind ehrliche Leute; Bär, das soll ausgemacht werden mit dir.’ Dem Bär und dem Wolf ward angst, sie kehrten um, und setzten sich in ihre Löcher. Die jungen Zaunkönige aber schrien und lärmten fort, und als ihre Eltern wieder Futter brachten, sagten sie ‘wir essen kein Fliegenbeinchen, und sollten wir verhungern, bis ihr erst ausgemacht habt ob wir ehrliche Kinder sind oder nicht, denn der Bär ist da gewesen, und hat uns gescholten.’ Da sagte der alte König ‘seid nur ruhig, das soll ausgemacht werden.’ Flog darauf mit der Frau Königin dem Bären vor seine Höhle, und rief hinein ‘alter Brummbär, du hast meine Kinder gescholten, das soll dir übel bekommen, das wollen wir in einem blutigen Krieg ausmachen.’ Also war dem Bären der Krieg angekündigt, und ward alles vierfüßige Gethier berufen, Ochs, Esel, Rind, Hirsch, Reh, und was die Erde sonst alles trägt. Der Zaunkönig aber berief alles, was in der Luft fliegt; nicht allein die Vögel groß und klein, sondern auch die Mücken, Hornissen, Bienen und Fliegen mußten herbei.

Als nun die Zeit kam, wo der Krieg angehen sollte, da schickte der Zaunkönig Kundschafter aus, wer der kommandierende General des Feindes wäre. Die Mücke war die listigste von allen, schwärmte im Wald, wo der Feind sich versammelte, und setzte sich endlich unter ein Blatt auf den Baum, wo die Parole ausgegeben wurde. Da stand der Bär, rief den Fuchs vor sich, und sprach ‘Fuchs,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0111" n="101"/>
Pallast, ihr seid auch keine Königskinder, ihr seid unehrliche Kinder.&#x2019; Wie das die jungen Zaunkönige hörten, wurden sie gewaltig bös, und schrien &#x2018;nein, das sind wir nicht, unsere Eltern sind ehrliche Leute; Bär, das soll ausgemacht werden mit dir.&#x2019; Dem Bär und dem Wolf ward angst, sie kehrten um, und setzten sich in ihre Löcher. Die jungen Zaunkönige aber schrien und lärmten fort, und als ihre Eltern wieder Futter brachten, sagten sie &#x2018;wir essen kein Fliegenbeinchen, und sollten wir verhungern, bis ihr erst ausgemacht habt ob wir ehrliche Kinder sind oder nicht, denn der Bär ist da gewesen, und hat uns gescholten.&#x2019; Da sagte der alte König &#x2018;seid nur ruhig, das soll ausgemacht werden.&#x2019; Flog darauf mit der Frau Königin dem Bären vor seine Höhle, und rief hinein &#x2018;alter Brummbär, du hast meine Kinder gescholten, das soll dir übel bekommen, das wollen wir in einem blutigen Krieg ausmachen.&#x2019; Also war dem Bären der Krieg angekündigt, und ward alles vierfüßige Gethier berufen, Ochs, Esel, Rind, Hirsch, Reh, und was die Erde sonst alles trägt. Der Zaunkönig aber berief alles, was in der Luft fliegt; nicht allein die Vögel groß und klein, sondern auch die Mücken, Hornissen, Bienen und Fliegen mußten herbei.</p><lb/>
        <p>Als nun die Zeit kam, wo der Krieg angehen sollte, da schickte der Zaunkönig Kundschafter aus, wer der kommandierende General des Feindes wäre. Die Mücke war die listigste von allen, schwärmte im Wald, wo der Feind sich versammelte, und setzte sich endlich unter ein Blatt auf den Baum, wo die Parole ausgegeben wurde. Da stand der Bär, rief den Fuchs vor sich, und sprach &#x2018;Fuchs,
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[101/0111] Pallast, ihr seid auch keine Königskinder, ihr seid unehrliche Kinder.’ Wie das die jungen Zaunkönige hörten, wurden sie gewaltig bös, und schrien ‘nein, das sind wir nicht, unsere Eltern sind ehrliche Leute; Bär, das soll ausgemacht werden mit dir.’ Dem Bär und dem Wolf ward angst, sie kehrten um, und setzten sich in ihre Löcher. Die jungen Zaunkönige aber schrien und lärmten fort, und als ihre Eltern wieder Futter brachten, sagten sie ‘wir essen kein Fliegenbeinchen, und sollten wir verhungern, bis ihr erst ausgemacht habt ob wir ehrliche Kinder sind oder nicht, denn der Bär ist da gewesen, und hat uns gescholten.’ Da sagte der alte König ‘seid nur ruhig, das soll ausgemacht werden.’ Flog darauf mit der Frau Königin dem Bären vor seine Höhle, und rief hinein ‘alter Brummbär, du hast meine Kinder gescholten, das soll dir übel bekommen, das wollen wir in einem blutigen Krieg ausmachen.’ Also war dem Bären der Krieg angekündigt, und ward alles vierfüßige Gethier berufen, Ochs, Esel, Rind, Hirsch, Reh, und was die Erde sonst alles trägt. Der Zaunkönig aber berief alles, was in der Luft fliegt; nicht allein die Vögel groß und klein, sondern auch die Mücken, Hornissen, Bienen und Fliegen mußten herbei. Als nun die Zeit kam, wo der Krieg angehen sollte, da schickte der Zaunkönig Kundschafter aus, wer der kommandierende General des Feindes wäre. Die Mücke war die listigste von allen, schwärmte im Wald, wo der Feind sich versammelte, und setzte sich endlich unter ein Blatt auf den Baum, wo die Parole ausgegeben wurde. Da stand der Bär, rief den Fuchs vor sich, und sprach ‘Fuchs,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-01T16:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1843/111
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1843/111>, abgerufen am 19.12.2024.