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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1840.

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ihr Erbe getheilt. Als er nah beim Schloß war, hörte er Geigen und Flöten, und die Leute sagten ihm seine Gemahlin feierte ihre Hochzeit mit einem andern. Da zog er seinen Mantel an, gieng unsichtbar ins Schloß hinein, und stellte sich hinter seine Gemahlin, und niemand sah ihn. Wenn sie ihr nun ein Stück Fleisch auf den Teller legten, nahm ers weg, und aß es, und wenn sie ihr ein Glas Wein einschenkten, nahm ers weg und tranks aus; sie gaben ihr immer, und sie hatte doch immer nichts auf dem Teller. Da schämte sie sich, stand auf, gieng in ihre Kammer und weinte, er aber gieng hinter ihr her. Da sprach sie vor sich 'ist denn der Teufel über mir, oder mein Erlöser kam nie?' Da gab er ihr ein paar derbe Ohrfeigen, und sagte 'kam dein Erlöser nie? er ist über dir, du Betrügerin, habe ich das an dir verdient?' Darauf gieng er hin, und sagte die Hochzeit wäre aus, und der rechte König wäre wieder gekommen. Da wurde er verlacht von den Königen Fürsten und Räthen, die zugegen waren. Er aber gab kurze Worte, und fragte ob sie sich entfernen wollten oder nicht? Da wollten sie ihn fangen, und schlugen auf ihn los, aber er zog sein Schwert und sprach 'Köpf alle runter, nur meiner nicht.' Da lag alles gleich im Blut darnieder, und er war wieder König vom goldenen Berge.



ihr Erbe getheilt. Als er nah beim Schloß war, hörte er Geigen und Flöten, und die Leute sagten ihm seine Gemahlin feierte ihre Hochzeit mit einem andern. Da zog er seinen Mantel an, gieng unsichtbar ins Schloß hinein, und stellte sich hinter seine Gemahlin, und niemand sah ihn. Wenn sie ihr nun ein Stück Fleisch auf den Teller legten, nahm ers weg, und aß es, und wenn sie ihr ein Glas Wein einschenkten, nahm ers weg und tranks aus; sie gaben ihr immer, und sie hatte doch immer nichts auf dem Teller. Da schämte sie sich, stand auf, gieng in ihre Kammer und weinte, er aber gieng hinter ihr her. Da sprach sie vor sich ‘ist denn der Teufel über mir, oder mein Erlöser kam nie?’ Da gab er ihr ein paar derbe Ohrfeigen, und sagte ‘kam dein Erlöser nie? er ist über dir, du Betrügerin, habe ich das an dir verdient?’ Darauf gieng er hin, und sagte die Hochzeit wäre aus, und der rechte König wäre wieder gekommen. Da wurde er verlacht von den Königen Fürsten und Räthen, die zugegen waren. Er aber gab kurze Worte, und fragte ob sie sich entfernen wollten oder nicht? Da wollten sie ihn fangen, und schlugen auf ihn los, aber er zog sein Schwert und sprach ‘Köpf alle runter, nur meiner nicht.’ Da lag alles gleich im Blut darnieder, und er war wieder König vom goldenen Berge.



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ihr Erbe getheilt. Als er nah beim Schloß war, hörte er Geigen und Flöten, und die Leute sagten ihm seine Gemahlin feierte ihre Hochzeit mit einem andern. Da zog er seinen Mantel an, gieng unsichtbar ins Schloß hinein, und stellte sich hinter seine Gemahlin, und niemand sah ihn. Wenn sie ihr nun ein Stück Fleisch auf den Teller legten, nahm ers weg, und aß es, und wenn sie ihr ein Glas Wein einschenkten, nahm ers weg und tranks aus; sie gaben ihr immer, und sie hatte doch immer nichts auf dem Teller. Da schämte sie sich, stand auf, gieng in ihre Kammer und weinte, er aber gieng hinter ihr her. Da sprach sie vor sich &#x2018;ist denn der Teufel über mir, oder mein Erlöser kam nie?&#x2019; Da gab er ihr ein paar derbe Ohrfeigen, und sagte &#x2018;kam dein Erlöser nie? er ist über dir, du Betrügerin, habe ich das an dir verdient?&#x2019; Darauf gieng er hin, und sagte die Hochzeit wäre aus, und der rechte König wäre wieder gekommen. Da wurde er verlacht von den Königen Fürsten und Räthen, die zugegen waren. Er aber gab kurze Worte, und fragte ob sie sich entfernen wollten oder nicht? Da wollten sie ihn fangen, und schlugen auf ihn los, aber er zog sein Schwert und sprach &#x2018;Köpf alle runter, nur meiner nicht.&#x2019; Da lag alles gleich im Blut darnieder, und er war wieder König vom goldenen Berge.</p>
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[48/0069] ihr Erbe getheilt. Als er nah beim Schloß war, hörte er Geigen und Flöten, und die Leute sagten ihm seine Gemahlin feierte ihre Hochzeit mit einem andern. Da zog er seinen Mantel an, gieng unsichtbar ins Schloß hinein, und stellte sich hinter seine Gemahlin, und niemand sah ihn. Wenn sie ihr nun ein Stück Fleisch auf den Teller legten, nahm ers weg, und aß es, und wenn sie ihr ein Glas Wein einschenkten, nahm ers weg und tranks aus; sie gaben ihr immer, und sie hatte doch immer nichts auf dem Teller. Da schämte sie sich, stand auf, gieng in ihre Kammer und weinte, er aber gieng hinter ihr her. Da sprach sie vor sich ‘ist denn der Teufel über mir, oder mein Erlöser kam nie?’ Da gab er ihr ein paar derbe Ohrfeigen, und sagte ‘kam dein Erlöser nie? er ist über dir, du Betrügerin, habe ich das an dir verdient?’ Darauf gieng er hin, und sagte die Hochzeit wäre aus, und der rechte König wäre wieder gekommen. Da wurde er verlacht von den Königen Fürsten und Räthen, die zugegen waren. Er aber gab kurze Worte, und fragte ob sie sich entfernen wollten oder nicht? Da wollten sie ihn fangen, und schlugen auf ihn los, aber er zog sein Schwert und sprach ‘Köpf alle runter, nur meiner nicht.’ Da lag alles gleich im Blut darnieder, und er war wieder König vom goldenen Berge.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1840, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1840/69>, abgerufen am 05.12.2024.