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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1840.

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Muths waren, gab der alte König der Kammerfrau ein Räthsel auf, was eine solche werth wäre, die den Herrn so und so betrogen hätte, erzählte damit den ganzen Verlauf, und fragte 'welches Urtheils ist diese würdig?' Da sprach die falsche Braut 'die ist nichts besseres werth, als daß sie splinternackt ausgezogen und in ein Faß gesteckt wird, das inwendig mit spitzen Nägeln beschlagen ist: und zwei weiße Pferde müssen vorgespannt werden, die sie Gasse auf Gasse ab zu Tode schleifen.' 'Das bist du,' sprach der alte König, 'und hast dein eigen Urtheil gefunden, und danach soll dir wiederfahren.' Und als das Urtheil vollzogen war, vermählte sich der junge König mit seiner rechten Gemahlin, und beide beherrschten ihr Reich in Frieden und Seligkeit.



Muths waren, gab der alte König der Kammerfrau ein Räthsel auf, was eine solche werth wäre, die den Herrn so und so betrogen hätte, erzählte damit den ganzen Verlauf, und fragte ‘welches Urtheils ist diese würdig?’ Da sprach die falsche Braut ‘die ist nichts besseres werth, als daß sie splinternackt ausgezogen und in ein Faß gesteckt wird, das inwendig mit spitzen Nägeln beschlagen ist: und zwei weiße Pferde müssen vorgespannt werden, die sie Gasse auf Gasse ab zu Tode schleifen.’ ‘Das bist du,’ sprach der alte König, ‘und hast dein eigen Urtheil gefunden, und danach soll dir wiederfahren.’ Und als das Urtheil vollzogen war, vermählte sich der junge König mit seiner rechten Gemahlin, und beide beherrschten ihr Reich in Frieden und Seligkeit.



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[23/0044] Muths waren, gab der alte König der Kammerfrau ein Räthsel auf, was eine solche werth wäre, die den Herrn so und so betrogen hätte, erzählte damit den ganzen Verlauf, und fragte ‘welches Urtheils ist diese würdig?’ Da sprach die falsche Braut ‘die ist nichts besseres werth, als daß sie splinternackt ausgezogen und in ein Faß gesteckt wird, das inwendig mit spitzen Nägeln beschlagen ist: und zwei weiße Pferde müssen vorgespannt werden, die sie Gasse auf Gasse ab zu Tode schleifen.’ ‘Das bist du,’ sprach der alte König, ‘und hast dein eigen Urtheil gefunden, und danach soll dir wiederfahren.’ Und als das Urtheil vollzogen war, vermählte sich der junge König mit seiner rechten Gemahlin, und beide beherrschten ihr Reich in Frieden und Seligkeit.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1840, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1840/44>, abgerufen am 28.04.2024.