Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1840.Erbsen schon im Kropf, und es wußte nicht wohin es sich wenden sollte. Es war voll Sorgen, und dachte beständig daran wie der arme Vater hungern und die gute Mutter jammern würde, wenn es ausbliebe. Endlich als es finster ward, erblickte es das Lichtchen, und kam an das Waldhaus. Es bat ganz freundlich sie möchten es über Nacht beherbergen, und der Mann mit dem weißen Bart fragte wieder seine Thiere 'schön Hühnchen, schön Hähnchen, und du, schöne bunte Kuh, was sagst du dazu?' 'duks' sagten sie. Da trat das Mädchen an den Ofen, wo die Thiere lagen, und liebkoste Hühnchen und Hähnchen indem es mit der Hand über die glatten Federn hinstrich, und die bunte Kuh kraute es zwischen den Hörnern. Und als es auf Geheiß des Alten eine gute Speise bereitet hatte, und die Schüssel auf dem Tisch stand, so sprach es 'soll ich mich sättigen, und die guten Thiere sollen nichts haben? Draußen ist die Hülle und Fülle, erst will ich für sie sorgen.' Da gieng es, holte Gerste und streute sie dem Hühnchen und Hähnchen vor, und brachte der Kuh wohlriechendes Heu einen ganzen Arm voll. 'Laßts euch schmecken, ihr lieben Thiere,' sagte es, 'und wenn ihr durstig seid, sollt ihr auch einen frischen Trunk haben.' Dann trug es einen Eimer voll Wasser herein, und Hühnchen und Hähnchen sprangen auf den Rand, steckten den Schnabel hinein, und hielten den Kopf dann in die Höhe wie die Vögel trinken, und die Erbsen schon im Kropf, und es wußte nicht wohin es sich wenden sollte. Es war voll Sorgen, und dachte beständig daran wie der arme Vater hungern und die gute Mutter jammern würde, wenn es ausbliebe. Endlich als es finster ward, erblickte es das Lichtchen, und kam an das Waldhaus. Es bat ganz freundlich sie möchten es über Nacht beherbergen, und der Mann mit dem weißen Bart fragte wieder seine Thiere ‘schön Hühnchen, schön Hähnchen, und du, schöne bunte Kuh, was sagst du dazu?’ ‘duks’ sagten sie. Da trat das Mädchen an den Ofen, wo die Thiere lagen, und liebkoste Hühnchen und Hähnchen indem es mit der Hand über die glatten Federn hinstrich, und die bunte Kuh kraute es zwischen den Hörnern. Und als es auf Geheiß des Alten eine gute Speise bereitet hatte, und die Schüssel auf dem Tisch stand, so sprach es ‘soll ich mich sättigen, und die guten Thiere sollen nichts haben? Draußen ist die Hülle und Fülle, erst will ich für sie sorgen.’ Da gieng es, holte Gerste und streute sie dem Hühnchen und Hähnchen vor, und brachte der Kuh wohlriechendes Heu einen ganzen Arm voll. ‘Laßts euch schmecken, ihr lieben Thiere,’ sagte es, ‘und wenn ihr durstig seid, sollt ihr auch einen frischen Trunk haben.’ Dann trug es einen Eimer voll Wasser herein, und Hühnchen und Hähnchen sprangen auf den Rand, steckten den Schnabel hinein, und hielten den Kopf dann in die Höhe wie die Vögel trinken, und die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0393" n="372"/> Erbsen schon im Kropf, und es wußte nicht wohin es sich wenden sollte. Es war voll Sorgen, und dachte beständig daran wie der arme Vater hungern und die gute Mutter jammern würde, wenn es ausbliebe. Endlich als es finster ward, erblickte es das Lichtchen, und kam an das Waldhaus. Es bat ganz freundlich sie möchten es über Nacht beherbergen, und der Mann mit dem weißen Bart fragte wieder seine Thiere</p><lb/> <lg type="poem"> <l>‘schön Hühnchen,</l><lb/> <l>schön Hähnchen,</l><lb/> <l>und du, schöne bunte Kuh,</l><lb/> <l>was sagst du dazu?’</l><lb/> </lg> <p>‘duks’ sagten sie. Da trat das Mädchen an den Ofen, wo die Thiere lagen, und liebkoste Hühnchen und Hähnchen indem es mit der Hand über die glatten Federn hinstrich, und die bunte Kuh kraute es zwischen den Hörnern. Und als es auf Geheiß des Alten eine gute Speise bereitet hatte, und die Schüssel auf dem Tisch stand, so sprach es ‘soll ich mich sättigen, und die guten Thiere sollen nichts haben? Draußen ist die Hülle und Fülle, erst will ich für sie sorgen.’ Da gieng es, holte Gerste und streute sie dem Hühnchen und Hähnchen vor, und brachte der Kuh wohlriechendes Heu einen ganzen Arm voll. ‘Laßts euch schmecken, ihr lieben Thiere,’ sagte es, ‘und wenn ihr durstig seid, sollt ihr auch einen frischen Trunk haben.’ Dann trug es einen Eimer voll Wasser herein, und Hühnchen und Hähnchen sprangen auf den Rand, steckten den Schnabel hinein, und hielten den Kopf dann in die Höhe wie die Vögel trinken, und die </p> </div> </body> </text> </TEI> [372/0393]
Erbsen schon im Kropf, und es wußte nicht wohin es sich wenden sollte. Es war voll Sorgen, und dachte beständig daran wie der arme Vater hungern und die gute Mutter jammern würde, wenn es ausbliebe. Endlich als es finster ward, erblickte es das Lichtchen, und kam an das Waldhaus. Es bat ganz freundlich sie möchten es über Nacht beherbergen, und der Mann mit dem weißen Bart fragte wieder seine Thiere
‘schön Hühnchen,
schön Hähnchen,
und du, schöne bunte Kuh,
was sagst du dazu?’
‘duks’ sagten sie. Da trat das Mädchen an den Ofen, wo die Thiere lagen, und liebkoste Hühnchen und Hähnchen indem es mit der Hand über die glatten Federn hinstrich, und die bunte Kuh kraute es zwischen den Hörnern. Und als es auf Geheiß des Alten eine gute Speise bereitet hatte, und die Schüssel auf dem Tisch stand, so sprach es ‘soll ich mich sättigen, und die guten Thiere sollen nichts haben? Draußen ist die Hülle und Fülle, erst will ich für sie sorgen.’ Da gieng es, holte Gerste und streute sie dem Hühnchen und Hähnchen vor, und brachte der Kuh wohlriechendes Heu einen ganzen Arm voll. ‘Laßts euch schmecken, ihr lieben Thiere,’ sagte es, ‘und wenn ihr durstig seid, sollt ihr auch einen frischen Trunk haben.’ Dann trug es einen Eimer voll Wasser herein, und Hühnchen und Hähnchen sprangen auf den Rand, steckten den Schnabel hinein, und hielten den Kopf dann in die Höhe wie die Vögel trinken, und die
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Herzogin Anna Amalia Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-05-27T16:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |