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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1840.

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Da sprach der Alte 'steig nur die Treppe hinauf, so wirst du eine Kammer mit zwei Betten finden, schüttle sie auf, und decke sie mit weißem Linnen, so will ich auch kommen und mich schlafen legen. Das Mädchen stieg hinauf, und als es die Betten geschüttelt und frisch gedeckt hatte, legte es sich in das eine, ohne weiter auf den Alten zu warten. Nach einiger Zeit aber kam der graue Mann beleuchtete das Mädchen mit dem Licht, und schüttelte mit dem Kopf. Und als er sah daß es fest eingeschlafen war, öffnete er eine Fallthüre, und ließ es in den Keller sinken.

Der Holzhauer kam am späten Abend nach Haus, und machte seiner Frau Vorwürfe, daß sie ihn den ganzen Tag habe hungern lassen. 'Jch habe keine Schuld' antwortete sie, 'das Mädchen ist mit dem Mittagsessen hinausgegangen, es muß sich verirrt haben; morgen wird es schon wiederkommen.' Vor Tag aber stand der Holzhauer auf, wollte in den Wald, und verlangte die zweite Tochter sollte ihm diesmal das Essen bringen. 'Jch will einen Beutel mit Linsen mitnehmen,' sagte er, 'die Körner sind größer als Hirsen, das Mädchen wird sie besser sehen, und kann den Weg nicht verfehlen.' Zur Mittagszeit trug auch das Mädchen die Speise hinaus, aber die Linsen waren verschwunden, die Waldvögel hatten sie, wie am vorigen Tag, aufgepickt, und keine übrig gelassen. Das Mädchen irrte im Walde umher bis es Nacht ward, da kam es ebenfalls zu dem Haus des Alten, wurde hereingerufen, und bat um Speise und Nachtlager. Der Mann mit dem weißen Barte fragte wieder die Thiere

Da sprach der Alte ‘steig nur die Treppe hinauf, so wirst du eine Kammer mit zwei Betten finden, schüttle sie auf, und decke sie mit weißem Linnen, so will ich auch kommen und mich schlafen legen. Das Mädchen stieg hinauf, und als es die Betten geschüttelt und frisch gedeckt hatte, legte es sich in das eine, ohne weiter auf den Alten zu warten. Nach einiger Zeit aber kam der graue Mann beleuchtete das Mädchen mit dem Licht, und schüttelte mit dem Kopf. Und als er sah daß es fest eingeschlafen war, öffnete er eine Fallthüre, und ließ es in den Keller sinken.

Der Holzhauer kam am späten Abend nach Haus, und machte seiner Frau Vorwürfe, daß sie ihn den ganzen Tag habe hungern lassen. ‘Jch habe keine Schuld’ antwortete sie, ‘das Mädchen ist mit dem Mittagsessen hinausgegangen, es muß sich verirrt haben; morgen wird es schon wiederkommen.’ Vor Tag aber stand der Holzhauer auf, wollte in den Wald, und verlangte die zweite Tochter sollte ihm diesmal das Essen bringen. ‘Jch will einen Beutel mit Linsen mitnehmen,’ sagte er, ‘die Körner sind größer als Hirsen, das Mädchen wird sie besser sehen, und kann den Weg nicht verfehlen.’ Zur Mittagszeit trug auch das Mädchen die Speise hinaus, aber die Linsen waren verschwunden, die Waldvögel hatten sie, wie am vorigen Tag, aufgepickt, und keine übrig gelassen. Das Mädchen irrte im Walde umher bis es Nacht ward, da kam es ebenfalls zu dem Haus des Alten, wurde hereingerufen, und bat um Speise und Nachtlager. Der Mann mit dem weißen Barte fragte wieder die Thiere

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[370/0391] Da sprach der Alte ‘steig nur die Treppe hinauf, so wirst du eine Kammer mit zwei Betten finden, schüttle sie auf, und decke sie mit weißem Linnen, so will ich auch kommen und mich schlafen legen. Das Mädchen stieg hinauf, und als es die Betten geschüttelt und frisch gedeckt hatte, legte es sich in das eine, ohne weiter auf den Alten zu warten. Nach einiger Zeit aber kam der graue Mann beleuchtete das Mädchen mit dem Licht, und schüttelte mit dem Kopf. Und als er sah daß es fest eingeschlafen war, öffnete er eine Fallthüre, und ließ es in den Keller sinken. Der Holzhauer kam am späten Abend nach Haus, und machte seiner Frau Vorwürfe, daß sie ihn den ganzen Tag habe hungern lassen. ‘Jch habe keine Schuld’ antwortete sie, ‘das Mädchen ist mit dem Mittagsessen hinausgegangen, es muß sich verirrt haben; morgen wird es schon wiederkommen.’ Vor Tag aber stand der Holzhauer auf, wollte in den Wald, und verlangte die zweite Tochter sollte ihm diesmal das Essen bringen. ‘Jch will einen Beutel mit Linsen mitnehmen,’ sagte er, ‘die Körner sind größer als Hirsen, das Mädchen wird sie besser sehen, und kann den Weg nicht verfehlen.’ Zur Mittagszeit trug auch das Mädchen die Speise hinaus, aber die Linsen waren verschwunden, die Waldvögel hatten sie, wie am vorigen Tag, aufgepickt, und keine übrig gelassen. Das Mädchen irrte im Walde umher bis es Nacht ward, da kam es ebenfalls zu dem Haus des Alten, wurde hereingerufen, und bat um Speise und Nachtlager. Der Mann mit dem weißen Barte fragte wieder die Thiere

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1840, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1840/391>, abgerufen am 24.11.2024.