Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

Und wie er so herum gieng, sprang ein Wildschwein auf ihn los, er aber gab ihm mit seinem Stab einen Schlag daß es gleich niederfiel. Dann nahm er es auf die Schulter, und brachte es hinauf; da steckten sie es an einen Spieß, und machten sich einen Braten zurecht, und waren guter Dinge. Nun verabredeten sie daß jeden Tag, der Reihe nach, zwei auf die Jagd gehen sollten, und einer daheim bleiben und kochen, für jeden neun Pfund Fleisch. Den ersten Tag blieb der Tannendreher daheim, und Hans und der Felsenklipperer giengen auf die Jagd. Als der Tannendreher beim Kochen beschäftigt war, kam ein kleines altes zusammengeschrumpeltes Männchen zu ihm auf das Schloß und forderte Fleisch. 'Pack dich, Duckmäuser,' antwortete er, 'du brauchst kein Fleisch.' Aber wie verwunderte sich der Tannendreher, als das kleine unscheinbare Männlein an ihm hinauf sprang, und mit Fäusten so auf ihn losschlug, daß er sich nicht wehren konnte, zur Erde fiel, und nach Athem schnappte. Und das Männlein gieng nicht eher fort, als bis es seinen Zorn völlig an ihm ausgelassen hatte. Als die zwei andern von der Jagd heimkamen, sagte ihnen der Tannendreher nichts von dem alten Männchen und den Schlägen, die er bekommen hatte, und dachte 'wenn sie daheim bleiben, so können sies auch einmal mit dem kleinen Ungeheuer versuchen,' und der bloße Gedanke machte ihm schon Vergnügen. Den folgenden Tag blieb der Steinklipperer daheim, und dem gieng es gerade so wie dem Tannendreher, und er ward von dem Männlein übel zugerichtet, weil er ihm kein Fleisch hatte geben wollen. Als die andern Abends nach

Und wie er so herum gieng, sprang ein Wildschwein auf ihn los, er aber gab ihm mit seinem Stab einen Schlag daß es gleich niederfiel. Dann nahm er es auf die Schulter, und brachte es hinauf; da steckten sie es an einen Spieß, und machten sich einen Braten zurecht, und waren guter Dinge. Nun verabredeten sie daß jeden Tag, der Reihe nach, zwei auf die Jagd gehen sollten, und einer daheim bleiben und kochen, für jeden neun Pfund Fleisch. Den ersten Tag blieb der Tannendreher daheim, und Hans und der Felsenklipperer giengen auf die Jagd. Als der Tannendreher beim Kochen beschäftigt war, kam ein kleines altes zusammengeschrumpeltes Männchen zu ihm auf das Schloß und forderte Fleisch. ‘Pack dich, Duckmäuser,’ antwortete er, ‘du brauchst kein Fleisch.’ Aber wie verwunderte sich der Tannendreher, als das kleine unscheinbare Männlein an ihm hinauf sprang, und mit Fäusten so auf ihn losschlug, daß er sich nicht wehren konnte, zur Erde fiel, und nach Athem schnappte. Und das Männlein gieng nicht eher fort, als bis es seinen Zorn völlig an ihm ausgelassen hatte. Als die zwei andern von der Jagd heimkamen, sagte ihnen der Tannendreher nichts von dem alten Männchen und den Schlägen, die er bekommen hatte, und dachte ‘wenn sie daheim bleiben, so können sies auch einmal mit dem kleinen Ungeheuer versuchen,’ und der bloße Gedanke machte ihm schon Vergnügen. Den folgenden Tag blieb der Steinklipperer daheim, und dem gieng es gerade so wie dem Tannendreher, und er ward von dem Männlein übel zugerichtet, weil er ihm kein Fleisch hatte geben wollen. Als die andern Abends nach

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0381" n="360"/>
Und wie er so herum gieng, sprang ein Wildschwein auf ihn los, er aber gab ihm mit seinem Stab einen Schlag daß es gleich niederfiel. Dann nahm er es auf die Schulter, und brachte es hinauf; da steckten sie es an einen Spieß, und machten sich einen Braten zurecht, und waren guter Dinge. Nun verabredeten sie daß jeden Tag, der Reihe nach, zwei auf die Jagd gehen sollten, und einer daheim bleiben und kochen, für jeden neun Pfund Fleisch. Den ersten Tag blieb der Tannendreher daheim, und Hans und der Felsenklipperer giengen auf die Jagd. Als der Tannendreher beim Kochen beschäftigt war, kam ein kleines altes zusammengeschrumpeltes Männchen zu ihm auf das Schloß und forderte Fleisch. &#x2018;Pack dich, Duckmäuser,&#x2019; antwortete er, &#x2018;du brauchst kein Fleisch.&#x2019; Aber wie verwunderte sich der Tannendreher, als das kleine unscheinbare Männlein an ihm hinauf sprang, und mit Fäusten so auf ihn losschlug, daß er sich nicht wehren konnte, zur Erde fiel, und nach Athem schnappte. Und das Männlein gieng nicht eher fort, als bis es seinen Zorn völlig an ihm ausgelassen hatte. Als die zwei andern von der Jagd heimkamen, sagte ihnen der Tannendreher nichts von dem alten Männchen und den Schlägen, die er bekommen hatte, und dachte &#x2018;wenn sie daheim bleiben, so können sies auch einmal mit dem kleinen Ungeheuer versuchen,&#x2019; und der bloße Gedanke machte ihm schon Vergnügen. Den folgenden Tag blieb der Steinklipperer daheim, und dem gieng es gerade so wie dem Tannendreher, und er ward von dem Männlein übel zugerichtet, weil er ihm kein Fleisch hatte geben wollen. Als die andern Abends nach
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[360/0381] Und wie er so herum gieng, sprang ein Wildschwein auf ihn los, er aber gab ihm mit seinem Stab einen Schlag daß es gleich niederfiel. Dann nahm er es auf die Schulter, und brachte es hinauf; da steckten sie es an einen Spieß, und machten sich einen Braten zurecht, und waren guter Dinge. Nun verabredeten sie daß jeden Tag, der Reihe nach, zwei auf die Jagd gehen sollten, und einer daheim bleiben und kochen, für jeden neun Pfund Fleisch. Den ersten Tag blieb der Tannendreher daheim, und Hans und der Felsenklipperer giengen auf die Jagd. Als der Tannendreher beim Kochen beschäftigt war, kam ein kleines altes zusammengeschrumpeltes Männchen zu ihm auf das Schloß und forderte Fleisch. ‘Pack dich, Duckmäuser,’ antwortete er, ‘du brauchst kein Fleisch.’ Aber wie verwunderte sich der Tannendreher, als das kleine unscheinbare Männlein an ihm hinauf sprang, und mit Fäusten so auf ihn losschlug, daß er sich nicht wehren konnte, zur Erde fiel, und nach Athem schnappte. Und das Männlein gieng nicht eher fort, als bis es seinen Zorn völlig an ihm ausgelassen hatte. Als die zwei andern von der Jagd heimkamen, sagte ihnen der Tannendreher nichts von dem alten Männchen und den Schlägen, die er bekommen hatte, und dachte ‘wenn sie daheim bleiben, so können sies auch einmal mit dem kleinen Ungeheuer versuchen,’ und der bloße Gedanke machte ihm schon Vergnügen. Den folgenden Tag blieb der Steinklipperer daheim, und dem gieng es gerade so wie dem Tannendreher, und er ward von dem Männlein übel zugerichtet, weil er ihm kein Fleisch hatte geben wollen. Als die andern Abends nach

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Herzogin Anna Amalia Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-05-27T16:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1840/381
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1840, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1840/381>, abgerufen am 24.11.2024.