Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

Jungfrau von ihren Feinden befreit hatte, und schnitt ihnen die Zungen aus, und steckte sie in seinen Ranzen. Da dachte er 'ich will heim gehen zu meinem Vater, und ihm zeigen was ich schon gethan habe, dann will ich in der Welt herum ziehen; das Glück, das mir Gott bescheren will, wird mich schon erreichen.'

Der König in dem Schloß aber, als er aufwachte, sah drei Riesen da todt liegen; gieng in die Schlafkammer seiner Tochter, weckte sie auf, und fragte wer das wohl gewesen wäre, der die Riesen ums Leben gebracht hätte. Da sagte sie 'lieber Vater, ich weiß es nicht, ich habe geschlafen.' Wie sie nun aufstand, und ihre Pantoffeln anziehen wollte, da war der rechte weg, und wie sie ihr Halstuch betrachtete, war es durchschnitten, und fehlte der rechte Schlippen, und wie sie ihr Hemd ansah, war ein Stückchen heraus. Der König ließ den ganzen Hof zusammen kommen, Soldaten und alles, was da war, und fragte wer seine Tochter befreit, und die Riesen ums Leben gebracht hätte? Nun hatte er einen Hauptmann, der war einäugig und ein häßlicher Mensch, der sagte er hätte es gethan. Da sprach der alte König so er das vollbracht hätte, sollte er seine Tochter auch heirathen. Die Jungfrau aber sagte 'lieber Vater, dafür, daß ich den heirathen soll, will ich lieber in die Welt gehen, so weit als mich meine Beine tragen.' Da sprach der König wenn sie den nicht heirathen wollte, sollte sie die königlichen Kleider ausziehen, und Bauernkleider anthun, und fortgehen; und sie sollte zu einem Töpfer gehen, und einen irden Geschirr Handel anfangen. Da that sie ihre königlichen Kleider aus, und gieng zu einem

Jungfrau von ihren Feinden befreit hatte, und schnitt ihnen die Zungen aus, und steckte sie in seinen Ranzen. Da dachte er ‘ich will heim gehen zu meinem Vater, und ihm zeigen was ich schon gethan habe, dann will ich in der Welt herum ziehen; das Glück, das mir Gott bescheren will, wird mich schon erreichen.’

Der König in dem Schloß aber, als er aufwachte, sah drei Riesen da todt liegen; gieng in die Schlafkammer seiner Tochter, weckte sie auf, und fragte wer das wohl gewesen wäre, der die Riesen ums Leben gebracht hätte. Da sagte sie ‘lieber Vater, ich weiß es nicht, ich habe geschlafen.’ Wie sie nun aufstand, und ihre Pantoffeln anziehen wollte, da war der rechte weg, und wie sie ihr Halstuch betrachtete, war es durchschnitten, und fehlte der rechte Schlippen, und wie sie ihr Hemd ansah, war ein Stückchen heraus. Der König ließ den ganzen Hof zusammen kommen, Soldaten und alles, was da war, und fragte wer seine Tochter befreit, und die Riesen ums Leben gebracht hätte? Nun hatte er einen Hauptmann, der war einäugig und ein häßlicher Mensch, der sagte er hätte es gethan. Da sprach der alte König so er das vollbracht hätte, sollte er seine Tochter auch heirathen. Die Jungfrau aber sagte ‘lieber Vater, dafür, daß ich den heirathen soll, will ich lieber in die Welt gehen, so weit als mich meine Beine tragen.’ Da sprach der König wenn sie den nicht heirathen wollte, sollte sie die königlichen Kleider ausziehen, und Bauernkleider anthun, und fortgehen; und sie sollte zu einem Töpfer gehen, und einen irden Geschirr Handel anfangen. Da that sie ihre königlichen Kleider aus, und gieng zu einem

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0161" n="140"/>
Jungfrau von ihren Feinden befreit hatte, und schnitt ihnen die Zungen aus, und steckte sie in seinen Ranzen. Da dachte er &#x2018;ich will heim gehen zu meinem Vater, und ihm zeigen was ich schon gethan habe, dann will ich in der Welt herum ziehen; das Glück, das mir Gott bescheren will, wird mich schon erreichen.&#x2019;</p><lb/>
        <p>Der König in dem Schloß aber, als er aufwachte, sah drei Riesen da todt liegen; gieng in die Schlafkammer seiner Tochter, weckte sie auf, und fragte wer das wohl gewesen wäre, der die Riesen ums Leben gebracht hätte. Da sagte sie &#x2018;lieber Vater, ich weiß es nicht, ich habe geschlafen.&#x2019; Wie sie nun aufstand, und ihre Pantoffeln anziehen wollte, da war der rechte weg, und wie sie ihr Halstuch betrachtete, war es durchschnitten, und fehlte der rechte Schlippen, und wie sie ihr Hemd ansah, war ein Stückchen heraus. Der König ließ den ganzen Hof zusammen kommen, Soldaten und alles, was da war, und fragte wer seine Tochter befreit, und die Riesen ums Leben gebracht hätte? Nun hatte er einen Hauptmann, der war einäugig und ein häßlicher Mensch, der sagte er hätte es gethan. Da sprach der alte König so er das vollbracht hätte, sollte er seine Tochter auch heirathen. Die Jungfrau aber sagte &#x2018;lieber Vater, dafür, daß ich den heirathen soll, will ich lieber in die Welt gehen, so weit als mich meine Beine tragen.&#x2019; Da sprach der König wenn sie den nicht heirathen wollte, sollte sie die königlichen Kleider ausziehen, und Bauernkleider anthun, und fortgehen; und sie sollte zu einem Töpfer gehen, und einen irden Geschirr Handel anfangen. Da that sie ihre königlichen Kleider aus, und gieng zu einem
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[140/0161] Jungfrau von ihren Feinden befreit hatte, und schnitt ihnen die Zungen aus, und steckte sie in seinen Ranzen. Da dachte er ‘ich will heim gehen zu meinem Vater, und ihm zeigen was ich schon gethan habe, dann will ich in der Welt herum ziehen; das Glück, das mir Gott bescheren will, wird mich schon erreichen.’ Der König in dem Schloß aber, als er aufwachte, sah drei Riesen da todt liegen; gieng in die Schlafkammer seiner Tochter, weckte sie auf, und fragte wer das wohl gewesen wäre, der die Riesen ums Leben gebracht hätte. Da sagte sie ‘lieber Vater, ich weiß es nicht, ich habe geschlafen.’ Wie sie nun aufstand, und ihre Pantoffeln anziehen wollte, da war der rechte weg, und wie sie ihr Halstuch betrachtete, war es durchschnitten, und fehlte der rechte Schlippen, und wie sie ihr Hemd ansah, war ein Stückchen heraus. Der König ließ den ganzen Hof zusammen kommen, Soldaten und alles, was da war, und fragte wer seine Tochter befreit, und die Riesen ums Leben gebracht hätte? Nun hatte er einen Hauptmann, der war einäugig und ein häßlicher Mensch, der sagte er hätte es gethan. Da sprach der alte König so er das vollbracht hätte, sollte er seine Tochter auch heirathen. Die Jungfrau aber sagte ‘lieber Vater, dafür, daß ich den heirathen soll, will ich lieber in die Welt gehen, so weit als mich meine Beine tragen.’ Da sprach der König wenn sie den nicht heirathen wollte, sollte sie die königlichen Kleider ausziehen, und Bauernkleider anthun, und fortgehen; und sie sollte zu einem Töpfer gehen, und einen irden Geschirr Handel anfangen. Da that sie ihre königlichen Kleider aus, und gieng zu einem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Herzogin Anna Amalia Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-05-27T16:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1840/161
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1840, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1840/161>, abgerufen am 22.11.2024.