Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1840.so bist du verloren.' Da trat der Bursch herzu, und sagte er wäre ein gelernter Jäger, und wonach er mit seiner Büchse ziele, das treffe er auch sicher und gewiß. Da sprachen sie wenn er mit ihnen gehen wollte, sollte ers gut haben, und erzählten ihm vor dem Wald sei ein großes Wasser, dahinter ständ ein Thurm, und in dem Thurm säß eine schöne Königstochter, die wollten sie gern rauben. 'Ja,' sprach er, 'die will ich bald geschafft haben.' Sagten sie weiter 'es ist aber noch etwas dabei, es liegt ein kleines Hündchen dort, das fängt gleich an zu bellen, wann sich jemand nähert, und sobald das bellt, wacht auch alles am königlichen Hofe auf, und deshalb können wir nicht hinein kommen; unterstehst du dich, das Hündchen todt zu schießen?' 'Ja,' sprach er, 'das ist mir ein kleiner Spaß.' Danach setzte er sich auf ein Schiff, und fuhr über das Wasser, und wie er bald beim Land war, kam das Hündlein gelaufen, und wollte bellen, aber er kriegte seine Windbüchse, und schoß es todt. Wie die Riesen das sahen, freuten sie sich, und meinten sie hätten die Königstochter schon gewiß, er sprach aber zu ihnen sie sollten haußen bleiben bis er sie riefe. Da gieng er in das Schloß, und es war mäuschenstill, und schlief alles; wie er das erste Zimmer aufmachte, hieng da ein Säbel an der Wand, der war von purem Silber, und ein goldener Stern darauf und des Königs Name; daneben aber stand ein Tisch, und auf dem Tisch lag ein versiegelter Brief, den brach er auf, und stand darin wer den Säbel hätte, könnte alles ums Leben bringen, was ihm vorkäme. Da nahm er den Säbel von der Wand, hieng ihn um, und gieng so bist du verloren.’ Da trat der Bursch herzu, und sagte er wäre ein gelernter Jäger, und wonach er mit seiner Büchse ziele, das treffe er auch sicher und gewiß. Da sprachen sie wenn er mit ihnen gehen wollte, sollte ers gut haben, und erzählten ihm vor dem Wald sei ein großes Wasser, dahinter ständ ein Thurm, und in dem Thurm säß eine schöne Königstochter, die wollten sie gern rauben. ‘Ja,’ sprach er, ‘die will ich bald geschafft haben.’ Sagten sie weiter ‘es ist aber noch etwas dabei, es liegt ein kleines Hündchen dort, das fängt gleich an zu bellen, wann sich jemand nähert, und sobald das bellt, wacht auch alles am königlichen Hofe auf, und deshalb können wir nicht hinein kommen; unterstehst du dich, das Hündchen todt zu schießen?’ ‘Ja,’ sprach er, ‘das ist mir ein kleiner Spaß.’ Danach setzte er sich auf ein Schiff, und fuhr über das Wasser, und wie er bald beim Land war, kam das Hündlein gelaufen, und wollte bellen, aber er kriegte seine Windbüchse, und schoß es todt. Wie die Riesen das sahen, freuten sie sich, und meinten sie hätten die Königstochter schon gewiß, er sprach aber zu ihnen sie sollten haußen bleiben bis er sie riefe. Da gieng er in das Schloß, und es war mäuschenstill, und schlief alles; wie er das erste Zimmer aufmachte, hieng da ein Säbel an der Wand, der war von purem Silber, und ein goldener Stern darauf und des Königs Name; daneben aber stand ein Tisch, und auf dem Tisch lag ein versiegelter Brief, den brach er auf, und stand darin wer den Säbel hätte, könnte alles ums Leben bringen, was ihm vorkäme. Da nahm er den Säbel von der Wand, hieng ihn um, und gieng <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0159" n="138"/> so bist du verloren.’ Da trat der Bursch herzu, und sagte er wäre ein gelernter Jäger, und wonach er mit seiner Büchse ziele, das treffe er auch sicher und gewiß. Da sprachen sie wenn er mit ihnen gehen wollte, sollte ers gut haben, und erzählten ihm vor dem Wald sei ein großes Wasser, dahinter ständ ein Thurm, und in dem Thurm säß eine schöne Königstochter, die wollten sie gern rauben. ‘Ja,’ sprach er, ‘die will ich bald geschafft haben.’ Sagten sie weiter ‘es ist aber noch etwas dabei, es liegt ein kleines Hündchen dort, das fängt gleich an zu bellen, wann sich jemand nähert, und sobald das bellt, wacht auch alles am königlichen Hofe auf, und deshalb können wir nicht hinein kommen; unterstehst du dich, das Hündchen todt zu schießen?’ ‘Ja,’ sprach er, ‘das ist mir ein kleiner Spaß.’ Danach setzte er sich auf ein Schiff, und fuhr über das Wasser, und wie er bald beim Land war, kam das Hündlein gelaufen, und wollte bellen, aber er kriegte seine Windbüchse, und schoß es todt. Wie die Riesen das sahen, freuten sie sich, und meinten sie hätten die Königstochter schon gewiß, er sprach aber zu ihnen sie sollten haußen bleiben bis er sie riefe. Da gieng er in das Schloß, und es war mäuschenstill, und schlief alles; wie er das erste Zimmer aufmachte, hieng da ein Säbel an der Wand, der war von purem Silber, und ein goldener Stern darauf und des Königs Name; daneben aber stand ein Tisch, und auf dem Tisch lag ein versiegelter Brief, den brach er auf, und stand darin wer den Säbel hätte, könnte alles ums Leben bringen, was ihm vorkäme. Da nahm er den Säbel von der Wand, hieng ihn um, und gieng </p> </div> </body> </text> </TEI> [138/0159]
so bist du verloren.’ Da trat der Bursch herzu, und sagte er wäre ein gelernter Jäger, und wonach er mit seiner Büchse ziele, das treffe er auch sicher und gewiß. Da sprachen sie wenn er mit ihnen gehen wollte, sollte ers gut haben, und erzählten ihm vor dem Wald sei ein großes Wasser, dahinter ständ ein Thurm, und in dem Thurm säß eine schöne Königstochter, die wollten sie gern rauben. ‘Ja,’ sprach er, ‘die will ich bald geschafft haben.’ Sagten sie weiter ‘es ist aber noch etwas dabei, es liegt ein kleines Hündchen dort, das fängt gleich an zu bellen, wann sich jemand nähert, und sobald das bellt, wacht auch alles am königlichen Hofe auf, und deshalb können wir nicht hinein kommen; unterstehst du dich, das Hündchen todt zu schießen?’ ‘Ja,’ sprach er, ‘das ist mir ein kleiner Spaß.’ Danach setzte er sich auf ein Schiff, und fuhr über das Wasser, und wie er bald beim Land war, kam das Hündlein gelaufen, und wollte bellen, aber er kriegte seine Windbüchse, und schoß es todt. Wie die Riesen das sahen, freuten sie sich, und meinten sie hätten die Königstochter schon gewiß, er sprach aber zu ihnen sie sollten haußen bleiben bis er sie riefe. Da gieng er in das Schloß, und es war mäuschenstill, und schlief alles; wie er das erste Zimmer aufmachte, hieng da ein Säbel an der Wand, der war von purem Silber, und ein goldener Stern darauf und des Königs Name; daneben aber stand ein Tisch, und auf dem Tisch lag ein versiegelter Brief, den brach er auf, und stand darin wer den Säbel hätte, könnte alles ums Leben bringen, was ihm vorkäme. Da nahm er den Säbel von der Wand, hieng ihn um, und gieng
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Herzogin Anna Amalia Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-05-27T16:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |