Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837.wie thut mir doch mein Herz so weh in dieser tiefen See!' Wie der Koch hörte, daß das Lämmchen sprechen konnte, und so traurige Worte zu dem Fischchen hinabrief, erschrack er, und dachte es müßte kein natürliches Lämmchen seyn, sondern von der bösen Frau im Haus verwünscht. Da sprach er 'sey ruhig, ich will dich nicht schlachten,' nahm ein anderes Thier, und bereitete das für die Gäste, und brachte das Lämmchen zu einer guten Bäuerin, der erzählte er alles was er gesehen und gehört hatte. Die Bäuerin war aber gerade die Amme von dem Schwesterchen gewesen, vermuthete gleich wer's seyn würde, und gieng mit ihm zu einer weisen Frau. Das sprach die weise Frau einen Segen über das Lämmchen und Fischchen, wovon sie ihre menschliche Gestalt wieder bekamen, und danach führte sie beide in einen großen Wald in ein klein Häuschen, wo sie zufrieden und glücklich lebten. wie thut mir doch mein Herz so weh in dieser tiefen See!’ Wie der Koch hoͤrte, daß das Laͤmmchen sprechen konnte, und so traurige Worte zu dem Fischchen hinabrief, erschrack er, und dachte es muͤßte kein natuͤrliches Laͤmmchen seyn, sondern von der boͤsen Frau im Haus verwuͤnscht. Da sprach er ‘sey ruhig, ich will dich nicht schlachten,’ nahm ein anderes Thier, und bereitete das fuͤr die Gaͤste, und brachte das Laͤmmchen zu einer guten Baͤuerin, der erzaͤhlte er alles was er gesehen und gehoͤrt hatte. Die Baͤuerin war aber gerade die Amme von dem Schwesterchen gewesen, vermuthete gleich wer’s seyn wuͤrde, und gieng mit ihm zu einer weisen Frau. Das sprach die weise Frau einen Segen uͤber das Laͤmmchen und Fischchen, wovon sie ihre menschliche Gestalt wieder bekamen, und danach fuͤhrte sie beide in einen großen Wald in ein klein Haͤuschen, wo sie zufrieden und gluͤcklich lebten. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0296" n="280"/> <lg type="poem"> <l>wie thut mir doch mein Herz so weh</l><lb/> <l>in dieser tiefen See!’</l><lb/> </lg> <p>Wie der Koch hoͤrte, daß das Laͤmmchen sprechen konnte, und so traurige Worte zu dem Fischchen hinabrief, erschrack er, und dachte es muͤßte kein natuͤrliches Laͤmmchen seyn, sondern von der boͤsen Frau im Haus verwuͤnscht. Da sprach er ‘sey ruhig, ich will dich nicht schlachten,’ nahm ein anderes Thier, und bereitete das fuͤr die Gaͤste, und brachte das Laͤmmchen zu einer guten Baͤuerin, der erzaͤhlte er alles was er gesehen und gehoͤrt hatte. Die Baͤuerin war aber gerade die Amme von dem Schwesterchen gewesen, vermuthete gleich wer’s seyn wuͤrde, und gieng mit ihm zu einer weisen Frau. Das sprach die weise Frau einen Segen uͤber das Laͤmmchen und Fischchen, wovon sie ihre menschliche Gestalt wieder bekamen, und danach fuͤhrte sie beide in einen großen Wald in ein klein Haͤuschen, wo sie zufrieden und gluͤcklich lebten.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> </text> </TEI> [280/0296]
wie thut mir doch mein Herz so weh
in dieser tiefen See!’
Wie der Koch hoͤrte, daß das Laͤmmchen sprechen konnte, und so traurige Worte zu dem Fischchen hinabrief, erschrack er, und dachte es muͤßte kein natuͤrliches Laͤmmchen seyn, sondern von der boͤsen Frau im Haus verwuͤnscht. Da sprach er ‘sey ruhig, ich will dich nicht schlachten,’ nahm ein anderes Thier, und bereitete das fuͤr die Gaͤste, und brachte das Laͤmmchen zu einer guten Baͤuerin, der erzaͤhlte er alles was er gesehen und gehoͤrt hatte. Die Baͤuerin war aber gerade die Amme von dem Schwesterchen gewesen, vermuthete gleich wer’s seyn wuͤrde, und gieng mit ihm zu einer weisen Frau. Das sprach die weise Frau einen Segen uͤber das Laͤmmchen und Fischchen, wovon sie ihre menschliche Gestalt wieder bekamen, und danach fuͤhrte sie beide in einen großen Wald in ein klein Haͤuschen, wo sie zufrieden und gluͤcklich lebten.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-06-15T16:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |