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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837.

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Es trug sich zu, als er durch ein Holz zu reiten kam, daß er von weitem etwas großes auf der Erde liegen sah, und wie er sich näherte, konnte er unterscheiden daß es der Bauch eines Menschen war, der sich dahin gestreckt hatte; der Bauch aber sah aus, wie ein kleiner Berg. Der Dicke, wie er den Reisenden erblickte, richtete sich in die Höhe, und sprach 'wenn ihr jemand braucht, so nehmt mich in eure Dienste.' Der Königssohn antwortete 'was soll ich mit einem so dicken Manne anfangen?' 'O,' sprach der Dicke, 'das will nichts sagen, wenn ich mich recht aus einander thue, bin ich noch dreitausendmal so dick.' 'Wenn das ist,' sagte der Königssohn, 'so kann ich dich brauchen, komm mit mir.' Da gieng der Dicke hinter dem Königssohn her, und über eine Weile fanden sie einen andern, der lag da auf der Erde, und hatte das Ohr auf den Rasen gelegt. Fragte der Königssohn 'was machst du da?' 'Jch horche,' antwortete der Mann. 'Wonach horchst du so aufmerksam?' 'Jch horche nach dem was in der Welt sich eben zuträgt, denn ich höre alles, so gar das Gras höre ich wachsen.' Fragte der Königssohn 'sage mir, was hörst du am Hofe der alten Königin, welche die schöne Tochter hat.' Da antwortete er 'ich höre das Schwert sausen, das einem Freier den Kopf abschlägt.' Der Königssohn sprach 'ich kann dich brauchen, komm mit mir.' Da zogen sie weiter, und sahen einmal ein paar Füße da liegen und auch etwas von den Beinen, aber das Ende konnten sie nicht sehen. Als sie eine gute Strecke fortgegangen waren, kamen sie zu dem Leib und endlich auch zu dem Kopf. 'Ei,' sprach der Königssohn, 'was bist du für ein langer Strick!' 'O,'

Es trug sich zu, als er durch ein Holz zu reiten kam, daß er von weitem etwas großes auf der Erde liegen sah, und wie er sich naͤherte, konnte er unterscheiden daß es der Bauch eines Menschen war, der sich dahin gestreckt hatte; der Bauch aber sah aus, wie ein kleiner Berg. Der Dicke, wie er den Reisenden erblickte, richtete sich in die Hoͤhe, und sprach ‘wenn ihr jemand braucht, so nehmt mich in eure Dienste.’ Der Koͤnigssohn antwortete ‘was soll ich mit einem so dicken Manne anfangen?’ ‘O,’ sprach der Dicke, ‘das will nichts sagen, wenn ich mich recht aus einander thue, bin ich noch dreitausendmal so dick.’ ‘Wenn das ist,’ sagte der Koͤnigssohn, ‘so kann ich dich brauchen, komm mit mir.’ Da gieng der Dicke hinter dem Koͤnigssohn her, und uͤber eine Weile fanden sie einen andern, der lag da auf der Erde, und hatte das Ohr auf den Rasen gelegt. Fragte der Koͤnigssohn ‘was machst du da?’ ‘Jch horche,’ antwortete der Mann. ‘Wonach horchst du so aufmerksam?’ ‘Jch horche nach dem was in der Welt sich eben zutraͤgt, denn ich hoͤre alles, so gar das Gras hoͤre ich wachsen.’ Fragte der Koͤnigssohn ‘sage mir, was hoͤrst du am Hofe der alten Koͤnigin, welche die schoͤne Tochter hat.’ Da antwortete er ‘ich hoͤre das Schwert sausen, das einem Freier den Kopf abschlaͤgt.’ Der Koͤnigssohn sprach ‘ich kann dich brauchen, komm mit mir.’ Da zogen sie weiter, und sahen einmal ein paar Fuͤße da liegen und auch etwas von den Beinen, aber das Ende konnten sie nicht sehen. Als sie eine gute Strecke fortgegangen waren, kamen sie zu dem Leib und endlich auch zu dem Kopf. ‘Ei,’ sprach der Koͤnigssohn, ‘was bist du fuͤr ein langer Strick!’ ‘O,’

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[254/0270] Es trug sich zu, als er durch ein Holz zu reiten kam, daß er von weitem etwas großes auf der Erde liegen sah, und wie er sich naͤherte, konnte er unterscheiden daß es der Bauch eines Menschen war, der sich dahin gestreckt hatte; der Bauch aber sah aus, wie ein kleiner Berg. Der Dicke, wie er den Reisenden erblickte, richtete sich in die Hoͤhe, und sprach ‘wenn ihr jemand braucht, so nehmt mich in eure Dienste.’ Der Koͤnigssohn antwortete ‘was soll ich mit einem so dicken Manne anfangen?’ ‘O,’ sprach der Dicke, ‘das will nichts sagen, wenn ich mich recht aus einander thue, bin ich noch dreitausendmal so dick.’ ‘Wenn das ist,’ sagte der Koͤnigssohn, ‘so kann ich dich brauchen, komm mit mir.’ Da gieng der Dicke hinter dem Koͤnigssohn her, und uͤber eine Weile fanden sie einen andern, der lag da auf der Erde, und hatte das Ohr auf den Rasen gelegt. Fragte der Koͤnigssohn ‘was machst du da?’ ‘Jch horche,’ antwortete der Mann. ‘Wonach horchst du so aufmerksam?’ ‘Jch horche nach dem was in der Welt sich eben zutraͤgt, denn ich hoͤre alles, so gar das Gras hoͤre ich wachsen.’ Fragte der Koͤnigssohn ‘sage mir, was hoͤrst du am Hofe der alten Koͤnigin, welche die schoͤne Tochter hat.’ Da antwortete er ‘ich hoͤre das Schwert sausen, das einem Freier den Kopf abschlaͤgt.’ Der Koͤnigssohn sprach ‘ich kann dich brauchen, komm mit mir.’ Da zogen sie weiter, und sahen einmal ein paar Fuͤße da liegen und auch etwas von den Beinen, aber das Ende konnten sie nicht sehen. Als sie eine gute Strecke fortgegangen waren, kamen sie zu dem Leib und endlich auch zu dem Kopf. ‘Ei,’ sprach der Koͤnigssohn, ‘was bist du fuͤr ein langer Strick!’ ‘O,’

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1837/270>, abgerufen am 25.11.2024.