Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite

Jungfrau aus ihrer Gewalt befreit. Doch als die Teufel ihn verließen, so lag er da ohnmächtig, und konnte sich nicht regen; er konnte auch nicht die Augen aufheben, um die Jungfrau zu sehen, die herein kam, und ihn mit dem Wasser des Lebens benetzte und begoß. Aber auf einmal war er von allen Schmerzen befreit, und fühlte sich frisch und gesund, als wär er aus einem Schlaf erwacht, und wie er die Augen aufschlug, so sah er die Jungfrau neben sich stehen, die war schneeweiß und so schön, daß sie leuchtete wie der helle Tag. Sie sprach zu ihm 'steh auf, und schwing dein Schwert dreimal über die Treppe, so wird alles erlöst seyn.' Und als er das gethan hatte, da war das ganze Schloß vom Zauber befreit. Die Jungfrau war eine reiche Königstochter; die Diener kamen und sagten im großen Saale wäre die Tafel schon zubereitet und die Speisen aufgetragen. Da setzten sie sich nieder, aßen und tranken zusammen, und Abends ward in großen Freuden die Hochzeit gefeiert.



Jungfrau aus ihrer Gewalt befreit. Doch als die Teufel ihn verließen, so lag er da ohnmaͤchtig, und konnte sich nicht regen; er konnte auch nicht die Augen aufheben, um die Jungfrau zu sehen, die herein kam, und ihn mit dem Wasser des Lebens benetzte und begoß. Aber auf einmal war er von allen Schmerzen befreit, und fuͤhlte sich frisch und gesund, als waͤr er aus einem Schlaf erwacht, und wie er die Augen aufschlug, so sah er die Jungfrau neben sich stehen, die war schneeweiß und so schoͤn, daß sie leuchtete wie der helle Tag. Sie sprach zu ihm ‘steh auf, und schwing dein Schwert dreimal uͤber die Treppe, so wird alles erloͤst seyn.’ Und als er das gethan hatte, da war das ganze Schloß vom Zauber befreit. Die Jungfrau war eine reiche Koͤnigstochter; die Diener kamen und sagten im großen Saale waͤre die Tafel schon zubereitet und die Speisen aufgetragen. Da setzten sie sich nieder, aßen und tranken zusammen, und Abends ward in großen Freuden die Hochzeit gefeiert.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0204" n="188"/>
Jungfrau aus ihrer Gewalt befreit. Doch als die Teufel ihn verließen, so lag er da ohnma&#x0364;chtig, und konnte sich nicht regen; er konnte auch nicht die Augen aufheben, um die Jungfrau zu sehen, die herein kam, und ihn mit dem Wasser des Lebens benetzte und begoß. Aber auf einmal war er von allen Schmerzen befreit, und fu&#x0364;hlte sich frisch und gesund, als wa&#x0364;r er aus einem Schlaf erwacht, und wie er die Augen aufschlug, so sah er die Jungfrau neben sich stehen, die war schneeweiß und so scho&#x0364;n, daß sie leuchtete wie der helle Tag. Sie sprach zu ihm &#x2018;steh auf, und schwing dein Schwert dreimal u&#x0364;ber die Treppe, so wird alles erlo&#x0364;st seyn.&#x2019; Und als er das gethan hatte, da war das ganze Schloß vom Zauber befreit. Die Jungfrau war eine reiche Ko&#x0364;nigstochter; die Diener kamen und sagten im großen Saale wa&#x0364;re die Tafel schon zubereitet und die Speisen aufgetragen. Da setzten sie sich nieder, aßen und tranken zusammen, und Abends ward in großen Freuden die Hochzeit gefeiert.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[188/0204] Jungfrau aus ihrer Gewalt befreit. Doch als die Teufel ihn verließen, so lag er da ohnmaͤchtig, und konnte sich nicht regen; er konnte auch nicht die Augen aufheben, um die Jungfrau zu sehen, die herein kam, und ihn mit dem Wasser des Lebens benetzte und begoß. Aber auf einmal war er von allen Schmerzen befreit, und fuͤhlte sich frisch und gesund, als waͤr er aus einem Schlaf erwacht, und wie er die Augen aufschlug, so sah er die Jungfrau neben sich stehen, die war schneeweiß und so schoͤn, daß sie leuchtete wie der helle Tag. Sie sprach zu ihm ‘steh auf, und schwing dein Schwert dreimal uͤber die Treppe, so wird alles erloͤst seyn.’ Und als er das gethan hatte, da war das ganze Schloß vom Zauber befreit. Die Jungfrau war eine reiche Koͤnigstochter; die Diener kamen und sagten im großen Saale waͤre die Tafel schon zubereitet und die Speisen aufgetragen. Da setzten sie sich nieder, aßen und tranken zusammen, und Abends ward in großen Freuden die Hochzeit gefeiert.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-06-15T16:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1837/204
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1837/204>, abgerufen am 21.11.2024.