Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837.121. Der Königssohn der sich vor nichts fürchtet. Es war einmal ein Königssohn, dem gefiels nicht mehr daheim in seines Vaters Haus, und weil er vor nichts Furcht hatte, so dachte er 'ich will in die weite Welt gehen, da wird mir Zeit und Weile nicht lang, und ich werde wunderliche Dinge genug sehen.' Also nahm er von seinen Eltern Abschied, und gieng fort, immer zu, von Morgen bis Abend, und es war ihm einerlei, wo hinaus ihn der Weg führte. Es trug sich zu, daß er vor eines Riesen Haus kam, und weil er müde war, setzte er sich vor die Thüre, und ruhte. Und als er seine Augen so hin und hergehen ließ, sah er auf dem Hof des Riesen Spielwerk liegen; das waren ein Paar große Kugeln und mächtige Kegel dabei. Ueber ein Weilchen bekam der Königssohn Lust, stellte sich die Kegel auf, und schob mit den Kugeln danach, schrie und rief wenn die Kegel fielen, und war guter Dinge. Der Riese hörte den Lärm, streckte seinen gewaltigen Kopf heraus, und erblickte einen Menschen, der nicht größer war als die andern Menschen, und doch mit seinen Kegeln spielte. Da rief er 'Würmchen, kegelst du mit meinen Kegeln? wer hat dir die Stärke dazu gegeben?' Der Königssohn schaute auf, sah den Riesen an, und sprach 'o du 121. Der Koͤnigssohn der sich vor nichts fuͤrchtet. Es war einmal ein Koͤnigssohn, dem gefiels nicht mehr daheim in seines Vaters Haus, und weil er vor nichts Furcht hatte, so dachte er ‘ich will in die weite Welt gehen, da wird mir Zeit und Weile nicht lang, und ich werde wunderliche Dinge genug sehen.’ Also nahm er von seinen Eltern Abschied, und gieng fort, immer zu, von Morgen bis Abend, und es war ihm einerlei, wo hinaus ihn der Weg fuͤhrte. Es trug sich zu, daß er vor eines Riesen Haus kam, und weil er muͤde war, setzte er sich vor die Thuͤre, und ruhte. Und als er seine Augen so hin und hergehen ließ, sah er auf dem Hof des Riesen Spielwerk liegen; das waren ein Paar große Kugeln und maͤchtige Kegel dabei. Ueber ein Weilchen bekam der Koͤnigssohn Lust, stellte sich die Kegel auf, und schob mit den Kugeln danach, schrie und rief wenn die Kegel fielen, und war guter Dinge. Der Riese hoͤrte den Laͤrm, streckte seinen gewaltigen Kopf heraus, und erblickte einen Menschen, der nicht groͤßer war als die andern Menschen, und doch mit seinen Kegeln spielte. Da rief er ‘Wuͤrmchen, kegelst du mit meinen Kegeln? wer hat dir die Staͤrke dazu gegeben?’ Der Koͤnigssohn schaute auf, sah den Riesen an, und sprach ‘o du <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0197" n="181"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">121.<lb/> Der Koͤnigssohn der sich vor nichts fuͤrchtet.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">E</hi>s war einmal ein Koͤnigssohn, dem gefiels nicht mehr daheim in seines Vaters Haus, und weil er vor nichts Furcht hatte, so dachte er ‘ich will in die weite Welt gehen, da wird mir Zeit und Weile nicht lang, und ich werde wunderliche Dinge genug sehen.’ Also nahm er von seinen Eltern Abschied, und gieng fort, immer zu, von Morgen bis Abend, und es war ihm einerlei, wo hinaus ihn der Weg fuͤhrte. Es trug sich zu, daß er vor eines Riesen Haus kam, und weil er muͤde war, setzte er sich vor die Thuͤre, und ruhte. Und als er seine Augen so hin und hergehen ließ, sah er auf dem Hof des Riesen Spielwerk liegen; das waren ein Paar große Kugeln und maͤchtige Kegel dabei. Ueber ein Weilchen bekam der Koͤnigssohn Lust, stellte sich die Kegel auf, und schob mit den Kugeln danach, schrie und rief wenn die Kegel fielen, und war guter Dinge. Der Riese hoͤrte den Laͤrm, streckte seinen gewaltigen Kopf heraus, und erblickte einen Menschen, der nicht groͤßer war als die andern Menschen, und doch mit seinen Kegeln spielte. Da rief er ‘Wuͤrmchen, kegelst du mit meinen Kegeln? wer hat dir die Staͤrke dazu gegeben?’ Der Koͤnigssohn schaute auf, sah den Riesen an, und sprach ‘o du </p> </div> </body> </text> </TEI> [181/0197]
121.
Der Koͤnigssohn der sich vor nichts fuͤrchtet.
Es war einmal ein Koͤnigssohn, dem gefiels nicht mehr daheim in seines Vaters Haus, und weil er vor nichts Furcht hatte, so dachte er ‘ich will in die weite Welt gehen, da wird mir Zeit und Weile nicht lang, und ich werde wunderliche Dinge genug sehen.’ Also nahm er von seinen Eltern Abschied, und gieng fort, immer zu, von Morgen bis Abend, und es war ihm einerlei, wo hinaus ihn der Weg fuͤhrte. Es trug sich zu, daß er vor eines Riesen Haus kam, und weil er muͤde war, setzte er sich vor die Thuͤre, und ruhte. Und als er seine Augen so hin und hergehen ließ, sah er auf dem Hof des Riesen Spielwerk liegen; das waren ein Paar große Kugeln und maͤchtige Kegel dabei. Ueber ein Weilchen bekam der Koͤnigssohn Lust, stellte sich die Kegel auf, und schob mit den Kugeln danach, schrie und rief wenn die Kegel fielen, und war guter Dinge. Der Riese hoͤrte den Laͤrm, streckte seinen gewaltigen Kopf heraus, und erblickte einen Menschen, der nicht groͤßer war als die andern Menschen, und doch mit seinen Kegeln spielte. Da rief er ‘Wuͤrmchen, kegelst du mit meinen Kegeln? wer hat dir die Staͤrke dazu gegeben?’ Der Koͤnigssohn schaute auf, sah den Riesen an, und sprach ‘o du
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-06-15T16:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |