Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.diese Jahrszeit noch grün sind, oder es werden auch nur einzelne Zweige von Buchsbaum, Rosmarin, Lorbeer, Pomeranzen genommen und damit gefitzelt. Gemeinlich geschieht es auf die Hände, dazu spricht man: "schmeckt der Pfeffer gut?" oder auch: "Jst das Pfefferleinsbrot gut?
ists gesalzen? ists geschmalzen?" An manchen Orten haben die Bauern noch einen besondern Reim: "Frischa, frischa, gruna,
sollt mer oisig lona (sollt mir jetzo lohnen) Pfeffernüß und Brondaweiy, und an ganzen Dohler dreiy; get mer oisig müt. (gebt mir ihn gleich mit). Man gibt darnach den Kindern einen sogenannten Fitzelslohn an Geld oder Eßwaaren. Es fitzeln auch Erwachsene, Eheleute, Anverwandte und Bekannte einander. Zuweilen überschickt man auch nur eine schöne Fitzelruthe, zum Zeichen, daß man an einander denke. An manchen Orten wird umgewechselt, und am Kindertage das weibliche Geschlecht von dem männlichen, am Neujahrstage das männliche von dem weiblichen mit der Ruthe geschlagen, dabei haben die Mädchen einen besondern Reim: "wachsa, wachsa, grun,
der liben Fra ir Sun, schmeckt's Neujahr gut? schmeckt's Neujahr gut?" An einigen Orten (Haltaus führt namentlich Regensburg an) diese Jahrszeit noch gruͤn sind, oder es werden auch nur einzelne Zweige von Buchsbaum, Rosmarin, Lorbeer, Pomeranzen genommen und damit gefitzelt. Gemeinlich geschieht es auf die Haͤnde, dazu spricht man: „schmeckt der Pfeffer gut?“ oder auch: „Jst das Pfefferleinsbrot gut?
ists gesalzen? ists geschmalzen?“ An manchen Orten haben die Bauern noch einen besondern Reim: „Frischa, frischa, gruna,
sollt mer oisig lona (sollt mir jetzo lohnen) Pfeffernuͤß und Brondaweiy, und an ganzen Dohler dreiy; get mer oisig muͤt. (gebt mir ihn gleich mit). Man gibt darnach den Kindern einen sogenannten Fitzelslohn an Geld oder Eßwaaren. Es fitzeln auch Erwachsene, Eheleute, Anverwandte und Bekannte einander. Zuweilen uͤberschickt man auch nur eine schoͤne Fitzelruthe, zum Zeichen, daß man an einander denke. An manchen Orten wird umgewechselt, und am Kindertage das weibliche Geschlecht von dem maͤnnlichen, am Neujahrstage das maͤnnliche von dem weiblichen mit der Ruthe geschlagen, dabei haben die Maͤdchen einen besondern Reim: „wachsa, wachsa, grun,
der liben Fra ir Sun, schmeckt’s Neujahr gut? schmeckt’s Neujahr gut?“ An einigen Orten (Haltaus fuͤhrt namentlich Regensburg an) <TEI> <text> <front> <div type="preface"> <p><pb facs="#f0053" n="XLVII"/> diese Jahrszeit noch gruͤn sind, oder es werden auch nur einzelne Zweige von Buchsbaum, Rosmarin, Lorbeer, Pomeranzen genommen und damit gefitzelt. Gemeinlich geschieht es auf die Haͤnde, dazu spricht man: „schmeckt der Pfeffer gut?“ oder auch:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>„Jst das Pfefferleinsbrot gut?</l><lb/> <l>ists gesalzen?</l><lb/> <l>ists geschmalzen?“</l><lb/> </lg> <p>An manchen Orten haben die Bauern noch einen besondern Reim:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>„Frischa, frischa, gruna,</l><lb/> <l>sollt mer oisig lona (sollt mir jetzo lohnen)</l><lb/> <l>Pfeffernuͤß und Brondaweiy,</l><lb/> <l>und an ganzen Dohler dreiy;</l><lb/> <l>get mer oisig muͤt. (gebt mir ihn gleich mit).</l><lb/> </lg> <p>Man gibt darnach den Kindern einen sogenannten Fitzelslohn an Geld oder Eßwaaren. Es fitzeln auch Erwachsene, Eheleute, Anverwandte und Bekannte einander. Zuweilen uͤberschickt man auch nur eine schoͤne Fitzelruthe, zum Zeichen, daß man an einander denke. An manchen Orten wird umgewechselt, und am Kindertage das weibliche Geschlecht von dem maͤnnlichen, am Neujahrstage das maͤnnliche von dem weiblichen mit der Ruthe geschlagen, dabei haben die Maͤdchen einen besondern Reim:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>„wachsa, wachsa, grun,</l><lb/> <l>der liben Fra ir Sun,</l><lb/> <l>schmeckt’s Neujahr gut?</l><lb/> <l>schmeckt’s Neujahr gut?“</l><lb/> </lg> <p>An einigen Orten (Haltaus fuͤhrt namentlich Regensburg an) </p> </div> </front> </text> </TEI> [XLVII/0053]
diese Jahrszeit noch gruͤn sind, oder es werden auch nur einzelne Zweige von Buchsbaum, Rosmarin, Lorbeer, Pomeranzen genommen und damit gefitzelt. Gemeinlich geschieht es auf die Haͤnde, dazu spricht man: „schmeckt der Pfeffer gut?“ oder auch:
„Jst das Pfefferleinsbrot gut?
ists gesalzen?
ists geschmalzen?“
An manchen Orten haben die Bauern noch einen besondern Reim:
„Frischa, frischa, gruna,
sollt mer oisig lona (sollt mir jetzo lohnen)
Pfeffernuͤß und Brondaweiy,
und an ganzen Dohler dreiy;
get mer oisig muͤt. (gebt mir ihn gleich mit).
Man gibt darnach den Kindern einen sogenannten Fitzelslohn an Geld oder Eßwaaren. Es fitzeln auch Erwachsene, Eheleute, Anverwandte und Bekannte einander. Zuweilen uͤberschickt man auch nur eine schoͤne Fitzelruthe, zum Zeichen, daß man an einander denke. An manchen Orten wird umgewechselt, und am Kindertage das weibliche Geschlecht von dem maͤnnlichen, am Neujahrstage das maͤnnliche von dem weiblichen mit der Ruthe geschlagen, dabei haben die Maͤdchen einen besondern Reim:
„wachsa, wachsa, grun,
der liben Fra ir Sun,
schmeckt’s Neujahr gut?
schmeckt’s Neujahr gut?“
An einigen Orten (Haltaus fuͤhrt namentlich Regensburg an)
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Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.
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