Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.Myra) angethan, und nimmt eine Prüfung mit den Kindern vor; die guten dürfen ihr Körbchen irgendwo hinsetzen und finden es dann den andern Morgen voll Geschenke; die bösen aber werden von dem Knecht Barthel geängstigt, bis sie Besserung versprechen (Denis Lesefrüchte I. 131). Jn der Grafschaft Mark und Homburg versammeln sich die Kinder Abends vorher und jedes hat einen seiner Schuhe mit Hafer gefüllt. Dieser wird auf eine große Schüssel geschüttet, um das Pferd des heil. Niklas, der in der Nacht vom 5. auf den 6. Dezember anlangt, damit zu füttern. Am Morgen finden die Kinder seine Gaben in der schönsten Ordnung aufgestellt. Die Zuckerbäcker bilden ihn als einen geharnischten, reisigen Mann ab. Jn der Grafschaft Mark, so wie in allen westwärts liegenden Ländern wird nur an diesem Tag bescheert, im Homburgischen auch noch Weihnachten. (Reichs Anzeiger 1796. I. S. 166.) Die Holländer sagen, er komme auf einem kleinen, weißen Pferde zum Schornstein eingeritten (Grabners Reise in den Niederlanden S. 365.). An vielen Orten, in Oberschwaben, auch in Hessen, wird er als Vorgänger der Christbescheerung angesehen, auch wohl mit dem rußigen, Schrecken einjagenden Knecht Ruprecht verwechselt, so daß von diesem allein die Rede ist. Guten Kindern bringt er Aepfel, Nüsse, Spielzeug, den bösen aber eine vergoldete oder mit Goldflittern geschmückte Ruthe. Ein Kinderlied darüber steht im Anhang des Wunderh. S. 28. 29. (Vergl. Scheffers Haltaus S. 155. 156.) Jn Thüringen verfertigt man an diesem Tage Niklaszöpfe, ein Backwerk in Gestalt eines geflochtenen Haarzopfes. Die Sitte Myra) angethan, und nimmt eine Pruͤfung mit den Kindern vor; die guten duͤrfen ihr Koͤrbchen irgendwo hinsetzen und finden es dann den andern Morgen voll Geschenke; die boͤsen aber werden von dem Knecht Barthel geaͤngstigt, bis sie Besserung versprechen (Denis Lesefruͤchte I. 131). Jn der Grafschaft Mark und Homburg versammeln sich die Kinder Abends vorher und jedes hat einen seiner Schuhe mit Hafer gefuͤllt. Dieser wird auf eine große Schuͤssel geschuͤttet, um das Pferd des heil. Niklas, der in der Nacht vom 5. auf den 6. Dezember anlangt, damit zu fuͤttern. Am Morgen finden die Kinder seine Gaben in der schoͤnsten Ordnung aufgestellt. Die Zuckerbaͤcker bilden ihn als einen geharnischten, reisigen Mann ab. Jn der Grafschaft Mark, so wie in allen westwaͤrts liegenden Laͤndern wird nur an diesem Tag bescheert, im Homburgischen auch noch Weihnachten. (Reichs Anzeiger 1796. I. S. 166.) Die Hollaͤnder sagen, er komme auf einem kleinen, weißen Pferde zum Schornstein eingeritten (Grabners Reise in den Niederlanden S. 365.). An vielen Orten, in Oberschwaben, auch in Hessen, wird er als Vorgaͤnger der Christbescheerung angesehen, auch wohl mit dem rußigen, Schrecken einjagenden Knecht Ruprecht verwechselt, so daß von diesem allein die Rede ist. Guten Kindern bringt er Aepfel, Nuͤsse, Spielzeug, den boͤsen aber eine vergoldete oder mit Goldflittern geschmuͤckte Ruthe. Ein Kinderlied daruͤber steht im Anhang des Wunderh. S. 28. 29. (Vergl. Scheffers Haltaus S. 155. 156.) Jn Thuͤringen verfertigt man an diesem Tage Niklaszoͤpfe, ein Backwerk in Gestalt eines geflochtenen Haarzopfes. Die Sitte <TEI> <text> <front> <div type="preface"> <p><pb facs="#f0049" n="XLIII"/> Myra) angethan, und nimmt eine Pruͤfung mit den Kindern vor; die guten duͤrfen ihr Koͤrbchen irgendwo hinsetzen und finden es dann den andern Morgen voll Geschenke; die boͤsen aber werden von dem Knecht Barthel geaͤngstigt, bis sie Besserung versprechen (Denis Lesefruͤchte <hi rendition="#aq">I.</hi> 131). Jn der Grafschaft Mark und Homburg versammeln sich die Kinder Abends vorher und jedes hat einen seiner Schuhe mit Hafer gefuͤllt. Dieser wird auf eine große Schuͤssel geschuͤttet, um das Pferd des heil. Niklas, der in der Nacht vom 5. auf den 6. Dezember anlangt, damit zu fuͤttern. Am Morgen finden die Kinder seine Gaben in der schoͤnsten Ordnung aufgestellt. Die Zuckerbaͤcker bilden ihn als einen geharnischten, reisigen Mann ab. Jn der Grafschaft Mark, so wie in allen westwaͤrts liegenden Laͤndern wird nur an diesem Tag bescheert, im Homburgischen auch noch Weihnachten. (Reichs Anzeiger 1796. <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 166.) Die Hollaͤnder sagen, er komme auf einem kleinen, weißen Pferde zum Schornstein eingeritten (Grabners Reise in den Niederlanden S. 365.). An vielen Orten, in Oberschwaben, auch in Hessen, wird er als Vorgaͤnger der Christbescheerung angesehen, auch wohl mit dem rußigen, Schrecken einjagenden <hi rendition="#g">Knecht Ruprecht</hi> verwechselt, so daß von diesem allein die Rede ist. Guten Kindern bringt er Aepfel, Nuͤsse, Spielzeug, den boͤsen aber eine vergoldete oder mit Goldflittern geschmuͤckte Ruthe. Ein Kinderlied daruͤber steht im Anhang des Wunderh. S. 28. 29. (Vergl. Scheffers Haltaus S. 155. 156.) Jn Thuͤringen verfertigt man an diesem Tage Niklaszoͤpfe, ein Backwerk in Gestalt eines geflochtenen Haarzopfes. Die Sitte </p> </div> </front> </text> </TEI> [XLIII/0049]
Myra) angethan, und nimmt eine Pruͤfung mit den Kindern vor; die guten duͤrfen ihr Koͤrbchen irgendwo hinsetzen und finden es dann den andern Morgen voll Geschenke; die boͤsen aber werden von dem Knecht Barthel geaͤngstigt, bis sie Besserung versprechen (Denis Lesefruͤchte I. 131). Jn der Grafschaft Mark und Homburg versammeln sich die Kinder Abends vorher und jedes hat einen seiner Schuhe mit Hafer gefuͤllt. Dieser wird auf eine große Schuͤssel geschuͤttet, um das Pferd des heil. Niklas, der in der Nacht vom 5. auf den 6. Dezember anlangt, damit zu fuͤttern. Am Morgen finden die Kinder seine Gaben in der schoͤnsten Ordnung aufgestellt. Die Zuckerbaͤcker bilden ihn als einen geharnischten, reisigen Mann ab. Jn der Grafschaft Mark, so wie in allen westwaͤrts liegenden Laͤndern wird nur an diesem Tag bescheert, im Homburgischen auch noch Weihnachten. (Reichs Anzeiger 1796. I. S. 166.) Die Hollaͤnder sagen, er komme auf einem kleinen, weißen Pferde zum Schornstein eingeritten (Grabners Reise in den Niederlanden S. 365.). An vielen Orten, in Oberschwaben, auch in Hessen, wird er als Vorgaͤnger der Christbescheerung angesehen, auch wohl mit dem rußigen, Schrecken einjagenden Knecht Ruprecht verwechselt, so daß von diesem allein die Rede ist. Guten Kindern bringt er Aepfel, Nuͤsse, Spielzeug, den boͤsen aber eine vergoldete oder mit Goldflittern geschmuͤckte Ruthe. Ein Kinderlied daruͤber steht im Anhang des Wunderh. S. 28. 29. (Vergl. Scheffers Haltaus S. 155. 156.) Jn Thuͤringen verfertigt man an diesem Tage Niklaszoͤpfe, ein Backwerk in Gestalt eines geflochtenen Haarzopfes. Die Sitte
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Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.
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