Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.wurde ihnen angst und bang, zwei waren ganz betrübt, der dritte aber nahms auf die leichte Schulter und sprach: "Brüder, fürchtet nichts, vielleicht können wir das Räthsel rathen." Wie sie so zusammen saßen, kam eine alte Frau daher, die fragte, warum sie so traurig wären. "Ach, was liegt euch daran, ihr könnt uns doch nicht helfen." "Wer weiß das, erzählt mir's nur." Da erzählten sie's ihr, daß sie fast sieben Jahr dem Teufel gedient, der hätte ihnen Geld wie Heu geschafft, sie hätten sich ihm aber verschrieben und wären sein Eigenthum, wenn sie nach den sieben Jahren nicht ein Räthsel auflösen könnten. Die Alte sprach: "soll euch geholfen werden, so muß einer von euch zum Wald hinein gehen und da wird er an eine zerfallene Klippe kommen, die aussieht wie ein Häuschen." Die zwei traurigen dachten, das wird uns doch nicht retten und blieben vor dem Wald, der dritte lustige machte sich auf und fand alles so, wie die Frau gesagt hatte; in dem Häuschen aber saß eine steinalte Frau, die war des Teufels Großmutter und fragte ihn, woher er käme und was er wollte? Da erzählte er ihr alles und weil er ein gar schöner Mensch war, hatte sie Erbarmen und hob einen großen Stein auf. "Darunter sitz ganz still, wann der Drache kommt, will ich ihn um die Räthsel fragen." Um zwölf Uhr Nachts kam der Drache geflogen und wollte sein Essen, da deckte ihm seine Großmutter den Tisch und trug Trank und Speise auf, daß er vergnügt war, und sie aßen und tranken zusammen. Da fragte sie ihn im Gespräch, wie's den Tag ergangen wäre, wie viel Seelen er kriegt hätte? "Jch hab' noch drei Soldaten, die sind wurde ihnen angst und bang, zwei waren ganz betruͤbt, der dritte aber nahms auf die leichte Schulter und sprach: „Bruͤder, fuͤrchtet nichts, vielleicht koͤnnen wir das Raͤthsel rathen.“ Wie sie so zusammen saßen, kam eine alte Frau daher, die fragte, warum sie so traurig waͤren. „Ach, was liegt euch daran, ihr koͤnnt uns doch nicht helfen.“ „Wer weiß das, erzaͤhlt mir’s nur.“ Da erzaͤhlten sie’s ihr, daß sie fast sieben Jahr dem Teufel gedient, der haͤtte ihnen Geld wie Heu geschafft, sie haͤtten sich ihm aber verschrieben und waͤren sein Eigenthum, wenn sie nach den sieben Jahren nicht ein Raͤthsel aufloͤsen koͤnnten. Die Alte sprach: „soll euch geholfen werden, so muß einer von euch zum Wald hinein gehen und da wird er an eine zerfallene Klippe kommen, die aussieht wie ein Haͤuschen.“ Die zwei traurigen dachten, das wird uns doch nicht retten und blieben vor dem Wald, der dritte lustige machte sich auf und fand alles so, wie die Frau gesagt hatte; in dem Haͤuschen aber saß eine steinalte Frau, die war des Teufels Großmutter und fragte ihn, woher er kaͤme und was er wollte? Da erzaͤhlte er ihr alles und weil er ein gar schoͤner Mensch war, hatte sie Erbarmen und hob einen großen Stein auf. „Darunter sitz ganz still, wann der Drache kommt, will ich ihn um die Raͤthsel fragen.“ Um zwoͤlf Uhr Nachts kam der Drache geflogen und wollte sein Essen, da deckte ihm seine Großmutter den Tisch und trug Trank und Speise auf, daß er vergnuͤgt war, und sie aßen und tranken zusammen. Da fragte sie ihn im Gespraͤch, wie’s den Tag ergangen waͤre, wie viel Seelen er kriegt haͤtte? „Jch hab’ noch drei Soldaten, die sind <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0266" n="188"/> wurde ihnen angst und bang, zwei waren ganz betruͤbt, der dritte aber nahms auf die leichte Schulter und sprach: „Bruͤder, fuͤrchtet nichts, vielleicht koͤnnen wir das Raͤthsel rathen.“ Wie sie so zusammen saßen, kam eine alte Frau daher, die fragte, warum sie so traurig waͤren. „Ach, was liegt euch daran, ihr koͤnnt uns doch nicht helfen.“ „Wer weiß das, erzaͤhlt mir’s nur.“ Da erzaͤhlten sie’s ihr, daß sie fast sieben Jahr dem Teufel gedient, der haͤtte ihnen Geld wie Heu geschafft, sie haͤtten sich ihm aber verschrieben und waͤren sein Eigenthum, wenn sie nach den sieben Jahren nicht ein Raͤthsel aufloͤsen koͤnnten. Die Alte sprach: „soll euch geholfen werden, so muß einer von euch zum Wald hinein gehen und da wird er an eine zerfallene Klippe kommen, die aussieht wie ein Haͤuschen.“ Die zwei traurigen dachten, das wird uns doch nicht retten und blieben vor dem Wald, der dritte lustige machte sich auf und fand alles so, wie die Frau gesagt hatte; in dem Haͤuschen aber saß eine steinalte Frau, die war des Teufels Großmutter und fragte ihn, woher er kaͤme und was er wollte? Da erzaͤhlte er ihr alles und weil er ein gar schoͤner Mensch war, hatte sie Erbarmen und hob einen großen Stein auf. „Darunter sitz ganz still, wann der Drache kommt, will ich ihn um die Raͤthsel fragen.“ Um zwoͤlf Uhr Nachts kam der Drache geflogen und wollte sein Essen, da deckte ihm seine Großmutter den Tisch und trug Trank und Speise auf, daß er vergnuͤgt war, und sie aßen und tranken zusammen. Da fragte sie ihn im Gespraͤch, wie’s den Tag ergangen waͤre, wie viel Seelen er kriegt haͤtte? „Jch hab’ noch drei Soldaten, die sind </p> </div> </body> </text> </TEI> [188/0266]
wurde ihnen angst und bang, zwei waren ganz betruͤbt, der dritte aber nahms auf die leichte Schulter und sprach: „Bruͤder, fuͤrchtet nichts, vielleicht koͤnnen wir das Raͤthsel rathen.“ Wie sie so zusammen saßen, kam eine alte Frau daher, die fragte, warum sie so traurig waͤren. „Ach, was liegt euch daran, ihr koͤnnt uns doch nicht helfen.“ „Wer weiß das, erzaͤhlt mir’s nur.“ Da erzaͤhlten sie’s ihr, daß sie fast sieben Jahr dem Teufel gedient, der haͤtte ihnen Geld wie Heu geschafft, sie haͤtten sich ihm aber verschrieben und waͤren sein Eigenthum, wenn sie nach den sieben Jahren nicht ein Raͤthsel aufloͤsen koͤnnten. Die Alte sprach: „soll euch geholfen werden, so muß einer von euch zum Wald hinein gehen und da wird er an eine zerfallene Klippe kommen, die aussieht wie ein Haͤuschen.“ Die zwei traurigen dachten, das wird uns doch nicht retten und blieben vor dem Wald, der dritte lustige machte sich auf und fand alles so, wie die Frau gesagt hatte; in dem Haͤuschen aber saß eine steinalte Frau, die war des Teufels Großmutter und fragte ihn, woher er kaͤme und was er wollte? Da erzaͤhlte er ihr alles und weil er ein gar schoͤner Mensch war, hatte sie Erbarmen und hob einen großen Stein auf. „Darunter sitz ganz still, wann der Drache kommt, will ich ihn um die Raͤthsel fragen.“ Um zwoͤlf Uhr Nachts kam der Drache geflogen und wollte sein Essen, da deckte ihm seine Großmutter den Tisch und trug Trank und Speise auf, daß er vergnuͤgt war, und sie aßen und tranken zusammen. Da fragte sie ihn im Gespraͤch, wie’s den Tag ergangen waͤre, wie viel Seelen er kriegt haͤtte? „Jch hab’ noch drei Soldaten, die sind
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-06-15T16:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |