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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.

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als in der vorigen Nacht, daß sein Leib voll Wunden ward. Doch da er alles still ertrug, mußten sie von ihm lassen und als die Morgenröthe anbrach, erschien die Jungfrau wieder und heilte ihn mit dem Lebenswasser. Und als sie wegging, sah er mit Freuden, daß sie schon halb weiß geworden war bis zu den Fingerspitzen. Nun hatte er nur noch eine Nacht auszuhalten, aber die war die schlimmste. Der Teufelsspuk kam wieder; "bist du noch da, schrien sie, wart du sollst gepeinigt werden, daß dir der Athem stehen bleibt." Sie stachen und schlugen ihn, warfen ihn hin und her und rissen ihn an den Gliedern, als wollten sie ihn von einander reißen, aber er gab keinen Laut von Schmerz und Angst von sich, tröstete sich und dachte, es wird vorübergehen, und dann ist die Jungfrau aus ihrer Gewalt befreit. Doch als die Teufel ihn verließen, so lag er da ohnmächtig und konnte sich nicht regen; er konnte auch nicht die Augen aufheben, um die Jungfrau zu sehen, die herein kam und ihn mit dem Wasser des Lebens benetzte und begoß. Aber auf einmal war er von allen Schmerzen befreit, und fühlte sich frisch und gesund, als wär er aus einem Schlaf erwacht, und wie er die Augen aufschlug, so sah er die Jungfrau neben sich stehen, die war schneeweiß und so schön, daß sie leuchtete wie der helle Tag. Sie sprach zu ihm: "steh auf und schwing dein Schwert dreimal über die Treppe, so wird alles erlöst seyn!" Und als er das gethan hatte, da war das ganze Schloß vom Zauber befreit. Die Jungfrau war eine reiche Königstochter; die Diener kamen und sagten, im großen Saale wäre

als in der vorigen Nacht, daß sein Leib voll Wunden ward. Doch da er alles still ertrug, mußten sie von ihm lassen und als die Morgenroͤthe anbrach, erschien die Jungfrau wieder und heilte ihn mit dem Lebenswasser. Und als sie wegging, sah er mit Freuden, daß sie schon halb weiß geworden war bis zu den Fingerspitzen. Nun hatte er nur noch eine Nacht auszuhalten, aber die war die schlimmste. Der Teufelsspuk kam wieder; „bist du noch da, schrien sie, wart du sollst gepeinigt werden, daß dir der Athem stehen bleibt.“ Sie stachen und schlugen ihn, warfen ihn hin und her und rissen ihn an den Gliedern, als wollten sie ihn von einander reißen, aber er gab keinen Laut von Schmerz und Angst von sich, troͤstete sich und dachte, es wird voruͤbergehen, und dann ist die Jungfrau aus ihrer Gewalt befreit. Doch als die Teufel ihn verließen, so lag er da ohnmaͤchtig und konnte sich nicht regen; er konnte auch nicht die Augen aufheben, um die Jungfrau zu sehen, die herein kam und ihn mit dem Wasser des Lebens benetzte und begoß. Aber auf einmal war er von allen Schmerzen befreit, und fuͤhlte sich frisch und gesund, als waͤr er aus einem Schlaf erwacht, und wie er die Augen aufschlug, so sah er die Jungfrau neben sich stehen, die war schneeweiß und so schoͤn, daß sie leuchtete wie der helle Tag. Sie sprach zu ihm: „steh auf und schwing dein Schwert dreimal uͤber die Treppe, so wird alles erloͤst seyn!“ Und als er das gethan hatte, da war das ganze Schloß vom Zauber befreit. Die Jungfrau war eine reiche Koͤnigstochter; die Diener kamen und sagten, im großen Saale waͤre

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[171/0249] als in der vorigen Nacht, daß sein Leib voll Wunden ward. Doch da er alles still ertrug, mußten sie von ihm lassen und als die Morgenroͤthe anbrach, erschien die Jungfrau wieder und heilte ihn mit dem Lebenswasser. Und als sie wegging, sah er mit Freuden, daß sie schon halb weiß geworden war bis zu den Fingerspitzen. Nun hatte er nur noch eine Nacht auszuhalten, aber die war die schlimmste. Der Teufelsspuk kam wieder; „bist du noch da, schrien sie, wart du sollst gepeinigt werden, daß dir der Athem stehen bleibt.“ Sie stachen und schlugen ihn, warfen ihn hin und her und rissen ihn an den Gliedern, als wollten sie ihn von einander reißen, aber er gab keinen Laut von Schmerz und Angst von sich, troͤstete sich und dachte, es wird voruͤbergehen, und dann ist die Jungfrau aus ihrer Gewalt befreit. Doch als die Teufel ihn verließen, so lag er da ohnmaͤchtig und konnte sich nicht regen; er konnte auch nicht die Augen aufheben, um die Jungfrau zu sehen, die herein kam und ihn mit dem Wasser des Lebens benetzte und begoß. Aber auf einmal war er von allen Schmerzen befreit, und fuͤhlte sich frisch und gesund, als waͤr er aus einem Schlaf erwacht, und wie er die Augen aufschlug, so sah er die Jungfrau neben sich stehen, die war schneeweiß und so schoͤn, daß sie leuchtete wie der helle Tag. Sie sprach zu ihm: „steh auf und schwing dein Schwert dreimal uͤber die Treppe, so wird alles erloͤst seyn!“ Und als er das gethan hatte, da war das ganze Schloß vom Zauber befreit. Die Jungfrau war eine reiche Koͤnigstochter; die Diener kamen und sagten, im großen Saale waͤre

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819/249>, abgerufen am 03.12.2024.