Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.ließ, sah er auf dem Hof des Riesen Spielwerk liegen; das waren ein Paar große Kugeln und mächtige Kegel dabei. Ueber ein Weilchen bekam der Königssohn Lust, stellte sich die Kegel auf und schob mit den Kugeln darnach, schrie und rief, wenn die Kegel fielen und war guter Dinge. Der Riese hörte den Lärm, streckte seinen gewaltigen Kopf heraus und erblickte einen Menschen, der nicht größer war als die andern alle und doch mit seinen Kegeln spielte. Da rief er: "Würmchen, kegelst du mit meinen Kegeln! wer hat dir Stärke dazu gegeben?" Der Königssohn schaute auf, sah den Riesen an und sprach: "o du Klotz, du meinst wohl, deine Arme wären allein stark! ich kann alles, wozu ich Lust habe." Der Riese kam herab, sah den Königssohn ganz verwundert an und sprach: "Menschenkind, wenns so mit dir beschaffen ist, so geh doch und hol mir einen Apfel vom Baum des Lebens." "Was willst du damit?" sprach der Königssohn. "Jch will den Apfel nicht, antwortete der Riese, aber meine Braut die verlangt darnach; ich bin schon ausgewesen, aber ich kann den Baum nicht einmal finden." "Wenn ich mich erst aufmache, sagte der Königssohn, will ich den Baum schon finden und es sollte mir wunderlich vorkommen, wenn ich den Apfel nicht herunterholte." Der Riese sprach: "es ist nicht so leicht, wie du meinst; der Garten, worin der Baum steht, ist mit einem eisernen Gitter eingefaßt und vor dem Gitter liegen wilde Thiere, eins an dem andern, die halten Wache und lassen keinen Menschen hinein." "Mich werden sie schon einlassen" sagte der Königssohn. "Ja, bist du auch in dem Garten und siehst den Apfel am ließ, sah er auf dem Hof des Riesen Spielwerk liegen; das waren ein Paar große Kugeln und maͤchtige Kegel dabei. Ueber ein Weilchen bekam der Koͤnigssohn Lust, stellte sich die Kegel auf und schob mit den Kugeln darnach, schrie und rief, wenn die Kegel fielen und war guter Dinge. Der Riese hoͤrte den Laͤrm, streckte seinen gewaltigen Kopf heraus und erblickte einen Menschen, der nicht groͤßer war als die andern alle und doch mit seinen Kegeln spielte. Da rief er: „Wuͤrmchen, kegelst du mit meinen Kegeln! wer hat dir Staͤrke dazu gegeben?“ Der Koͤnigssohn schaute auf, sah den Riesen an und sprach: „o du Klotz, du meinst wohl, deine Arme waͤren allein stark! ich kann alles, wozu ich Lust habe.“ Der Riese kam herab, sah den Koͤnigssohn ganz verwundert an und sprach: „Menschenkind, wenns so mit dir beschaffen ist, so geh doch und hol mir einen Apfel vom Baum des Lebens.“ „Was willst du damit?“ sprach der Koͤnigssohn. „Jch will den Apfel nicht, antwortete der Riese, aber meine Braut die verlangt darnach; ich bin schon ausgewesen, aber ich kann den Baum nicht einmal finden.“ „Wenn ich mich erst aufmache, sagte der Koͤnigssohn, will ich den Baum schon finden und es sollte mir wunderlich vorkommen, wenn ich den Apfel nicht herunterholte.“ Der Riese sprach: „es ist nicht so leicht, wie du meinst; der Garten, worin der Baum steht, ist mit einem eisernen Gitter eingefaßt und vor dem Gitter liegen wilde Thiere, eins an dem andern, die halten Wache und lassen keinen Menschen hinein.“ „Mich werden sie schon einlassen“ sagte der Koͤnigssohn. „Ja, bist du auch in dem Garten und siehst den Apfel am <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0243" n="165"/> ließ, sah er auf dem Hof des Riesen Spielwerk liegen; das waren ein Paar große Kugeln und maͤchtige Kegel dabei. Ueber ein Weilchen bekam der Koͤnigssohn Lust, stellte sich die Kegel auf und schob mit den Kugeln darnach, schrie und rief, wenn die Kegel fielen und war guter Dinge. Der Riese hoͤrte den Laͤrm, streckte seinen gewaltigen Kopf heraus und erblickte einen Menschen, der nicht groͤßer war als die andern alle und doch mit seinen Kegeln spielte. Da rief er: „Wuͤrmchen, kegelst du mit meinen Kegeln! wer hat dir Staͤrke dazu gegeben?“ Der Koͤnigssohn schaute auf, sah den Riesen an und sprach: „o du Klotz, du meinst wohl, deine Arme waͤren allein stark! ich kann alles, wozu ich Lust habe.“ Der Riese kam herab, sah den Koͤnigssohn ganz verwundert an und sprach: „Menschenkind, wenns so mit dir beschaffen ist, so geh doch und hol mir einen Apfel vom Baum des Lebens.“ „Was willst du damit?“ sprach der Koͤnigssohn. „Jch will den Apfel nicht, antwortete der Riese, aber meine Braut die verlangt darnach; ich bin schon ausgewesen, aber ich kann den Baum nicht einmal finden.“ „Wenn ich mich erst aufmache, sagte der Koͤnigssohn, will ich den Baum schon finden und es sollte mir wunderlich vorkommen, wenn ich den Apfel nicht herunterholte.“ Der Riese sprach: „es ist nicht so leicht, wie du meinst; der Garten, worin der Baum steht, ist mit einem eisernen Gitter eingefaßt und vor dem Gitter liegen wilde Thiere, eins an dem andern, die halten Wache und lassen keinen Menschen hinein.“ „Mich werden sie schon einlassen“ sagte der Koͤnigssohn. „Ja, bist du auch in dem Garten und siehst den Apfel am </p> </div> </body> </text> </TEI> [165/0243]
ließ, sah er auf dem Hof des Riesen Spielwerk liegen; das waren ein Paar große Kugeln und maͤchtige Kegel dabei. Ueber ein Weilchen bekam der Koͤnigssohn Lust, stellte sich die Kegel auf und schob mit den Kugeln darnach, schrie und rief, wenn die Kegel fielen und war guter Dinge. Der Riese hoͤrte den Laͤrm, streckte seinen gewaltigen Kopf heraus und erblickte einen Menschen, der nicht groͤßer war als die andern alle und doch mit seinen Kegeln spielte. Da rief er: „Wuͤrmchen, kegelst du mit meinen Kegeln! wer hat dir Staͤrke dazu gegeben?“ Der Koͤnigssohn schaute auf, sah den Riesen an und sprach: „o du Klotz, du meinst wohl, deine Arme waͤren allein stark! ich kann alles, wozu ich Lust habe.“ Der Riese kam herab, sah den Koͤnigssohn ganz verwundert an und sprach: „Menschenkind, wenns so mit dir beschaffen ist, so geh doch und hol mir einen Apfel vom Baum des Lebens.“ „Was willst du damit?“ sprach der Koͤnigssohn. „Jch will den Apfel nicht, antwortete der Riese, aber meine Braut die verlangt darnach; ich bin schon ausgewesen, aber ich kann den Baum nicht einmal finden.“ „Wenn ich mich erst aufmache, sagte der Koͤnigssohn, will ich den Baum schon finden und es sollte mir wunderlich vorkommen, wenn ich den Apfel nicht herunterholte.“ Der Riese sprach: „es ist nicht so leicht, wie du meinst; der Garten, worin der Baum steht, ist mit einem eisernen Gitter eingefaßt und vor dem Gitter liegen wilde Thiere, eins an dem andern, die halten Wache und lassen keinen Menschen hinein.“ „Mich werden sie schon einlassen“ sagte der Koͤnigssohn. „Ja, bist du auch in dem Garten und siehst den Apfel am
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819/243 |
Zitationshilfe: | Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819/243>, abgerufen am 16.02.2025. |