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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.

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ganzes Reich haben; in einem Jahr sollt' er kommen und die Hochzeit mit ihr feiern. Dann sagte sie ihm auch, wo der Brunnen wäre mit dem Lebenswasser, er müßte sich aber eilen und daraus schöpfen, eh' es zwölf schlüge. Da ging er weiter und kam endlich in ein Zimmer, darin stand ein schönes, frischgedecktes Bett und weil er müd' war, wollt' er sich erst ein wenig ausruhen. Also legte er sich und schlief ein, wie er aber erwachte, schlug es drei Viertel auf Zwölf. Da sprang er ganz erschrocken auf, lief zu dem Brunnen, und schöpfte sich einen Becher, der daneben stand, voll, und eilte daß er fortkam. Wie er eben zum eisernen Thor hinausging, da schlug's zwölf, und das Thor fuhr zu, so heftig, daß es ihm noch ein Stück von der Ferse wegnahm.

Er aber war froh, daß er das Wasser des Lebens hatte und ging heimwärts und wieder an dem Zwerg vorbei. Als dieser das Schwert und das Brot sah, sprach er: "damit hast du großes Gut gewonnen, mit dem Schwert kannst du ganze Heere schlagen, das Brot aber wird niemals alle." Da dachte der Prinz, ohne deine Brüder willst du zum Vater nicht nach Haus kommen und sprach: "lieber Zwerg, kannst du mir nicht sagen, wo meine zwei Brüder sind, die waren früher, als ich, nach dem Wasser des Lebens ausgezogen und sind nicht wieder kommen." "Zwischen zwei Bergen sind sie eingeschlossen, sprach der Zwerg, dahin hab' ich sie verwünscht, weil sie so übermüthig waren." Da bat der Prinz so lange, bis sie der Zwerg wieder los ließ, aber er sprach noch: "hüte dich vor ihnen, sie haben ein böses Herz."


ganzes Reich haben; in einem Jahr sollt’ er kommen und die Hochzeit mit ihr feiern. Dann sagte sie ihm auch, wo der Brunnen waͤre mit dem Lebenswasser, er muͤßte sich aber eilen und daraus schoͤpfen, eh’ es zwoͤlf schluͤge. Da ging er weiter und kam endlich in ein Zimmer, darin stand ein schoͤnes, frischgedecktes Bett und weil er muͤd’ war, wollt’ er sich erst ein wenig ausruhen. Also legte er sich und schlief ein, wie er aber erwachte, schlug es drei Viertel auf Zwoͤlf. Da sprang er ganz erschrocken auf, lief zu dem Brunnen, und schoͤpfte sich einen Becher, der daneben stand, voll, und eilte daß er fortkam. Wie er eben zum eisernen Thor hinausging, da schlug’s zwoͤlf, und das Thor fuhr zu, so heftig, daß es ihm noch ein Stuͤck von der Ferse wegnahm.

Er aber war froh, daß er das Wasser des Lebens hatte und ging heimwaͤrts und wieder an dem Zwerg vorbei. Als dieser das Schwert und das Brot sah, sprach er: „damit hast du großes Gut gewonnen, mit dem Schwert kannst du ganze Heere schlagen, das Brot aber wird niemals alle.“ Da dachte der Prinz, ohne deine Bruͤder willst du zum Vater nicht nach Haus kommen und sprach: „lieber Zwerg, kannst du mir nicht sagen, wo meine zwei Bruͤder sind, die waren fruͤher, als ich, nach dem Wasser des Lebens ausgezogen und sind nicht wieder kommen.“ „Zwischen zwei Bergen sind sie eingeschlossen, sprach der Zwerg, dahin hab’ ich sie verwuͤnscht, weil sie so uͤbermuͤthig waren.“ Da bat der Prinz so lange, bis sie der Zwerg wieder los ließ, aber er sprach noch: „huͤte dich vor ihnen, sie haben ein boͤses Herz.“


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[71/0149] ganzes Reich haben; in einem Jahr sollt’ er kommen und die Hochzeit mit ihr feiern. Dann sagte sie ihm auch, wo der Brunnen waͤre mit dem Lebenswasser, er muͤßte sich aber eilen und daraus schoͤpfen, eh’ es zwoͤlf schluͤge. Da ging er weiter und kam endlich in ein Zimmer, darin stand ein schoͤnes, frischgedecktes Bett und weil er muͤd’ war, wollt’ er sich erst ein wenig ausruhen. Also legte er sich und schlief ein, wie er aber erwachte, schlug es drei Viertel auf Zwoͤlf. Da sprang er ganz erschrocken auf, lief zu dem Brunnen, und schoͤpfte sich einen Becher, der daneben stand, voll, und eilte daß er fortkam. Wie er eben zum eisernen Thor hinausging, da schlug’s zwoͤlf, und das Thor fuhr zu, so heftig, daß es ihm noch ein Stuͤck von der Ferse wegnahm. Er aber war froh, daß er das Wasser des Lebens hatte und ging heimwaͤrts und wieder an dem Zwerg vorbei. Als dieser das Schwert und das Brot sah, sprach er: „damit hast du großes Gut gewonnen, mit dem Schwert kannst du ganze Heere schlagen, das Brot aber wird niemals alle.“ Da dachte der Prinz, ohne deine Bruͤder willst du zum Vater nicht nach Haus kommen und sprach: „lieber Zwerg, kannst du mir nicht sagen, wo meine zwei Bruͤder sind, die waren fruͤher, als ich, nach dem Wasser des Lebens ausgezogen und sind nicht wieder kommen.“ „Zwischen zwei Bergen sind sie eingeschlossen, sprach der Zwerg, dahin hab’ ich sie verwuͤnscht, weil sie so uͤbermuͤthig waren.“ Da bat der Prinz so lange, bis sie der Zwerg wieder los ließ, aber er sprach noch: „huͤte dich vor ihnen, sie haben ein boͤses Herz.“

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819/149>, abgerufen am 22.11.2024.