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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.

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Quersack halb auf den Rücken, halb auf die Brust und ging so nach der verwünschten Mühle. Der Müller aber sagte ihm, bei Tag könnt' er recht gut da malen, aber nicht in der Nacht, da sey die Mühle verwünscht, und wer da noch hineingegangen, der sey am Morgen todt darin gefunden worden. Er sprach: "ich will schon durchkommen, macht euch nur fort und legt euch auf's Ohr." Darauf ging er in die Mühle und schüttete das Korn auf und wie's bald elf schlagen wollte, ging er in die Müllerstube und setzte sich auf die Bank. Als er ein bischen da gesessen hatte, that sich auf einmal die Thür auf und kam eine große, große Tafel herein, und auf die Tafel stellte sich Wein und Braten und viel gutes Essen, alles von selber, denn es war niemand da der's auftrug. Und darnach rückten sich die Stühle herbei, aber es kamen keine Leute, bis auf einmal sah er Finger, die handthierten mit den Messern und Gabeln und legten Speisen auf die Teller, aber sonst konnt' er nichts sehen. Nun war er hungrig und sah die Speisen, da setzte er sich auch an die Tafel und aß mit und ließ sich's gut schmecken. Wie er aber satt war und die andern ihre Schüsseln auch ganz leer gemacht hatten, da wurden die Lichter auf einmal alle ausgeputzt, das hörte er deutlich, und wie's nun stockfinster war, so kriegte er so etwas wie eine Ohrfeige in's Gesicht; da sprach er: "wenn noch einmal so etwas kommt, so theil' ich auch wieder aus;" und wie er zum zweiten Mal eine kriegte, da schlug er gleichfalls mit hinein. Und so ging das fort die ganze Nacht, er ließ sich nicht schrecken, und schlug nicht faul um sich herum; bei Tagesanbruch aber hörte alles auf. Wie der

Quersack halb auf den Ruͤcken, halb auf die Brust und ging so nach der verwuͤnschten Muͤhle. Der Muͤller aber sagte ihm, bei Tag koͤnnt’ er recht gut da malen, aber nicht in der Nacht, da sey die Muͤhle verwuͤnscht, und wer da noch hineingegangen, der sey am Morgen todt darin gefunden worden. Er sprach: „ich will schon durchkommen, macht euch nur fort und legt euch auf’s Ohr.“ Darauf ging er in die Muͤhle und schuͤttete das Korn auf und wie’s bald elf schlagen wollte, ging er in die Muͤllerstube und setzte sich auf die Bank. Als er ein bischen da gesessen hatte, that sich auf einmal die Thuͤr auf und kam eine große, große Tafel herein, und auf die Tafel stellte sich Wein und Braten und viel gutes Essen, alles von selber, denn es war niemand da der’s auftrug. Und darnach ruͤckten sich die Stuͤhle herbei, aber es kamen keine Leute, bis auf einmal sah er Finger, die handthierten mit den Messern und Gabeln und legten Speisen auf die Teller, aber sonst konnt’ er nichts sehen. Nun war er hungrig und sah die Speisen, da setzte er sich auch an die Tafel und aß mit und ließ sich’s gut schmecken. Wie er aber satt war und die andern ihre Schuͤsseln auch ganz leer gemacht hatten, da wurden die Lichter auf einmal alle ausgeputzt, das hoͤrte er deutlich, und wie’s nun stockfinster war, so kriegte er so etwas wie eine Ohrfeige in’s Gesicht; da sprach er: „wenn noch einmal so etwas kommt, so theil’ ich auch wieder aus;“ und wie er zum zweiten Mal eine kriegte, da schlug er gleichfalls mit hinein. Und so ging das fort die ganze Nacht, er ließ sich nicht schrecken, und schlug nicht faul um sich herum; bei Tagesanbruch aber hoͤrte alles auf. Wie der

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[30/0108] Quersack halb auf den Ruͤcken, halb auf die Brust und ging so nach der verwuͤnschten Muͤhle. Der Muͤller aber sagte ihm, bei Tag koͤnnt’ er recht gut da malen, aber nicht in der Nacht, da sey die Muͤhle verwuͤnscht, und wer da noch hineingegangen, der sey am Morgen todt darin gefunden worden. Er sprach: „ich will schon durchkommen, macht euch nur fort und legt euch auf’s Ohr.“ Darauf ging er in die Muͤhle und schuͤttete das Korn auf und wie’s bald elf schlagen wollte, ging er in die Muͤllerstube und setzte sich auf die Bank. Als er ein bischen da gesessen hatte, that sich auf einmal die Thuͤr auf und kam eine große, große Tafel herein, und auf die Tafel stellte sich Wein und Braten und viel gutes Essen, alles von selber, denn es war niemand da der’s auftrug. Und darnach ruͤckten sich die Stuͤhle herbei, aber es kamen keine Leute, bis auf einmal sah er Finger, die handthierten mit den Messern und Gabeln und legten Speisen auf die Teller, aber sonst konnt’ er nichts sehen. Nun war er hungrig und sah die Speisen, da setzte er sich auch an die Tafel und aß mit und ließ sich’s gut schmecken. Wie er aber satt war und die andern ihre Schuͤsseln auch ganz leer gemacht hatten, da wurden die Lichter auf einmal alle ausgeputzt, das hoͤrte er deutlich, und wie’s nun stockfinster war, so kriegte er so etwas wie eine Ohrfeige in’s Gesicht; da sprach er: „wenn noch einmal so etwas kommt, so theil’ ich auch wieder aus;“ und wie er zum zweiten Mal eine kriegte, da schlug er gleichfalls mit hinein. Und so ging das fort die ganze Nacht, er ließ sich nicht schrecken, und schlug nicht faul um sich herum; bei Tagesanbruch aber hoͤrte alles auf. Wie der

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819/108>, abgerufen am 24.11.2024.