ihm schenken, lieber wollte er selbst Großknecht werden und er sollte Amtmann seyn. "Nein, sprach er, ich will kein Amtmann werden, ich bin Großknecht und will's bleiben, ich will aber austheilen, was bedungen ist." Der Amtmann wollt' ihm geben, was er nur verlangte, aber es half nichts, der Großknecht sprach zu allem nein. Da wußte sich der Amtmann keinen Rath und bat ihn nur um 14 Tage Frist, er wollte sich auf etwas besinnen; da sprach der Großknecht, die sollt' er haben. Der Amtmann berief alle seine Schreiber zusammen, die sollten sich beden- ken und ihm einen Rath geben, die besannen sich lange, endlich sagten sie, man müßte den Groß- knecht um's Leben bringen; er sollte große Mühl- steine um den Brunnen im Hof anfahren lassen und dann ihn heißen hinabsteigen und den Brun- nen rein machen, und wenn er unten wäre, woll- ten sie ihm die Mühlsteine auf den Kopf werfen. Der Rath gefiel dem Amtmann und da ward alles eingerichtet und wurden die größten Mühl- steine herangefahren. Wie nun der Großknecht im Brunnen stand, rollten sie die Steine hinab, und die schlugen hinunter, daß das Wasser in die Höh' sprützte. Da meinten sie gewiß, der Kopf wär' ihm eingeschlagen, aber er rief: "jagt doch die Hühner vom Brunnen weg, die kratzen da- oben im Sand und werfen mir die Körner in die Augen, daß ich nicht sehen kann." Da rief der
Kindermährchen II. C
ihm ſchenken, lieber wollte er ſelbſt Großknecht werden und er ſollte Amtmann ſeyn. „Nein, ſprach er, ich will kein Amtmann werden, ich bin Großknecht und will’s bleiben, ich will aber austheilen, was bedungen iſt.“ Der Amtmann wollt’ ihm geben, was er nur verlangte, aber es half nichts, der Großknecht ſprach zu allem nein. Da wußte ſich der Amtmann keinen Rath und bat ihn nur um 14 Tage Friſt, er wollte ſich auf etwas beſinnen; da ſprach der Großknecht, die ſollt’ er haben. Der Amtmann berief alle ſeine Schreiber zuſammen, die ſollten ſich beden- ken und ihm einen Rath geben, die beſannen ſich lange, endlich ſagten ſie, man muͤßte den Groß- knecht um’s Leben bringen; er ſollte große Muͤhl- ſteine um den Brunnen im Hof anfahren laſſen und dann ihn heißen hinabſteigen und den Brun- nen rein machen, und wenn er unten waͤre, woll- ten ſie ihm die Muͤhlſteine auf den Kopf werfen. Der Rath gefiel dem Amtmann und da ward alles eingerichtet und wurden die groͤßten Muͤhl- ſteine herangefahren. Wie nun der Großknecht im Brunnen ſtand, rollten ſie die Steine hinab, und die ſchlugen hinunter, daß das Waſſer in die Hoͤh’ ſpruͤtzte. Da meinten ſie gewiß, der Kopf waͤr’ ihm eingeſchlagen, aber er rief: „jagt doch die Huͤhner vom Brunnen weg, die kratzen da- oben im Sand und werfen mir die Koͤrner in die Augen, daß ich nicht ſehen kann.“ Da rief der
Kindermaͤhrchen II. C
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ihm ſchenken, lieber wollte er ſelbſt Großknecht
werden und er ſollte Amtmann ſeyn. „Nein,
ſprach er, ich will kein Amtmann werden, ich
bin Großknecht und will’s bleiben, ich will aber
austheilen, was bedungen iſt.“ Der Amtmann
wollt’ ihm geben, was er nur verlangte, aber es
half nichts, der Großknecht ſprach zu allem nein.
Da wußte ſich der Amtmann keinen Rath und
bat ihn nur um 14 Tage Friſt, er wollte ſich
auf etwas beſinnen; da ſprach der Großknecht,
die ſollt’ er haben. Der Amtmann berief alle
ſeine Schreiber zuſammen, die ſollten ſich beden-
ken und ihm einen Rath geben, die beſannen ſich
lange, endlich ſagten ſie, man muͤßte den Groß-
knecht um’s Leben bringen; er ſollte große Muͤhl-
ſteine um den Brunnen im Hof anfahren laſſen
und dann ihn heißen hinabſteigen und den Brun-
nen rein machen, und wenn er unten waͤre, woll-
ten ſie ihm die Muͤhlſteine auf den Kopf werfen.
Der Rath gefiel dem Amtmann und da ward
alles eingerichtet und wurden die groͤßten Muͤhl-
ſteine herangefahren. Wie nun der Großknecht
im Brunnen ſtand, rollten ſie die Steine hinab,
und die ſchlugen hinunter, daß das Waſſer in die
Hoͤh’ ſpruͤtzte. Da meinten ſie gewiß, der Kopf
waͤr’ ihm eingeſchlagen, aber er rief: „jagt doch
die Huͤhner vom Brunnen weg, die kratzen da-
oben im Sand und werfen mir die Koͤrner in die
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/54>, abgerufen am 19.12.2024.
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