schenk ich dir ein Ei, das zerbrich wenn du in großer Noth bist." -- Da dankte sie dem Mond und ging weiter, bis der Nachtwind wehte, da sprach sie zu ihm: "du wehst ja durch alle Bäume und unter alle Blätterchen weg, hast du keine weiße Taube fliegen sehen?" -- "Nein, sagte der Nacht- wind, ich habe keine gesehen, aber ich will die drei andern Winde fragen, die haben sie vielleicht gesehen." Der Ostwind und der Westwind kamen und sagten, sie hätten nichts gesehen, der Südwind aber sprach: "die weiße Taube hab' ich gesehen, sie ist zum rothen Meer geflogen, da ist sie wie- der ein Löwe geworden, denn die sieben Jahre sind herum, und der Löwe steht dort im Kampf mit einem Lindwurm, der Lindwurm ist aber eine verzauberte Prinzessin." Da sagte der Nachtwind zu ihr: "ich will dir Rath geben, geh' zum ro- then Meer' am rechten Ufer da stehen große Ru- then, die zähl' und die eilfte schneid' dir ab und schlag' den Lindwurm damit, dann kann ihn der Löwe bezwingen und beide bekommen auch ihren menschlichen Leib wieder; dann schau dich um und du siehst den Vogel Greif am rothen Meer sitzen, schwing' dich auf seinen Rücken mit dem Prinzen, der Vogel wird euch übers Meer nach Haus tra- gen; da hast du auch eine Nuß, wenn du mitten über dem Meer bist, laß sie herab fallen, alsbald wird ein großer Nußbaum aus dem Wasser her- vorwachsen, auf dem sich der Greif ruht, und
ſchenk ich dir ein Ei, das zerbrich wenn du in großer Noth biſt.“ — Da dankte ſie dem Mond und ging weiter, bis der Nachtwind wehte, da ſprach ſie zu ihm: „du wehſt ja durch alle Baͤume und unter alle Blaͤtterchen weg, haſt du keine weiße Taube fliegen ſehen?“ — „Nein, ſagte der Nacht- wind, ich habe keine geſehen, aber ich will die drei andern Winde fragen, die haben ſie vielleicht geſehen.“ Der Oſtwind und der Weſtwind kamen und ſagten, ſie haͤtten nichts geſehen, der Suͤdwind aber ſprach: „die weiße Taube hab’ ich geſehen, ſie iſt zum rothen Meer geflogen, da iſt ſie wie- der ein Loͤwe geworden, denn die ſieben Jahre ſind herum, und der Loͤwe ſteht dort im Kampf mit einem Lindwurm, der Lindwurm iſt aber eine verzauberte Prinzeſſin.“ Da ſagte der Nachtwind zu ihr: „ich will dir Rath geben, geh’ zum ro- then Meer’ am rechten Ufer da ſtehen große Ru- then, die zaͤhl’ und die eilfte ſchneid’ dir ab und ſchlag’ den Lindwurm damit, dann kann ihn der Loͤwe bezwingen und beide bekommen auch ihren menſchlichen Leib wieder; dann ſchau dich um und du ſiehſt den Vogel Greif am rothen Meer ſitzen, ſchwing’ dich auf ſeinen Ruͤcken mit dem Prinzen, der Vogel wird euch uͤbers Meer nach Haus tra- gen; da haſt du auch eine Nuß, wenn du mitten uͤber dem Meer biſt, laß ſie herab fallen, alsbald wird ein großer Nußbaum aus dem Waſſer her- vorwachſen, auf dem ſich der Greif ruht, und
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ſchenk ich dir ein Ei, das zerbrich wenn du in
großer Noth biſt.“ — Da dankte ſie dem Mond
und ging weiter, bis der Nachtwind wehte, da
ſprach ſie zu ihm: „du wehſt ja durch alle Baͤume
und unter alle Blaͤtterchen weg, haſt du keine weiße
Taube fliegen ſehen?“ — „Nein, ſagte der Nacht-
wind, ich habe keine geſehen, aber ich will die
drei andern Winde fragen, die haben ſie vielleicht
geſehen.“ Der Oſtwind und der Weſtwind kamen
und ſagten, ſie haͤtten nichts geſehen, der Suͤdwind
aber ſprach: „die weiße Taube hab’ ich geſehen,
ſie iſt zum rothen Meer geflogen, da iſt ſie wie-
der ein Loͤwe geworden, denn die ſieben Jahre
ſind herum, und der Loͤwe ſteht dort im Kampf
mit einem Lindwurm, der Lindwurm iſt aber eine
verzauberte Prinzeſſin.“ Da ſagte der Nachtwind
zu ihr: „ich will dir Rath geben, geh’ zum ro-
then Meer’ am rechten Ufer da ſtehen große Ru-
then, die zaͤhl’ und die eilfte ſchneid’ dir ab und
ſchlag’ den Lindwurm damit, dann kann ihn der
Loͤwe bezwingen und beide bekommen auch ihren
menſchlichen Leib wieder; dann ſchau dich um und
du ſiehſt den Vogel Greif am rothen Meer ſitzen,
ſchwing’ dich auf ſeinen Ruͤcken mit dem Prinzen,
der Vogel wird euch uͤbers Meer nach Haus tra-
gen; da haſt du auch eine Nuß, wenn du mitten
uͤber dem Meer biſt, laß ſie herab fallen, alsbald
wird ein großer Nußbaum aus dem Waſſer her-
vorwachſen, auf dem ſich der Greif ruht, und
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/33>, abgerufen am 09.10.2024.
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