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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815.

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gegessen hatte, sagte er: "in einem Zimmer hab-
ich Harnische gesehen, da will ich einen zuvor an-
legen." Als er in dem Zimmer war, wollt' er
sich forthelfen und sprach: "es ist besser, wir
steigen zum Fenster hinaus, was kümmern uns
die Thiere!" Wie er aber zum Fenster trat, war
ein stark Eisen-Gitter davor. Nun konnt' er's
nicht länger verreden, ging zu den Harnischen und
wollte einen anziehen, aber sie waren alle zu
schwer. Da sagte der Soldat: "ei was, laß uns
so gehen, wie wir sind." "Ja, sprach der an-
dere, wenn unser noch drei wären." Wie er die
Worte sprach, da flatterte eine weiße Taube
außen an's Fenster und stieß daran, der Soldat
machte ihr auf und wie sie herein war, stand ein
schöner Jüngling vor ihnen, der sprach: "ich will
bei euch seyn und euch helfen" und nahm Bogen
und Pfeil. Der Furchtsame sprach zu ihm, er
hätt's am besten, mit dem Bogen und Pfeil, nach
dem Schuß wär's gut und er könnte hingehen,
wohin er Lust hätte, sie aber müßten mit ihren
Waffen den Zauber-Thieren näher auf den Leib.
Da gab der Jüngling ihm den Bogen und Pfeil
und nahm das Schwert.

Da gingen alle drei zur Küche, wo die Thiere
noch beisammen standen, und der Jüngling hieb
dem schwarzen Hund den Kopf ab, und der Sol-
dat packte die graue Katze mit der Zange und der
Furchtsame stand hinten und schoß den rothen

gegeſſen hatte, ſagte er: „in einem Zimmer hab-
ich Harniſche geſehen, da will ich einen zuvor an-
legen.“ Als er in dem Zimmer war, wollt’ er
ſich forthelfen und ſprach: „es iſt beſſer, wir
ſteigen zum Fenſter hinaus, was kuͤmmern uns
die Thiere!“ Wie er aber zum Fenſter trat, war
ein ſtark Eiſen-Gitter davor. Nun konnt’ er’s
nicht laͤnger verreden, ging zu den Harniſchen und
wollte einen anziehen, aber ſie waren alle zu
ſchwer. Da ſagte der Soldat: „ei was, laß uns
ſo gehen, wie wir ſind.“ „Ja, ſprach der an-
dere, wenn unſer noch drei waͤren.“ Wie er die
Worte ſprach, da flatterte eine weiße Taube
außen an’s Fenſter und ſtieß daran, der Soldat
machte ihr auf und wie ſie herein war, ſtand ein
ſchoͤner Juͤngling vor ihnen, der ſprach: „ich will
bei euch ſeyn und euch helfen“ und nahm Bogen
und Pfeil. Der Furchtſame ſprach zu ihm, er
haͤtt’s am beſten, mit dem Bogen und Pfeil, nach
dem Schuß waͤr’s gut und er koͤnnte hingehen,
wohin er Luſt haͤtte, ſie aber muͤßten mit ihren
Waffen den Zauber-Thieren naͤher auf den Leib.
Da gab der Juͤngling ihm den Bogen und Pfeil
und nahm das Schwert.

Da gingen alle drei zur Kuͤche, wo die Thiere
noch beiſammen ſtanden, und der Juͤngling hieb
dem ſchwarzen Hund den Kopf ab, und der Sol-
dat packte die graue Katze mit der Zange und der
Furchtſame ſtand hinten und ſchoß den rothen

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[232/0253] gegeſſen hatte, ſagte er: „in einem Zimmer hab- ich Harniſche geſehen, da will ich einen zuvor an- legen.“ Als er in dem Zimmer war, wollt’ er ſich forthelfen und ſprach: „es iſt beſſer, wir ſteigen zum Fenſter hinaus, was kuͤmmern uns die Thiere!“ Wie er aber zum Fenſter trat, war ein ſtark Eiſen-Gitter davor. Nun konnt’ er’s nicht laͤnger verreden, ging zu den Harniſchen und wollte einen anziehen, aber ſie waren alle zu ſchwer. Da ſagte der Soldat: „ei was, laß uns ſo gehen, wie wir ſind.“ „Ja, ſprach der an- dere, wenn unſer noch drei waͤren.“ Wie er die Worte ſprach, da flatterte eine weiße Taube außen an’s Fenſter und ſtieß daran, der Soldat machte ihr auf und wie ſie herein war, ſtand ein ſchoͤner Juͤngling vor ihnen, der ſprach: „ich will bei euch ſeyn und euch helfen“ und nahm Bogen und Pfeil. Der Furchtſame ſprach zu ihm, er haͤtt’s am beſten, mit dem Bogen und Pfeil, nach dem Schuß waͤr’s gut und er koͤnnte hingehen, wohin er Luſt haͤtte, ſie aber muͤßten mit ihren Waffen den Zauber-Thieren naͤher auf den Leib. Da gab der Juͤngling ihm den Bogen und Pfeil und nahm das Schwert. Da gingen alle drei zur Kuͤche, wo die Thiere noch beiſammen ſtanden, und der Juͤngling hieb dem ſchwarzen Hund den Kopf ab, und der Sol- dat packte die graue Katze mit der Zange und der Furchtſame ſtand hinten und ſchoß den rothen

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/253>, abgerufen am 17.09.2024.