mehr zu leben. Und wie es Abend wurde, setzte sie sich auf einen kleinen Baum und gedachte dar- auf die Nacht hinzubringen, weil sie sich vor den wilden Thieren fürchtete. Als nun Mitternacht heran kam, sah sie von ferne ein kleines Lichtchen, dacht sie, "ach! da wär' ich wohl erlöst," stieg vom Baum und ging dem Lichtchen nach, auf dem Weg aber betete sie. Da kam sie zu einem klei- nen alten Häuschen, da war viel Gras um ge- wachsen und stand ein kleines Häufchen Holz davor. Dachte sie: "ach! wo kommst du hier hin;" guckte durch's Fenster hinein, so sah sie nichts darin, als dicke und kleine Itschen (Kröten), aber einen Tisch, schön gedeckt mit Wein und Braten, und Teller und Becher waren von Sil- ber. Da nahm sie sich das Herz und klopfte an; alsbald rief die Dicke:
"Jungfer grün und klein, Hutzelbein! Hutzelbeins Hündchen Hutzel hin und her! Laß geschwind sehen, wer draußen wär."
Da kam eine kleine Itsche herbei gegangen und machte ihr auf; wie sie eintrat, hießen alle sie willkommen und sie mußte sich setzen. "Wo kommt ihr her? wo wollt ihr hin?" Da er- zählte sie alles, wie es ihr gegangen wäre, und weil sie das Gebot übertreten, nicht mehr als drei Worte zu sprechen, wäre der Ofen weg sammt
mehr zu leben. Und wie es Abend wurde, ſetzte ſie ſich auf einen kleinen Baum und gedachte dar- auf die Nacht hinzubringen, weil ſie ſich vor den wilden Thieren fuͤrchtete. Als nun Mitternacht heran kam, ſah ſie von ferne ein kleines Lichtchen, dacht ſie, „ach! da waͤr’ ich wohl erloͤſt,“ ſtieg vom Baum und ging dem Lichtchen nach, auf dem Weg aber betete ſie. Da kam ſie zu einem klei- nen alten Haͤuschen, da war viel Gras um ge- wachſen und ſtand ein kleines Haͤufchen Holz davor. Dachte ſie: „ach! wo kommſt du hier hin;“ guckte durch’s Fenſter hinein, ſo ſah ſie nichts darin, als dicke und kleine Itſchen (Kroͤten), aber einen Tiſch, ſchoͤn gedeckt mit Wein und Braten, und Teller und Becher waren von Sil- ber. Da nahm ſie ſich das Herz und klopfte an; alsbald rief die Dicke:
„Jungfer gruͤn und klein, Hutzelbein! Hutzelbeins Huͤndchen Hutzel hin und her! Laß geſchwind ſehen, wer draußen waͤr.“
Da kam eine kleine Itſche herbei gegangen und machte ihr auf; wie ſie eintrat, hießen alle ſie willkommen und ſie mußte ſich ſetzen. „Wo kommt ihr her? wo wollt ihr hin?“ Da er- zaͤhlte ſie alles, wie es ihr gegangen waͤre, und weil ſie das Gebot uͤbertreten, nicht mehr als drei Worte zu ſprechen, waͤre der Ofen weg ſammt
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mehr zu leben. Und wie es Abend wurde, ſetzte
ſie ſich auf einen kleinen Baum und gedachte dar-
auf die Nacht hinzubringen, weil ſie ſich vor den
wilden Thieren fuͤrchtete. Als nun Mitternacht
heran kam, ſah ſie von ferne ein kleines Lichtchen,
dacht ſie, „ach! da waͤr’ ich wohl erloͤſt,“ ſtieg vom
Baum und ging dem Lichtchen nach, auf dem
Weg aber betete ſie. Da kam ſie zu einem klei-
nen alten Haͤuschen, da war viel Gras um ge-
wachſen und ſtand ein kleines Haͤufchen Holz
davor. Dachte ſie: „ach! wo kommſt du hier
hin;“ guckte durch’s Fenſter hinein, ſo ſah ſie
nichts darin, als dicke und kleine Itſchen (Kroͤten),
aber einen Tiſch, ſchoͤn gedeckt mit Wein und
Braten, und Teller und Becher waren von Sil-
ber. Da nahm ſie ſich das Herz und klopfte an;
alsbald rief die Dicke:
„Jungfer gruͤn und klein,
Hutzelbein!
Hutzelbeins Huͤndchen
Hutzel hin und her!
Laß geſchwind ſehen, wer draußen waͤr.“
Da kam eine kleine Itſche herbei gegangen und
machte ihr auf; wie ſie eintrat, hießen alle ſie
willkommen und ſie mußte ſich ſetzen. „Wo
kommt ihr her? wo wollt ihr hin?“ Da er-
zaͤhlte ſie alles, wie es ihr gegangen waͤre, und
weil ſie das Gebot uͤbertreten, nicht mehr als drei
Worte zu ſprechen, waͤre der Ofen weg ſammt
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/236>, abgerufen am 19.12.2024.
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