seyn, für jeden Pfennig einer, so hast du was dein Sinn begehrt." Das war der Knecht wohl zu- frieden, dachte, Sachen sind mir lieber als Geld und sprach: erstens wünsche ich mir ein Vogel- rohr, das alles trifft, was ich ziele, zweitens eine Fiedel, wenn ich die streiche, muß alles tanzen, was sie hört; drittens: worum ich die Leute bitte, daß sie es mir nicht abschlagen dürfen." Das Männchen sagte: alles sey dir gewährt und stellte ihm Fiedel und Vogelrohr zu; darauf ging es seiner Wege.
Mein Knecht aber, war er vorher froh ge- wesen, dünkte er sich jetzt noch zehnmal froher, und ging nicht lange zu, so begegnete ihm ein alter Jude. Da stand ein Baum und obendrauf auf dem höchsten Zweig saß eine kleine Lerche und sang und sang. "Gotts Wunder, was so ein Thierlein kann, hätt' ich's, gäb' viel darum." "Wenn es weiter nichts ist, die soll bald herunter," sagte der Knecht, setzte sein Rohr an und schoß die Lerche auf das Haar, daß sie den Baum her- abfiel, "geht hin und leset sie auf," sie war aber ganz tief in die Dörner unten am Baum hinein- gefallen. Da kroch der Jud' in den Busch und wie er mitten drin stack, zog mein Knecht seine Fiedel und geigte, fing der Jud' an zu tanzen und hatte keine Ruh, sondern sprang immer stärker und höher; der Dorn aber zerstach seine Kleider, daß die Fetzen herum hingen und ritzte und wun-
ſeyn, fuͤr jeden Pfennig einer, ſo haſt du was dein Sinn begehrt.“ Das war der Knecht wohl zu- frieden, dachte, Sachen ſind mir lieber als Geld und ſprach: erſtens wuͤnſche ich mir ein Vogel- rohr, das alles trifft, was ich ziele, zweitens eine Fiedel, wenn ich die ſtreiche, muß alles tanzen, was ſie hoͤrt; drittens: worum ich die Leute bitte, daß ſie es mir nicht abſchlagen duͤrfen.“ Das Maͤnnchen ſagte: alles ſey dir gewaͤhrt und ſtellte ihm Fiedel und Vogelrohr zu; darauf ging es ſeiner Wege.
Mein Knecht aber, war er vorher froh ge- weſen, duͤnkte er ſich jetzt noch zehnmal froher, und ging nicht lange zu, ſo begegnete ihm ein alter Jude. Da ſtand ein Baum und obendrauf auf dem hoͤchſten Zweig ſaß eine kleine Lerche und ſang und ſang. „Gotts Wunder, was ſo ein Thierlein kann, haͤtt’ ich’s, gaͤb’ viel darum.“ „Wenn es weiter nichts iſt, die ſoll bald herunter,“ ſagte der Knecht, ſetzte ſein Rohr an und ſchoß die Lerche auf das Haar, daß ſie den Baum her- abfiel, „geht hin und leſet ſie auf,“ ſie war aber ganz tief in die Doͤrner unten am Baum hinein- gefallen. Da kroch der Jud’ in den Buſch und wie er mitten drin ſtack, zog mein Knecht ſeine Fiedel und geigte, fing der Jud’ an zu tanzen und hatte keine Ruh, ſondern ſprang immer ſtaͤrker und hoͤher; der Dorn aber zerſtach ſeine Kleider, daß die Fetzen herum hingen und ritzte und wun-
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ſeyn, fuͤr jeden Pfennig einer, ſo haſt du was dein
Sinn begehrt.“ Das war der Knecht wohl zu-
frieden, dachte, Sachen ſind mir lieber als Geld
und ſprach: erſtens wuͤnſche ich mir ein Vogel-
rohr, das alles trifft, was ich ziele, zweitens eine
Fiedel, wenn ich die ſtreiche, muß alles tanzen,
was ſie hoͤrt; drittens: worum ich die Leute bitte,
daß ſie es mir nicht abſchlagen duͤrfen.“ Das
Maͤnnchen ſagte: alles ſey dir gewaͤhrt und ſtellte
ihm Fiedel und Vogelrohr zu; darauf ging es
ſeiner Wege.
Mein Knecht aber, war er vorher froh ge-
weſen, duͤnkte er ſich jetzt noch zehnmal froher,
und ging nicht lange zu, ſo begegnete ihm ein
alter Jude. Da ſtand ein Baum und obendrauf
auf dem hoͤchſten Zweig ſaß eine kleine Lerche und
ſang und ſang. „Gotts Wunder, was ſo ein
Thierlein kann, haͤtt’ ich’s, gaͤb’ viel darum.“
„Wenn es weiter nichts iſt, die ſoll bald herunter,“
ſagte der Knecht, ſetzte ſein Rohr an und ſchoß
die Lerche auf das Haar, daß ſie den Baum her-
abfiel, „geht hin und leſet ſie auf,“ ſie war aber
ganz tief in die Doͤrner unten am Baum hinein-
gefallen. Da kroch der Jud’ in den Buſch und
wie er mitten drin ſtack, zog mein Knecht ſeine
Fiedel und geigte, fing der Jud’ an zu tanzen und
hatte keine Ruh, ſondern ſprang immer ſtaͤrker
und hoͤher; der Dorn aber zerſtach ſeine Kleider,
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/156>, abgerufen am 19.12.2024.
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