jagte sie damit nach Haus und war sie beschimpft ihr Lebtag.
Hans mein Igel aber ritt weiter auf seinem Göckelhahn und mit seinem Dudelsack nach dem zweiten Königreich, wo er dem König auch den Weg gezeigt hatte. Der aber hatte bestellt, wenn einer käm', wie Hans mein Igel, sollten sie das Gewehr vor ihm präsentiren, ihn frei hereinfüh- ren, Victoria rufen und ihn ins königliche Schloß bringen. Wie ihn nun die Prinzessin sah, war sie erschrocken, weil er doch gar so wunderlich aussah, sie dachte aber, es wäre nicht anders, sie hätte es ihrem Vater versprochen. Da ward Hans mein Igel von ihr bewillkommt, mußte mit an die königliche Tafel gehen und sie setzte sich zu seiner Seite und sie aßen und tranken. Wie's nun Abend ward, daß sie wollten schlafen gehen, da fürchtete sie sich sehr vor seinen Stacheln, er aber sprach, sie sollte sich nicht fürchten, es ge- schäh ihr kein Leid, und sagte zu dem alten König, er sollte vier Mann bestellen, die sollten wachen vor der Kammerthüre und ein großes Feuer an- machen, und wann er in die Kammer eingehe und sich in's Bett legen wolle, würde er aus sei- ner Igelshaut herauskriechen und sie vor dem Bett liegen lassen; dann sollten die Männer hur- tig herbeispringen, und sie in's Feuer werfen, auch dabei bleiben, bis sie vom Feuer verzehrt wäre. Wie die Glocke nun elfe schlug, da ging
J 2
jagte ſie damit nach Haus und war ſie beſchimpft ihr Lebtag.
Hans mein Igel aber ritt weiter auf ſeinem Goͤckelhahn und mit ſeinem Dudelſack nach dem zweiten Koͤnigreich, wo er dem Koͤnig auch den Weg gezeigt hatte. Der aber hatte beſtellt, wenn einer kaͤm’, wie Hans mein Igel, ſollten ſie das Gewehr vor ihm praͤſentiren, ihn frei hereinfuͤh- ren, Victoria rufen und ihn ins koͤnigliche Schloß bringen. Wie ihn nun die Prinzeſſin ſah, war ſie erſchrocken, weil er doch gar ſo wunderlich ausſah, ſie dachte aber, es waͤre nicht anders, ſie haͤtte es ihrem Vater verſprochen. Da ward Hans mein Igel von ihr bewillkommt, mußte mit an die koͤnigliche Tafel gehen und ſie ſetzte ſich zu ſeiner Seite und ſie aßen und tranken. Wie’s nun Abend ward, daß ſie wollten ſchlafen gehen, da fuͤrchtete ſie ſich ſehr vor ſeinen Stacheln, er aber ſprach, ſie ſollte ſich nicht fuͤrchten, es ge- ſchaͤh ihr kein Leid, und ſagte zu dem alten Koͤnig, er ſollte vier Mann beſtellen, die ſollten wachen vor der Kammerthuͤre und ein großes Feuer an- machen, und wann er in die Kammer eingehe und ſich in’s Bett legen wolle, wuͤrde er aus ſei- ner Igelshaut herauskriechen und ſie vor dem Bett liegen laſſen; dann ſollten die Maͤnner hur- tig herbeiſpringen, und ſie in’s Feuer werfen, auch dabei bleiben, bis ſie vom Feuer verzehrt waͤre. Wie die Glocke nun elfe ſchlug, da ging
J 2
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0152"n="131"/>
jagte ſie damit nach Haus und war ſie beſchimpft<lb/>
ihr Lebtag.</p><lb/><p>Hans mein Igel aber ritt weiter auf ſeinem<lb/>
Goͤckelhahn und mit ſeinem Dudelſack nach dem<lb/>
zweiten Koͤnigreich, wo er dem Koͤnig auch den<lb/>
Weg gezeigt hatte. Der aber hatte beſtellt, wenn<lb/>
einer kaͤm’, wie Hans mein Igel, ſollten ſie das<lb/>
Gewehr vor ihm praͤſentiren, ihn frei hereinfuͤh-<lb/>
ren, Victoria rufen und ihn ins koͤnigliche Schloß<lb/>
bringen. Wie ihn nun die Prinzeſſin ſah, war<lb/>ſie erſchrocken, weil er doch gar ſo wunderlich<lb/>
ausſah, ſie dachte aber, es waͤre nicht anders, ſie<lb/>
haͤtte es ihrem Vater verſprochen. Da ward Hans<lb/>
mein Igel von ihr bewillkommt, mußte mit an<lb/>
die koͤnigliche Tafel gehen und ſie ſetzte ſich zu<lb/>ſeiner Seite und ſie aßen und tranken. Wie’s<lb/>
nun Abend ward, daß ſie wollten ſchlafen gehen,<lb/>
da fuͤrchtete ſie ſich ſehr vor ſeinen Stacheln, er<lb/>
aber ſprach, ſie ſollte ſich nicht fuͤrchten, es ge-<lb/>ſchaͤh ihr kein Leid, und ſagte zu dem alten Koͤnig,<lb/>
er ſollte vier Mann beſtellen, die ſollten wachen<lb/>
vor der Kammerthuͤre und ein großes Feuer an-<lb/>
machen, und wann er in die Kammer eingehe<lb/>
und ſich in’s Bett legen wolle, wuͤrde er aus ſei-<lb/>
ner Igelshaut herauskriechen und ſie vor dem<lb/>
Bett liegen laſſen; dann ſollten die Maͤnner hur-<lb/>
tig herbeiſpringen, und ſie in’s Feuer werfen,<lb/>
auch dabei bleiben, bis ſie vom Feuer verzehrt<lb/>
waͤre. Wie die Glocke nun elfe ſchlug, da ging<lb/><fwplace="bottom"type="sig">J 2</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[131/0152]
jagte ſie damit nach Haus und war ſie beſchimpft
ihr Lebtag.
Hans mein Igel aber ritt weiter auf ſeinem
Goͤckelhahn und mit ſeinem Dudelſack nach dem
zweiten Koͤnigreich, wo er dem Koͤnig auch den
Weg gezeigt hatte. Der aber hatte beſtellt, wenn
einer kaͤm’, wie Hans mein Igel, ſollten ſie das
Gewehr vor ihm praͤſentiren, ihn frei hereinfuͤh-
ren, Victoria rufen und ihn ins koͤnigliche Schloß
bringen. Wie ihn nun die Prinzeſſin ſah, war
ſie erſchrocken, weil er doch gar ſo wunderlich
ausſah, ſie dachte aber, es waͤre nicht anders, ſie
haͤtte es ihrem Vater verſprochen. Da ward Hans
mein Igel von ihr bewillkommt, mußte mit an
die koͤnigliche Tafel gehen und ſie ſetzte ſich zu
ſeiner Seite und ſie aßen und tranken. Wie’s
nun Abend ward, daß ſie wollten ſchlafen gehen,
da fuͤrchtete ſie ſich ſehr vor ſeinen Stacheln, er
aber ſprach, ſie ſollte ſich nicht fuͤrchten, es ge-
ſchaͤh ihr kein Leid, und ſagte zu dem alten Koͤnig,
er ſollte vier Mann beſtellen, die ſollten wachen
vor der Kammerthuͤre und ein großes Feuer an-
machen, und wann er in die Kammer eingehe
und ſich in’s Bett legen wolle, wuͤrde er aus ſei-
ner Igelshaut herauskriechen und ſie vor dem
Bett liegen laſſen; dann ſollten die Maͤnner hur-
tig herbeiſpringen, und ſie in’s Feuer werfen,
auch dabei bleiben, bis ſie vom Feuer verzehrt
waͤre. Wie die Glocke nun elfe ſchlug, da ging
J 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/152>, abgerufen am 19.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.