bringt, dem will ich die Mühle geben." Der dritte von den Burschen war aber der Kleinknecht, der ward von den andern für albern gehalten, dem gönnten sie die Mühle nicht; und er wollte sie hernach nicht einmal! Da gingen. alle drei mit- einander hinaus, und wie sie vor das Dorf kamen, sagten die zwei zu dem albernen Hans: "du kannst nur hier bleiben, du kriegst doch dein lebtag keinen Gaul." Der Hans aber ging doch mit und als es Nacht war, kamen sie an eine Höhle, da hin- ein legten sie sich schlafen. Die zwei klugen war- teten nun bis Hans eingeschlafen war, dann stie- gen sie auf, machten sich fort, ließen das Häns- chen liegen und meinten's recht fein gemacht zu haben: ja! es wird euch doch nicht gut gehen! Wie nun die Sonne heraufkam und Hans auf- wachte, lag er in einer tiefen Höhle, er guckte sich überall um: "ach Gott! wo bin ich!" Da erhob er sich und kraffelte die Höhle hinauf, ging in den Wald und dachte: "wie soll ich nun zu einem Pferd kommen!" Indem er so in Ge- danken dahin ging, begegnete ihm ein kleines bun- tes Kätzchen, sprach: "Hans, wo willst du hin?" -- "Ach! du kannst mir doch nicht helfen." -- "Was dein Begehren ist, weiß ich wohl, sprach das Kätzchen, du willst einen hübschen Gaul ha- ben, komm mit mir und sey sieben Jahre lang mein treuer Knecht, so will ich dir einen geben, schöner, als du dein Lebtag einen gesehen hast."
bringt, dem will ich die Muͤhle geben.“ Der dritte von den Burſchen war aber der Kleinknecht, der ward von den andern fuͤr albern gehalten, dem goͤnnten ſie die Muͤhle nicht; und er wollte ſie hernach nicht einmal! Da gingen. alle drei mit- einander hinaus, und wie ſie vor das Dorf kamen, ſagten die zwei zu dem albernen Hans: „du kannſt nur hier bleiben, du kriegſt doch dein lebtag keinen Gaul.“ Der Hans aber ging doch mit und als es Nacht war, kamen ſie an eine Hoͤhle, da hin- ein legten ſie ſich ſchlafen. Die zwei klugen war- teten nun bis Hans eingeſchlafen war, dann ſtie- gen ſie auf, machten ſich fort, ließen das Haͤns- chen liegen und meinten’s recht fein gemacht zu haben: ja! es wird euch doch nicht gut gehen! Wie nun die Sonne heraufkam und Hans auf- wachte, lag er in einer tiefen Hoͤhle, er guckte ſich uͤberall um: „ach Gott! wo bin ich!“ Da erhob er ſich und kraffelte die Hoͤhle hinauf, ging in den Wald und dachte: „wie ſoll ich nun zu einem Pferd kommen!“ Indem er ſo in Ge- danken dahin ging, begegnete ihm ein kleines bun- tes Kaͤtzchen, ſprach: „Hans, wo willſt du hin?“ — „Ach! du kannſt mir doch nicht helfen.“ — „Was dein Begehren iſt, weiß ich wohl, ſprach das Kaͤtzchen, du willſt einen huͤbſchen Gaul ha- ben, komm mit mir und ſey ſieben Jahre lang mein treuer Knecht, ſo will ich dir einen geben, ſchoͤner, als du dein Lebtag einen geſehen haſt.“
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bringt, dem will ich die Muͤhle geben.“ Der
dritte von den Burſchen war aber der Kleinknecht,
der ward von den andern fuͤr albern gehalten, dem
goͤnnten ſie die Muͤhle nicht; und er wollte ſie
hernach nicht einmal! Da gingen. alle drei mit-
einander hinaus, und wie ſie vor das Dorf kamen,
ſagten die zwei zu dem albernen Hans: „du kannſt
nur hier bleiben, du kriegſt doch dein lebtag keinen
Gaul.“ Der Hans aber ging doch mit und als
es Nacht war, kamen ſie an eine Hoͤhle, da hin-
ein legten ſie ſich ſchlafen. Die zwei klugen war-
teten nun bis Hans eingeſchlafen war, dann ſtie-
gen ſie auf, machten ſich fort, ließen das Haͤns-
chen liegen und meinten’s recht fein gemacht zu
haben: ja! es wird euch doch nicht gut gehen!
Wie nun die Sonne heraufkam und Hans auf-
wachte, lag er in einer tiefen Hoͤhle, er guckte
ſich uͤberall um: „ach Gott! wo bin ich!“ Da
erhob er ſich und kraffelte die Hoͤhle hinauf, ging
in den Wald und dachte: „wie ſoll ich nun zu
einem Pferd kommen!“ Indem er ſo in Ge-
danken dahin ging, begegnete ihm ein kleines bun-
tes Kaͤtzchen, ſprach: „Hans, wo willſt du hin?“
— „Ach! du kannſt mir doch nicht helfen.“ —
„Was dein Begehren iſt, weiß ich wohl, ſprach
das Kaͤtzchen, du willſt einen huͤbſchen Gaul ha-
ben, komm mit mir und ſey ſieben Jahre lang
mein treuer Knecht, ſo will ich dir einen geben,
ſchoͤner, als du dein Lebtag einen geſehen haſt.“
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/137>, abgerufen am 18.12.2024.
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