der alte Teufel wieder hinaus auf seine Wande- rung und der Soldat trat seinen Dienst an, legte Feuer zu, kehrte und trug den Kehrdreck hinter die Thüre; wie der alte Teufel wieder kam, war er zufrieden und ging zum zweitenmal fort. Der Soldat schaute sich nun einmal recht um, da stan- den die Kessel rings herum in der Hölle und war ein gewaltiges Feuer darunter, und es kochte und brutzelte darin. Da hätt' er für sein Leben gern hineingeschaut, es war ihm aber so streng verbo- ten; endlich konnt' er sich nicht mehr anhalten, ging herbei und hob' vom ersten Kessel ein klein Bischen den Deckel auf und guckte hinein. Da sah er seinen ehemaligen Unteroffizier darin sitzen: "aha! Vogel, sprach er, treff' ich dich hier! du hast mich gehabt, jetzt hab' ich dich!" ließ ge- schwind den Deckel fallen, schürte das Feuer und legte noch frisch zu. Darnach ging er zum zwei- ten Kessel, hob ihn auch ein wenig auf und guckte, da saß sein Fähndrich darin: "aha! Vogel, treff' ich dich hier, du hast mich gehabt, jetzt hab' ich dich," machte den Deckel wieder zu und trug noch einen Klotz herbei, der sollt' ihm erst recht heiß machen. Nun wollt' er auch sehen, wer im drit- ten Kessel säße, da war's gar sein General: "aha! Vogel, treff' ich dich hier! du hast mich gehabt, jetzt hab' ich dich!" holte den Blasbalg und ließ das Höllenfeuer recht unter ihm flackern. Also that er sieben Jahr seinen Dienst in der Hölle,
der alte Teufel wieder hinaus auf ſeine Wande- rung und der Soldat trat ſeinen Dienſt an, legte Feuer zu, kehrte und trug den Kehrdreck hinter die Thuͤre; wie der alte Teufel wieder kam, war er zufrieden und ging zum zweitenmal fort. Der Soldat ſchaute ſich nun einmal recht um, da ſtan- den die Keſſel rings herum in der Hoͤlle und war ein gewaltiges Feuer darunter, und es kochte und brutzelte darin. Da haͤtt’ er fuͤr ſein Leben gern hineingeſchaut, es war ihm aber ſo ſtreng verbo- ten; endlich konnt’ er ſich nicht mehr anhalten, ging herbei und hob’ vom erſten Keſſel ein klein Bischen den Deckel auf und guckte hinein. Da ſah er ſeinen ehemaligen Unteroffizier darin ſitzen: „aha! Vogel, ſprach er, treff’ ich dich hier! du haſt mich gehabt, jetzt hab’ ich dich!“ ließ ge- ſchwind den Deckel fallen, ſchuͤrte das Feuer und legte noch friſch zu. Darnach ging er zum zwei- ten Keſſel, hob ihn auch ein wenig auf und guckte, da ſaß ſein Faͤhndrich darin: „aha! Vogel, treff’ ich dich hier, du haſt mich gehabt, jetzt hab’ ich dich,“ machte den Deckel wieder zu und trug noch einen Klotz herbei, der ſollt’ ihm erſt recht heiß machen. Nun wollt’ er auch ſehen, wer im drit- ten Keſſel ſaͤße, da war’s gar ſein General: „aha! Vogel, treff’ ich dich hier! du haſt mich gehabt, jetzt hab’ ich dich!“ holte den Blasbalg und ließ das Hoͤllenfeuer recht unter ihm flackern. Alſo that er ſieben Jahr ſeinen Dienſt in der Hoͤlle,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0116"n="95"/>
der alte Teufel wieder hinaus auf ſeine Wande-<lb/>
rung und der Soldat trat ſeinen Dienſt an, legte<lb/>
Feuer zu, kehrte und trug den Kehrdreck hinter<lb/>
die Thuͤre; wie der alte Teufel wieder kam, war<lb/>
er zufrieden und ging zum zweitenmal fort. Der<lb/>
Soldat ſchaute ſich nun einmal recht um, da ſtan-<lb/>
den die Keſſel rings herum in der Hoͤlle und war<lb/>
ein gewaltiges Feuer darunter, und es kochte und<lb/>
brutzelte darin. Da haͤtt’ er fuͤr ſein Leben gern<lb/>
hineingeſchaut, es war ihm aber ſo ſtreng verbo-<lb/>
ten; endlich konnt’ er ſich nicht mehr anhalten,<lb/>
ging herbei und hob’ vom erſten Keſſel ein klein<lb/>
Bischen den Deckel auf und guckte hinein. Da<lb/>ſah er ſeinen ehemaligen Unteroffizier darin ſitzen:<lb/>„aha! Vogel, ſprach er, treff’ ich dich hier! du<lb/>
haſt mich gehabt, jetzt hab’ ich dich!“ ließ ge-<lb/>ſchwind den Deckel fallen, ſchuͤrte das Feuer und<lb/>
legte noch friſch zu. Darnach ging er zum zwei-<lb/>
ten Keſſel, hob ihn auch ein wenig auf und guckte,<lb/>
da ſaß ſein Faͤhndrich darin: „aha! Vogel, treff’<lb/>
ich dich hier, du haſt mich gehabt, jetzt hab’ ich<lb/>
dich,“ machte den Deckel wieder zu und trug noch<lb/>
einen Klotz herbei, der ſollt’ ihm erſt recht heiß<lb/>
machen. Nun wollt’ er auch ſehen, wer im drit-<lb/>
ten Keſſel ſaͤße, da war’s gar ſein General: „aha!<lb/>
Vogel, treff’ ich dich hier! du haſt mich gehabt,<lb/>
jetzt hab’ ich dich!“ holte den Blasbalg und ließ<lb/>
das Hoͤllenfeuer recht unter ihm flackern. Alſo<lb/>
that er ſieben Jahr ſeinen Dienſt in der Hoͤlle,<lb/></p></div></body></text></TEI>
[95/0116]
der alte Teufel wieder hinaus auf ſeine Wande-
rung und der Soldat trat ſeinen Dienſt an, legte
Feuer zu, kehrte und trug den Kehrdreck hinter
die Thuͤre; wie der alte Teufel wieder kam, war
er zufrieden und ging zum zweitenmal fort. Der
Soldat ſchaute ſich nun einmal recht um, da ſtan-
den die Keſſel rings herum in der Hoͤlle und war
ein gewaltiges Feuer darunter, und es kochte und
brutzelte darin. Da haͤtt’ er fuͤr ſein Leben gern
hineingeſchaut, es war ihm aber ſo ſtreng verbo-
ten; endlich konnt’ er ſich nicht mehr anhalten,
ging herbei und hob’ vom erſten Keſſel ein klein
Bischen den Deckel auf und guckte hinein. Da
ſah er ſeinen ehemaligen Unteroffizier darin ſitzen:
„aha! Vogel, ſprach er, treff’ ich dich hier! du
haſt mich gehabt, jetzt hab’ ich dich!“ ließ ge-
ſchwind den Deckel fallen, ſchuͤrte das Feuer und
legte noch friſch zu. Darnach ging er zum zwei-
ten Keſſel, hob ihn auch ein wenig auf und guckte,
da ſaß ſein Faͤhndrich darin: „aha! Vogel, treff’
ich dich hier, du haſt mich gehabt, jetzt hab’ ich
dich,“ machte den Deckel wieder zu und trug noch
einen Klotz herbei, der ſollt’ ihm erſt recht heiß
machen. Nun wollt’ er auch ſehen, wer im drit-
ten Keſſel ſaͤße, da war’s gar ſein General: „aha!
Vogel, treff’ ich dich hier! du haſt mich gehabt,
jetzt hab’ ich dich!“ holte den Blasbalg und ließ
das Hoͤllenfeuer recht unter ihm flackern. Alſo
that er ſieben Jahr ſeinen Dienſt in der Hoͤlle,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/116>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.