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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857.

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sprachen die Leute 'es geht nicht, daß ihr durchreitet, der Wald ist voll Räuber, die werden übel mit euch umgehen, und gar, wenn sie sehen daß ihr golden seid und euere Pferde auch, so werden sie euch todt schlagen.' Er aber ließ sich nicht schrecken und sprach 'ich muß und soll hindurch.' Da nahm er Bärenfelle und überzog sich und sein Pferd damit, daß nichts mehr vom Gold zu sehen war, und ritt getrost in den Wald hinein. Als er ein wenig fortgeritten war, so hörte er es in den Gebüschen rauschen und vernahm Stimmen, die miteinander sprachen. Von der einen Seite riefs 'da ist einer,' von der andern aber 'laß ihn laufen, das ist ein Bärenhäuter, und arm und kahl, wie eine Kirchenmaus, was sollen wir mit ihm anfangen!' So ritt das Goldkind glücklich durch den Wald und geschah ihm kein Leid.

Eines Tags kam er in ein Dorf, darin sah er ein Mädchen, das war so schön, daß er nicht glaubte es könnte ein schöneres auf der Welt sein. Und weil er eine so große Liebe zu ihm empfand, so gieng er zu ihm und sagte 'ich habe dich von ganzem Herzen lieb, willst du meine Frau werden?' Er gefiel aber auch dem Mädchen so sehr, daß es einwilligte und sprach 'ja, ich will deine Frau werden und dir treu sein mein Lebelang.' Nun hielten sie Hochzeit zusammen, und als sie eben in der größten Freude waren, kam der Vater der Braut heim, und als er sah daß seine Tochter Hochzeit machte, verwunderte er sich und sprach 'wo ist der Bräutigam?' Sie zeigten ihm das Goldkind, das hatte aber noch seine Bärenfelle um. Da sprach der Vater zornig 'nimmermehr soll ein Bärenhäuter meine Tochter haben,' und wollte ihn ermorden. Da bat ihn die Braut, was sie konnte, und sprach 'er ist einmal mein Mann, und ich habe ihn von Herzen lieb,' bis er sich endlich besänftigen ließ. Doch aber kams ihm nicht aus den Gedanken, so daß er am andern Morgen früh aufstand und seiner Tochter Mann sehen wollte, ob er ein gemeiner und verlumpter Bettler wäre.

sprachen die Leute ‘es geht nicht, daß ihr durchreitet, der Wald ist voll Räuber, die werden übel mit euch umgehen, und gar, wenn sie sehen daß ihr golden seid und euere Pferde auch, so werden sie euch todt schlagen.’ Er aber ließ sich nicht schrecken und sprach ‘ich muß und soll hindurch.’ Da nahm er Bärenfelle und überzog sich und sein Pferd damit, daß nichts mehr vom Gold zu sehen war, und ritt getrost in den Wald hinein. Als er ein wenig fortgeritten war, so hörte er es in den Gebüschen rauschen und vernahm Stimmen, die miteinander sprachen. Von der einen Seite riefs ‘da ist einer,’ von der andern aber ‘laß ihn laufen, das ist ein Bärenhäuter, und arm und kahl, wie eine Kirchenmaus, was sollen wir mit ihm anfangen!’ So ritt das Goldkind glücklich durch den Wald und geschah ihm kein Leid.

Eines Tags kam er in ein Dorf, darin sah er ein Mädchen, das war so schön, daß er nicht glaubte es könnte ein schöneres auf der Welt sein. Und weil er eine so große Liebe zu ihm empfand, so gieng er zu ihm und sagte ‘ich habe dich von ganzem Herzen lieb, willst du meine Frau werden?’ Er gefiel aber auch dem Mädchen so sehr, daß es einwilligte und sprach ‘ja, ich will deine Frau werden und dir treu sein mein Lebelang.’ Nun hielten sie Hochzeit zusammen, und als sie eben in der größten Freude waren, kam der Vater der Braut heim, und als er sah daß seine Tochter Hochzeit machte, verwunderte er sich und sprach ‘wo ist der Bräutigam?’ Sie zeigten ihm das Goldkind, das hatte aber noch seine Bärenfelle um. Da sprach der Vater zornig ‘nimmermehr soll ein Bärenhäuter meine Tochter haben,’ und wollte ihn ermorden. Da bat ihn die Braut, was sie konnte, und sprach ‘er ist einmal mein Mann, und ich habe ihn von Herzen lieb,’ bis er sich endlich besänftigen ließ. Doch aber kams ihm nicht aus den Gedanken, so daß er am andern Morgen früh aufstand und seiner Tochter Mann sehen wollte, ob er ein gemeiner und verlumpter Bettler wäre.

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[428/0461] sprachen die Leute ‘es geht nicht, daß ihr durchreitet, der Wald ist voll Räuber, die werden übel mit euch umgehen, und gar, wenn sie sehen daß ihr golden seid und euere Pferde auch, so werden sie euch todt schlagen.’ Er aber ließ sich nicht schrecken und sprach ‘ich muß und soll hindurch.’ Da nahm er Bärenfelle und überzog sich und sein Pferd damit, daß nichts mehr vom Gold zu sehen war, und ritt getrost in den Wald hinein. Als er ein wenig fortgeritten war, so hörte er es in den Gebüschen rauschen und vernahm Stimmen, die miteinander sprachen. Von der einen Seite riefs ‘da ist einer,’ von der andern aber ‘laß ihn laufen, das ist ein Bärenhäuter, und arm und kahl, wie eine Kirchenmaus, was sollen wir mit ihm anfangen!’ So ritt das Goldkind glücklich durch den Wald und geschah ihm kein Leid. Eines Tags kam er in ein Dorf, darin sah er ein Mädchen, das war so schön, daß er nicht glaubte es könnte ein schöneres auf der Welt sein. Und weil er eine so große Liebe zu ihm empfand, so gieng er zu ihm und sagte ‘ich habe dich von ganzem Herzen lieb, willst du meine Frau werden?’ Er gefiel aber auch dem Mädchen so sehr, daß es einwilligte und sprach ‘ja, ich will deine Frau werden und dir treu sein mein Lebelang.’ Nun hielten sie Hochzeit zusammen, und als sie eben in der größten Freude waren, kam der Vater der Braut heim, und als er sah daß seine Tochter Hochzeit machte, verwunderte er sich und sprach ‘wo ist der Bräutigam?’ Sie zeigten ihm das Goldkind, das hatte aber noch seine Bärenfelle um. Da sprach der Vater zornig ‘nimmermehr soll ein Bärenhäuter meine Tochter haben,’ und wollte ihn ermorden. Da bat ihn die Braut, was sie konnte, und sprach ‘er ist einmal mein Mann, und ich habe ihn von Herzen lieb,’ bis er sich endlich besänftigen ließ. Doch aber kams ihm nicht aus den Gedanken, so daß er am andern Morgen früh aufstand und seiner Tochter Mann sehen wollte, ob er ein gemeiner und verlumpter Bettler wäre.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1857/461>, abgerufen am 24.11.2024.