Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857.Bier dazu geben. Als er fertig war, zog er weiter, und da gieng ihm der heil. Petrus gleichfalls in der Gestalt eines verabschiedeten Soldaten entgegen und redete ihn an, 'guten Tag, Camerad, kannst du mir nicht ein Stück Brot geben und einen Kreuzer zu einem Trunk?' 'Wo soll ichs hernehmen,' antwortete der Bruder Lustig, 'ich habe meinen Abschied und sonst nichts als einen Laib Commißbrot und vier Kreuzer an Geld bekommen. Drei Bettler sind mir auf der Landstraße begegnet, davon hab ich jedem ein Viertel von meinem Brot und einen Kreuzer Geld gegeben. Das letzte Viertel hab ich im Wirthshaus gegessen und für den letzten Kreuzer dazu getrunken. Jetzt bin ich leer, und wenn du auch nichts mehr hast, so können wir mit einander betteln gehen.' 'Nein,' antwortete der heil. Petrus, 'das wird just nicht nöthig sein: ich verstehe mich ein wenig auf die Doctorei, und damit will ich mir schon so viel verdienen als ich brauche.' 'Ja,' sagte der Bruder Lustig, 'davon verstehe ich nichts, also muß ich allein betteln gehen.' 'Nun komm nur mit,' sprach der heil. Petrus, 'wenn ich was verdiene, sollst du die Hälfte davon haben.' 'Das ist mir wohl recht' sagte der Bruder Lustig. Also zogen sie mit einander fort. Nun kamen sie an ein Bauernhaus und hörten darin gewaltig jammern und schreien, da giengen sie hinein, so lag der Mann darin auf den Tod krank und war nah am Verscheiden, und die Frau heulte und weinte ganz laut. 'Laßt euer Heulen und Weinen,' sprach der heil. Petrus, 'ich will den Mann wieder gesund machen,' nahm eine Salbe aus der Tasche und heilte den Kranken augenblicklich, so daß er aufstehen konnte, und ganz gesund war. Sprachen Mann und Frau in großer Freude 'wie können wir euch lohnen? was sollen wir euch geben?' Der heil. Petrus aber wollte nichts nehmen, und jemehr ihn die Bauersleute baten, desto mehr weigerte er sich. Der Bruder Lustig aber stieß den heil. Bier dazu geben. Als er fertig war, zog er weiter, und da gieng ihm der heil. Petrus gleichfalls in der Gestalt eines verabschiedeten Soldaten entgegen und redete ihn an, ‘guten Tag, Camerad, kannst du mir nicht ein Stück Brot geben und einen Kreuzer zu einem Trunk?’ ‘Wo soll ichs hernehmen,’ antwortete der Bruder Lustig, ‘ich habe meinen Abschied und sonst nichts als einen Laib Commißbrot und vier Kreuzer an Geld bekommen. Drei Bettler sind mir auf der Landstraße begegnet, davon hab ich jedem ein Viertel von meinem Brot und einen Kreuzer Geld gegeben. Das letzte Viertel hab ich im Wirthshaus gegessen und für den letzten Kreuzer dazu getrunken. Jetzt bin ich leer, und wenn du auch nichts mehr hast, so können wir mit einander betteln gehen.’ ‘Nein,’ antwortete der heil. Petrus, ‘das wird just nicht nöthig sein: ich verstehe mich ein wenig auf die Doctorei, und damit will ich mir schon so viel verdienen als ich brauche.’ ‘Ja,’ sagte der Bruder Lustig, ‘davon verstehe ich nichts, also muß ich allein betteln gehen.’ ‘Nun komm nur mit,’ sprach der heil. Petrus, ‘wenn ich was verdiene, sollst du die Hälfte davon haben.’ ‘Das ist mir wohl recht’ sagte der Bruder Lustig. Also zogen sie mit einander fort. Nun kamen sie an ein Bauernhaus und hörten darin gewaltig jammern und schreien, da giengen sie hinein, so lag der Mann darin auf den Tod krank und war nah am Verscheiden, und die Frau heulte und weinte ganz laut. ‘Laßt euer Heulen und Weinen,’ sprach der heil. Petrus, ‘ich will den Mann wieder gesund machen,’ nahm eine Salbe aus der Tasche und heilte den Kranken augenblicklich, so daß er aufstehen konnte, und ganz gesund war. Sprachen Mann und Frau in großer Freude ‘wie können wir euch lohnen? was sollen wir euch geben?’ Der heil. Petrus aber wollte nichts nehmen, und jemehr ihn die Bauersleute baten, desto mehr weigerte er sich. Der Bruder Lustig aber stieß den heil. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0436" n="403"/> Bier dazu geben. Als er fertig war, zog er weiter, und da gieng ihm der heil. Petrus gleichfalls in der Gestalt eines verabschiedeten Soldaten entgegen und redete ihn an, ‘guten Tag, Camerad, kannst du mir nicht ein Stück Brot geben und einen Kreuzer zu einem Trunk?’ ‘Wo soll ichs hernehmen,’ antwortete der Bruder Lustig, ‘ich habe meinen Abschied und sonst nichts als einen Laib Commißbrot und vier Kreuzer an Geld bekommen. Drei Bettler sind mir auf der Landstraße begegnet, davon hab ich jedem ein Viertel von meinem Brot und einen Kreuzer Geld gegeben. Das letzte Viertel hab ich im Wirthshaus gegessen und für den letzten Kreuzer dazu getrunken. Jetzt bin ich leer, und wenn du auch nichts mehr hast, so können wir mit einander betteln gehen.’ ‘Nein,’ antwortete der heil. Petrus, ‘das wird just nicht nöthig sein: ich verstehe mich ein wenig auf die Doctorei, und damit will ich mir schon so viel verdienen als ich brauche.’ ‘Ja,’ sagte der Bruder Lustig, ‘davon verstehe ich nichts, also muß ich allein betteln gehen.’ ‘Nun komm nur mit,’ sprach der heil. Petrus, ‘wenn ich was verdiene, sollst du die Hälfte davon haben.’ ‘Das ist mir wohl recht’ sagte der Bruder Lustig. Also zogen sie mit einander fort.</p><lb/> <p>Nun kamen sie an ein Bauernhaus und hörten darin gewaltig jammern und schreien, da giengen sie hinein, so lag der Mann darin auf den Tod krank und war nah am Verscheiden, und die Frau heulte und weinte ganz laut. ‘Laßt euer Heulen und Weinen,’ sprach der heil. Petrus, ‘ich will den Mann wieder gesund machen,’ nahm eine Salbe aus der Tasche und heilte den Kranken augenblicklich, so daß er aufstehen konnte, und ganz gesund war. Sprachen Mann und Frau in großer Freude ‘wie können wir euch lohnen? was sollen wir euch geben?’ Der heil. Petrus aber wollte nichts nehmen, und jemehr ihn die Bauersleute baten, desto mehr weigerte er sich. Der Bruder Lustig aber stieß den heil. </p> </div> </body> </text> </TEI> [403/0436]
Bier dazu geben. Als er fertig war, zog er weiter, und da gieng ihm der heil. Petrus gleichfalls in der Gestalt eines verabschiedeten Soldaten entgegen und redete ihn an, ‘guten Tag, Camerad, kannst du mir nicht ein Stück Brot geben und einen Kreuzer zu einem Trunk?’ ‘Wo soll ichs hernehmen,’ antwortete der Bruder Lustig, ‘ich habe meinen Abschied und sonst nichts als einen Laib Commißbrot und vier Kreuzer an Geld bekommen. Drei Bettler sind mir auf der Landstraße begegnet, davon hab ich jedem ein Viertel von meinem Brot und einen Kreuzer Geld gegeben. Das letzte Viertel hab ich im Wirthshaus gegessen und für den letzten Kreuzer dazu getrunken. Jetzt bin ich leer, und wenn du auch nichts mehr hast, so können wir mit einander betteln gehen.’ ‘Nein,’ antwortete der heil. Petrus, ‘das wird just nicht nöthig sein: ich verstehe mich ein wenig auf die Doctorei, und damit will ich mir schon so viel verdienen als ich brauche.’ ‘Ja,’ sagte der Bruder Lustig, ‘davon verstehe ich nichts, also muß ich allein betteln gehen.’ ‘Nun komm nur mit,’ sprach der heil. Petrus, ‘wenn ich was verdiene, sollst du die Hälfte davon haben.’ ‘Das ist mir wohl recht’ sagte der Bruder Lustig. Also zogen sie mit einander fort.
Nun kamen sie an ein Bauernhaus und hörten darin gewaltig jammern und schreien, da giengen sie hinein, so lag der Mann darin auf den Tod krank und war nah am Verscheiden, und die Frau heulte und weinte ganz laut. ‘Laßt euer Heulen und Weinen,’ sprach der heil. Petrus, ‘ich will den Mann wieder gesund machen,’ nahm eine Salbe aus der Tasche und heilte den Kranken augenblicklich, so daß er aufstehen konnte, und ganz gesund war. Sprachen Mann und Frau in großer Freude ‘wie können wir euch lohnen? was sollen wir euch geben?’ Der heil. Petrus aber wollte nichts nehmen, und jemehr ihn die Bauersleute baten, desto mehr weigerte er sich. Der Bruder Lustig aber stieß den heil.
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