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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857.

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Da trat der Bösewicht herein und sprach 'wo ist Herz und Zunge von dem Knaben?' Das Mädchen reichte ihm den Teller, aber der Königssohn warf die Decke ab, und sprach 'du alter Sünder, warum hast du mich tödten wollen? nun will ich dir dein Urtheil sprechen. Du sollst ein schwarzer Pudelhund werden und eine goldene Kette um den Hals haben, und sollst glühende Kohlen fressen, daß dir die Lohe zum Hals heraus schlägt.' Und wie er die Worte ausgesprochen hatte, so war der alte in einen Pudelhund verwandelt, und hatte eine goldene Kette um den Hals, und die Köche mußten lebendige Kohlen herauf bringen, die fraß er, daß ihm die Lohe aus dem Hals heraus schlug. Nun blieb der Königssohn noch eine kleine Zeit da und dachte an seine Mutter und ob sie noch am Leben wäre. Endlich sprach er zu dem Mädchen 'ich will heim in mein Vaterland, willst du mit mir gehen, so will ich dich ernähren.' 'Ach,' antwortete sie, 'der Weg ist so weit, und was soll ich in einem fremden Lande machen, wo ich unbekannt bin.' Weil es also ihr Wille nicht recht war, und sie doch von einander nicht lassen wollten, wünschte er sie zu einer schönen Nelke und steckte sie bei sich.

Da zog er fort, und der Pudelhund mußte mit laufen, und zog in sein Vaterland. Nun gieng er zu dem Thurm, wo seine Mutter darin saß, und weil der Thurm so hoch war, wünschte er eine Leiter herbei, die bis oben hin reichte. Da stieg er hinauf und sah hinein und rief 'herzliebste Mutter, Frau Königin, seid ihr noch am Leben, oder seid ihr todt?' Sie antwortete 'ich habe ja eben gegessen, und bin noch satt,' und meinte die Engel wären da. Sprach er 'ich bin euer lieber Sohn, den die wilden Thiere euch sollen vom Schooß geraubt haben: aber ich bin noch am Leben, und will euch bald erretten.' Nun stieg er herab und gieng zu seinem Herr Vater, und ließ sich anmelden als ein fremder Jäger, ob er könnte Dienste bei ihm haben. Antwortete der König

Da trat der Bösewicht herein und sprach ‘wo ist Herz und Zunge von dem Knaben?’ Das Mädchen reichte ihm den Teller, aber der Königssohn warf die Decke ab, und sprach ‘du alter Sünder, warum hast du mich tödten wollen? nun will ich dir dein Urtheil sprechen. Du sollst ein schwarzer Pudelhund werden und eine goldene Kette um den Hals haben, und sollst glühende Kohlen fressen, daß dir die Lohe zum Hals heraus schlägt.’ Und wie er die Worte ausgesprochen hatte, so war der alte in einen Pudelhund verwandelt, und hatte eine goldene Kette um den Hals, und die Köche mußten lebendige Kohlen herauf bringen, die fraß er, daß ihm die Lohe aus dem Hals heraus schlug. Nun blieb der Königssohn noch eine kleine Zeit da und dachte an seine Mutter und ob sie noch am Leben wäre. Endlich sprach er zu dem Mädchen ‘ich will heim in mein Vaterland, willst du mit mir gehen, so will ich dich ernähren.’ ‘Ach,’ antwortete sie, ‘der Weg ist so weit, und was soll ich in einem fremden Lande machen, wo ich unbekannt bin.’ Weil es also ihr Wille nicht recht war, und sie doch von einander nicht lassen wollten, wünschte er sie zu einer schönen Nelke und steckte sie bei sich.

Da zog er fort, und der Pudelhund mußte mit laufen, und zog in sein Vaterland. Nun gieng er zu dem Thurm, wo seine Mutter darin saß, und weil der Thurm so hoch war, wünschte er eine Leiter herbei, die bis oben hin reichte. Da stieg er hinauf und sah hinein und rief ‘herzliebste Mutter, Frau Königin, seid ihr noch am Leben, oder seid ihr todt?’ Sie antwortete ‘ich habe ja eben gegessen, und bin noch satt,’ und meinte die Engel wären da. Sprach er ‘ich bin euer lieber Sohn, den die wilden Thiere euch sollen vom Schooß geraubt haben: aber ich bin noch am Leben, und will euch bald erretten.’ Nun stieg er herab und gieng zu seinem Herr Vater, und ließ sich anmelden als ein fremder Jäger, ob er könnte Dienste bei ihm haben. Antwortete der König

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[391/0424] Da trat der Bösewicht herein und sprach ‘wo ist Herz und Zunge von dem Knaben?’ Das Mädchen reichte ihm den Teller, aber der Königssohn warf die Decke ab, und sprach ‘du alter Sünder, warum hast du mich tödten wollen? nun will ich dir dein Urtheil sprechen. Du sollst ein schwarzer Pudelhund werden und eine goldene Kette um den Hals haben, und sollst glühende Kohlen fressen, daß dir die Lohe zum Hals heraus schlägt.’ Und wie er die Worte ausgesprochen hatte, so war der alte in einen Pudelhund verwandelt, und hatte eine goldene Kette um den Hals, und die Köche mußten lebendige Kohlen herauf bringen, die fraß er, daß ihm die Lohe aus dem Hals heraus schlug. Nun blieb der Königssohn noch eine kleine Zeit da und dachte an seine Mutter und ob sie noch am Leben wäre. Endlich sprach er zu dem Mädchen ‘ich will heim in mein Vaterland, willst du mit mir gehen, so will ich dich ernähren.’ ‘Ach,’ antwortete sie, ‘der Weg ist so weit, und was soll ich in einem fremden Lande machen, wo ich unbekannt bin.’ Weil es also ihr Wille nicht recht war, und sie doch von einander nicht lassen wollten, wünschte er sie zu einer schönen Nelke und steckte sie bei sich. Da zog er fort, und der Pudelhund mußte mit laufen, und zog in sein Vaterland. Nun gieng er zu dem Thurm, wo seine Mutter darin saß, und weil der Thurm so hoch war, wünschte er eine Leiter herbei, die bis oben hin reichte. Da stieg er hinauf und sah hinein und rief ‘herzliebste Mutter, Frau Königin, seid ihr noch am Leben, oder seid ihr todt?’ Sie antwortete ‘ich habe ja eben gegessen, und bin noch satt,’ und meinte die Engel wären da. Sprach er ‘ich bin euer lieber Sohn, den die wilden Thiere euch sollen vom Schooß geraubt haben: aber ich bin noch am Leben, und will euch bald erretten.’ Nun stieg er herab und gieng zu seinem Herr Vater, und ließ sich anmelden als ein fremder Jäger, ob er könnte Dienste bei ihm haben. Antwortete der König

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1857/424>, abgerufen am 27.11.2024.