Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857.

Bild:
<< vorherige Seite

wöör de Machandelboom as he vörhen west wöör, un de Dook mit de Knakens wöör wech. Marleenken awerst wöör so recht licht un vörgnöögt, recht as wenn de Broder noch leewd. Do güng se wedder ganß lustig in dat Huus by Disch un eet.

De Vagel awerst flöög wech un sett't sik up enen Goldsmidt syn Huus un füng an to singen

'mein Mutter der mich schlacht,
mein Vater der mich aß,
mein Schwester der Marlenichen
sucht alle meine Benichen,
bind't sie in ein seiden Tuch,
legt's unter den Machandelbaum.
Kywitt, kywitt, wat vör'n schöön Vagel bün ik!'

De Goldsmidt seet in syn Waarkstäd un maakd ene gollne Kede, do höörd he den Vagel, de up syn Dack seet un süng, un dat dünkd em so schöön. Da stünn he up, un as he äwer den Süll güng, do vörlöör he eenen Tüffel. He güng awer so recht midden up de Strat hen, eenen Tüffel un een Sock an: syn Schortfell hadd he vör, un in de een Hand hadd he de golln Kede un in de anner de Tang; un de Sünn schynd so hell up de Strat. Door güng he recht so staan un seeg den Vagel an. 'Vagel,' secht he do, 'wo schöön kanst du singen! Sing my dat Stück nochmaal.' 'Ne,' secht de Vagel, 'twemaal sing ik nich umsünst. Gif my de golln Kede, so will ik dy't nochmaal singen.' 'Door,' secht de Goldsmidt, 'hest du de golln Kede, nu sing my dat nochmaal.' Do köhm de Vagel un nöhm de golln Kede so in de rechte Poot, un güng vor den Goldsmidt sitten un süng

'mein Mutter der mich schlacht,
mein Vater der mich aß,
mein Schwester der Marlenichen
sucht alle meine Benichen,

wöör de Machandelboom as he vörhen west wöör, un de Dook mit de Knakens wöör wech. Marleenken awerst wöör so recht licht un vörgnöögt, recht as wenn de Broder noch leewd. Do güng se wedder ganß lustig in dat Huus by Disch un eet.

De Vagel awerst flöög wech un sett’t sik up enen Goldsmidt syn Huus un füng an to singen

‘mein Mutter der mich schlacht,
mein Vater der mich aß,
mein Schwester der Marlenichen
sucht alle meine Benichen,
bind’t sie in ein seiden Tuch,
legt’s unter den Machandelbaum.
Kywitt, kywitt, wat vör’n schöön Vagel bün ik!’

De Goldsmidt seet in syn Waarkstäd un maakd ene gollne Kede, do höörd he den Vagel, de up syn Dack seet un süng, un dat dünkd em so schöön. Da stünn he up, un as he äwer den Süll güng, do vörlöör he eenen Tüffel. He güng awer so recht midden up de Strat hen, eenen Tüffel un een Sock an: syn Schortfell hadd he vör, un in de een Hand hadd he de golln Kede un in de anner de Tang; un de Sünn schynd so hell up de Strat. Door güng he recht so staan un seeg den Vagel an. ‘Vagel,’ secht he do, ‘wo schöön kanst du singen! Sing my dat Stück nochmaal.’ ‘Ne,’ secht de Vagel, ‘twemaal sing ik nich umsünst. Gif my de golln Kede, so will ik dy’t nochmaal singen.’ ‘Door,’ secht de Goldsmidt, ‘hest du de golln Kede, nu sing my dat nochmaal.’ Do köhm de Vagel un nöhm de golln Kede so in de rechte Poot, un güng vor den Goldsmidt sitten un süng

‘mein Mutter der mich schlacht,
mein Vater der mich aß,
mein Schwester der Marlenichen
sucht alle meine Benichen,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0269" n="236"/>
wöör de Machandelboom as he vörhen west wöör, un de Dook mit de Knakens wöör wech. <choice><sic>Marleeken</sic><corr>Marleenken</corr></choice> awerst wöör so recht licht un vörgnöögt, recht as wenn de Broder noch leewd. Do güng se wedder ganß lustig in dat Huus by Disch un eet.</p><lb/>
        <p>De Vagel awerst flöög wech un sett&#x2019;t sik up enen Goldsmidt syn Huus un füng an to singen</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>&#x2018;mein Mutter der mich schlacht,</l><lb/>
          <l>mein Vater der mich aß,</l><lb/>
          <l>mein Schwester der Marlenichen</l><lb/>
          <l>sucht alle meine Benichen,</l><lb/>
          <l>bind&#x2019;t sie in ein seiden Tuch,</l><lb/>
          <l>legt&#x2019;s unter den Machandelbaum.</l><lb/>
          <l>Kywitt, kywitt, wat vör&#x2019;n schöön Vagel bün ik!&#x2019;</l><lb/>
        </lg>
        <p>De Goldsmidt seet in syn Waarkstäd un maakd ene gollne Kede, do höörd he den Vagel, de up syn Dack seet un süng, un dat dünkd em so schöön. Da stünn he up, un as he äwer den Süll güng, do vörlöör he eenen Tüffel. He güng awer so recht midden up de Strat hen, eenen Tüffel un een Sock an: syn Schortfell hadd he vör, un in de een Hand hadd he de golln Kede un in de anner de Tang; un de Sünn schynd so hell up de Strat. Door güng he recht so staan un seeg den Vagel an. &#x2018;Vagel,&#x2019; secht he do, &#x2018;wo schöön kanst du singen! Sing my dat Stück nochmaal.&#x2019; &#x2018;Ne,&#x2019; secht de Vagel, &#x2018;twemaal sing ik nich umsünst. Gif my de golln Kede, so will ik dy&#x2019;t nochmaal singen.&#x2019; &#x2018;Door,&#x2019; secht de Goldsmidt, &#x2018;hest du de golln Kede, nu sing my dat nochmaal.&#x2019; Do köhm de Vagel un nöhm de golln Kede so in de rechte Poot, un güng vor den <choice><sic>goldsmidt</sic><corr>Goldsmidt</corr></choice> sitten un süng</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>&#x2018;mein Mutter der mich schlacht,</l><lb/>
          <l>mein Vater der mich aß,</l><lb/>
          <l>mein Schwester der Marlenichen</l><lb/>
          <l>sucht alle meine Benichen,</l><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[236/0269] wöör de Machandelboom as he vörhen west wöör, un de Dook mit de Knakens wöör wech. Marleenken awerst wöör so recht licht un vörgnöögt, recht as wenn de Broder noch leewd. Do güng se wedder ganß lustig in dat Huus by Disch un eet. De Vagel awerst flöög wech un sett’t sik up enen Goldsmidt syn Huus un füng an to singen ‘mein Mutter der mich schlacht, mein Vater der mich aß, mein Schwester der Marlenichen sucht alle meine Benichen, bind’t sie in ein seiden Tuch, legt’s unter den Machandelbaum. Kywitt, kywitt, wat vör’n schöön Vagel bün ik!’ De Goldsmidt seet in syn Waarkstäd un maakd ene gollne Kede, do höörd he den Vagel, de up syn Dack seet un süng, un dat dünkd em so schöön. Da stünn he up, un as he äwer den Süll güng, do vörlöör he eenen Tüffel. He güng awer so recht midden up de Strat hen, eenen Tüffel un een Sock an: syn Schortfell hadd he vör, un in de een Hand hadd he de golln Kede un in de anner de Tang; un de Sünn schynd so hell up de Strat. Door güng he recht so staan un seeg den Vagel an. ‘Vagel,’ secht he do, ‘wo schöön kanst du singen! Sing my dat Stück nochmaal.’ ‘Ne,’ secht de Vagel, ‘twemaal sing ik nich umsünst. Gif my de golln Kede, so will ik dy’t nochmaal singen.’ ‘Door,’ secht de Goldsmidt, ‘hest du de golln Kede, nu sing my dat nochmaal.’ Do köhm de Vagel un nöhm de golln Kede so in de rechte Poot, un güng vor den Goldsmidt sitten un süng ‘mein Mutter der mich schlacht, mein Vater der mich aß, mein Schwester der Marlenichen sucht alle meine Benichen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Google Books (University of Oxford, Taylor Institution Library): Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-03T14:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1857
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1857/269
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1857/269>, abgerufen am 25.11.2024.