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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857.

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wärst auch gerne dabei gewesen.) Dann holte der Drechsler das Tischchen und sagte 'lieber Bruder, nun sprich mit ihm.' Und kaum hatte der Schreiner 'Tischchen deck dich' gesagt, so war es gedeckt und mit den schönsten Schüsseln reichlich besetzt. Da ward eine Mahlzeit gehalten, wie der gute Schneider noch keine in seinem Hause erlebt hatte, und die ganze Verwandtschaft blieb beisammen bis in die Nacht, und waren alle lustig und vergnügt. Der Schneider verschloß Nadel und Zwirn, Elle und Bügeleisen in einen Schrank, und lebte mit seinen drei Söhnen in Freude und Herrlichkeit.

Wo ist aber die Ziege hingekommen, die Schuld war daß der Schneider seine drei Söhne fortjagte? Das will ich dir sagen. Sie schämte sich daß sie einen kahlen Kopf hatte, lief in eine Fuchshöhle und verkroch sich hinein. Als der Fuchs nach Haus kam, funkelten ihm ein paar große Augen aus der Dunkelheit entgegen, daß er erschrack und wieder zurücklief. Der Bär begegnete ihm, und da der Fuchs ganz verstört aussah, so sprach er 'was ist dir, Bruder Fuchs, was machst du für ein Gesicht?' 'Ach,' antwortete der Rothe, 'ein grimmig Thier sitzt in meiner Höhle und hat mich mit feurigen Augen angeglotzt.' 'Das wollen wir bald austreiben,' sprach der Bär, gieng mit zu der Höhle und schaute hinein; als er aber die feurigen Augen erblickte, wandelte ihn ebenfalls Furcht an: er wollte mit dem grimmigen Thiere nichts zu thun haben und nahm Reißaus. Die Biene begegnete ihm, und da sie merkte daß es ihm in seiner Haut nicht wohl zu Muthe war, sprach sie 'Bär, du machst ja ein gewaltig verdrießlich Gesicht, wo ist deine Lustigkeit geblieben?' 'Du hast gut reden,' antwortete der Bär, 'es sitzt ein grimmiges Thier mit Glotzaugen in dem Hause des Rothen, und wir können es nicht herausjagen.' Die Biene sprach 'du dauerst mich, Bär, ich bin ein armes schwaches Geschöpf, das ihr im Wege nicht anguckt,

wärst auch gerne dabei gewesen.) Dann holte der Drechsler das Tischchen und sagte ‘lieber Bruder, nun sprich mit ihm.’ Und kaum hatte der Schreiner ‘Tischchen deck dich’ gesagt, so war es gedeckt und mit den schönsten Schüsseln reichlich besetzt. Da ward eine Mahlzeit gehalten, wie der gute Schneider noch keine in seinem Hause erlebt hatte, und die ganze Verwandtschaft blieb beisammen bis in die Nacht, und waren alle lustig und vergnügt. Der Schneider verschloß Nadel und Zwirn, Elle und Bügeleisen in einen Schrank, und lebte mit seinen drei Söhnen in Freude und Herrlichkeit.

Wo ist aber die Ziege hingekommen, die Schuld war daß der Schneider seine drei Söhne fortjagte? Das will ich dir sagen. Sie schämte sich daß sie einen kahlen Kopf hatte, lief in eine Fuchshöhle und verkroch sich hinein. Als der Fuchs nach Haus kam, funkelten ihm ein paar große Augen aus der Dunkelheit entgegen, daß er erschrack und wieder zurücklief. Der Bär begegnete ihm, und da der Fuchs ganz verstört aussah, so sprach er ‘was ist dir, Bruder Fuchs, was machst du für ein Gesicht?’ ‘Ach,’ antwortete der Rothe, ‘ein grimmig Thier sitzt in meiner Höhle und hat mich mit feurigen Augen angeglotzt.’ ‘Das wollen wir bald austreiben,’ sprach der Bär, gieng mit zu der Höhle und schaute hinein; als er aber die feurigen Augen erblickte, wandelte ihn ebenfalls Furcht an: er wollte mit dem grimmigen Thiere nichts zu thun haben und nahm Reißaus. Die Biene begegnete ihm, und da sie merkte daß es ihm in seiner Haut nicht wohl zu Muthe war, sprach sie ‘Bär, du machst ja ein gewaltig verdrießlich Gesicht, wo ist deine Lustigkeit geblieben?’ ‘Du hast gut reden,’ antwortete der Bär, ‘es sitzt ein grimmiges Thier mit Glotzaugen in dem Hause des Rothen, und wir können es nicht herausjagen.’ Die Biene sprach ‘du dauerst mich, Bär, ich bin ein armes schwaches Geschöpf, das ihr im Wege nicht anguckt,

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[192/0225] wärst auch gerne dabei gewesen.) Dann holte der Drechsler das Tischchen und sagte ‘lieber Bruder, nun sprich mit ihm.’ Und kaum hatte der Schreiner ‘Tischchen deck dich’ gesagt, so war es gedeckt und mit den schönsten Schüsseln reichlich besetzt. Da ward eine Mahlzeit gehalten, wie der gute Schneider noch keine in seinem Hause erlebt hatte, und die ganze Verwandtschaft blieb beisammen bis in die Nacht, und waren alle lustig und vergnügt. Der Schneider verschloß Nadel und Zwirn, Elle und Bügeleisen in einen Schrank, und lebte mit seinen drei Söhnen in Freude und Herrlichkeit. Wo ist aber die Ziege hingekommen, die Schuld war daß der Schneider seine drei Söhne fortjagte? Das will ich dir sagen. Sie schämte sich daß sie einen kahlen Kopf hatte, lief in eine Fuchshöhle und verkroch sich hinein. Als der Fuchs nach Haus kam, funkelten ihm ein paar große Augen aus der Dunkelheit entgegen, daß er erschrack und wieder zurücklief. Der Bär begegnete ihm, und da der Fuchs ganz verstört aussah, so sprach er ‘was ist dir, Bruder Fuchs, was machst du für ein Gesicht?’ ‘Ach,’ antwortete der Rothe, ‘ein grimmig Thier sitzt in meiner Höhle und hat mich mit feurigen Augen angeglotzt.’ ‘Das wollen wir bald austreiben,’ sprach der Bär, gieng mit zu der Höhle und schaute hinein; als er aber die feurigen Augen erblickte, wandelte ihn ebenfalls Furcht an: er wollte mit dem grimmigen Thiere nichts zu thun haben und nahm Reißaus. Die Biene begegnete ihm, und da sie merkte daß es ihm in seiner Haut nicht wohl zu Muthe war, sprach sie ‘Bär, du machst ja ein gewaltig verdrießlich Gesicht, wo ist deine Lustigkeit geblieben?’ ‘Du hast gut reden,’ antwortete der Bär, ‘es sitzt ein grimmiges Thier mit Glotzaugen in dem Hause des Rothen, und wir können es nicht herausjagen.’ Die Biene sprach ‘du dauerst mich, Bär, ich bin ein armes schwaches Geschöpf, das ihr im Wege nicht anguckt,

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1857/225>, abgerufen am 28.11.2024.