Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857.Aschenputtel sein,' und sie mußten ihm Axt und Hacken bringen, damit er das Taubenhaus entzwei schlagen konnte: aber es war niemand darin. Und als sie ins Haus kamen, lag Aschenputtel in seinen schmutzigen Kleidern in der Asche, und ein trübes Öllämpchen brannte im Schornstein; denn Aschenputtel war geschwind aus dem Taubenhaus hinten herab gesprungen, und war zu dem Haselbäumchen gelaufen: da hatte es die schönen Kleider abgezogen und aufs Grab gelegt, und der Vogel hatte sie wieder weggenommen, und dann hatte es sich in seinem grauen Kittelchen in die Küche zur Asche gesetzt. Am andern Tag, als das Fest von neuem anhub, und die Eltern und Stiefschwestern wieder fort waren, gieng Aschenputtel zu dem Haselbaum und sprach 'Bäumchen, rüttel dich und schüttel dich, wirf Gold und Silber über mich.' Da warf der Vogel ein noch viel stolzeres Kleid herab, als am vorigen Tag. Und als es mit diesem Kleide auf der Hochzeit erschien, erstaunte jedermann über seine Schönheit. Der Königssohn aber hatte gewartet bis es kam, nahm es gleich bei der Hand und tanzte nur allein mit ihm. Wenn die andern kamen und es aufforderten, sprach er 'das ist meine Tänzerin.' Als es nun Abend war, wollte es fort, und der Königssohn gieng ihm nach und wollte sehen in welches Haus es gieng: aber es sprang ihm fort und in den Garten hinter dem Haus. Darin stand ein schöner großer Baum an dem die herrlichsten Birnen hiengen, es kletterte so behend wie ein Eichhörnchen zwischen die Äste, und der Königssohn wußte nicht wo es hingekommen war. Er wartete aber bis der Vater kam und sprach zu ihm 'das fremde Mädchen ist mir entwischt, und ich glaube es ist auf den Birnbaum gesprungen.' Der Vater dachte 'sollte es Aschenputtel sein,' ließ sich die Axt holen und hieb den Baum um, aber es war niemand darauf. Und als Aschenputtel sein,’ und sie mußten ihm Axt und Hacken bringen, damit er das Taubenhaus entzwei schlagen konnte: aber es war niemand darin. Und als sie ins Haus kamen, lag Aschenputtel in seinen schmutzigen Kleidern in der Asche, und ein trübes Öllämpchen brannte im Schornstein; denn Aschenputtel war geschwind aus dem Taubenhaus hinten herab gesprungen, und war zu dem Haselbäumchen gelaufen: da hatte es die schönen Kleider abgezogen und aufs Grab gelegt, und der Vogel hatte sie wieder weggenommen, und dann hatte es sich in seinem grauen Kittelchen in die Küche zur Asche gesetzt. Am andern Tag, als das Fest von neuem anhub, und die Eltern und Stiefschwestern wieder fort waren, gieng Aschenputtel zu dem Haselbaum und sprach ‘Bäumchen, rüttel dich und schüttel dich, wirf Gold und Silber über mich.’ Da warf der Vogel ein noch viel stolzeres Kleid herab, als am vorigen Tag. Und als es mit diesem Kleide auf der Hochzeit erschien, erstaunte jedermann über seine Schönheit. Der Königssohn aber hatte gewartet bis es kam, nahm es gleich bei der Hand und tanzte nur allein mit ihm. Wenn die andern kamen und es aufforderten, sprach er ‘das ist meine Tänzerin.’ Als es nun Abend war, wollte es fort, und der Königssohn gieng ihm nach und wollte sehen in welches Haus es gieng: aber es sprang ihm fort und in den Garten hinter dem Haus. Darin stand ein schöner großer Baum an dem die herrlichsten Birnen hiengen, es kletterte so behend wie ein Eichhörnchen zwischen die Äste, und der Königssohn wußte nicht wo es hingekommen war. Er wartete aber bis der Vater kam und sprach zu ihm ‘das fremde Mädchen ist mir entwischt, und ich glaube es ist auf den Birnbaum gesprungen.’ Der Vater dachte ‘sollte es Aschenputtel sein,’ ließ sich die Axt holen und hieb den Baum um, aber es war niemand darauf. 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Aschenputtel sein,’ und sie mußten ihm Axt und Hacken bringen, damit er das Taubenhaus entzwei schlagen konnte: aber es war niemand darin. Und als sie ins Haus kamen, lag Aschenputtel in seinen schmutzigen Kleidern in der Asche, und ein trübes Öllämpchen brannte im Schornstein; denn Aschenputtel war geschwind aus dem Taubenhaus hinten herab gesprungen, und war zu dem Haselbäumchen gelaufen: da hatte es die schönen Kleider abgezogen und aufs Grab gelegt, und der Vogel hatte sie wieder weggenommen, und dann hatte es sich in seinem grauen Kittelchen in die Küche zur Asche gesetzt.
Am andern Tag, als das Fest von neuem anhub, und die Eltern und Stiefschwestern wieder fort waren, gieng Aschenputtel zu dem Haselbaum und sprach
‘Bäumchen, rüttel dich und schüttel dich,
wirf Gold und Silber über mich.’
Da warf der Vogel ein noch viel stolzeres Kleid herab, als am vorigen Tag. Und als es mit diesem Kleide auf der Hochzeit erschien, erstaunte jedermann über seine Schönheit. Der Königssohn aber hatte gewartet bis es kam, nahm es gleich bei der Hand und tanzte nur allein mit ihm. Wenn die andern kamen und es aufforderten, sprach er ‘das ist meine Tänzerin.’ Als es nun Abend war, wollte es fort, und der Königssohn gieng ihm nach und wollte sehen in welches Haus es gieng: aber es sprang ihm fort und in den Garten hinter dem Haus. Darin stand ein schöner großer Baum an dem die herrlichsten Birnen hiengen, es kletterte so behend wie ein Eichhörnchen zwischen die Äste, und der Königssohn wußte nicht wo es hingekommen war. Er wartete aber bis der Vater kam und sprach zu ihm ‘das fremde Mädchen ist mir entwischt, und ich glaube es ist auf den Birnbaum gesprungen.’ Der Vater dachte ‘sollte es Aschenputtel sein,’ ließ sich die Axt holen und hieb den Baum um, aber es war niemand darauf. Und als
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Zitationshilfe: | Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1857/156>, abgerufen am 16.02.2025. |