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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1850.

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legen. Während er ihn trägt, schreit der Alte 'dein Vater ist nicht todt, er lebt.' Joro spricht 'es ist von der schlechtesten Vorbedeutung für die Nachkommen, wenn jemand nach seinem Tode noch spricht.' Er ist eben im Begriff ihn ins Feuer zu werfen, als der Alte schreit 'ich sage dir daß ich nicht todt bin: willst du deinen Vater bei lebendigem Leib verbrennen?' 'Es freut mich, daß du nicht todt bist, Väterchen,' spricht Joro, hilft dem Alten auf den Büffel und zieht mit ihm heim. Der Alte spricht zu seinem Weib 'ich habe die Eigenschaften meiner drei Knaben geprüft, Dsesse wird ein herzhafter Mann werden, Rongsa ein mittelmäßiger Mensch, aber keiner von beiden dem Joro gleich kommen.' Mit diesen Worten entfernt er sich, aber sein Weib faßt Groll und hat Böses im Sinn. Sie denkt 'soll der Sohn der verstoßenen Frau meine beiden Söhne übertreffen? ich will ihn geschwind auf die Seite schaffen.' Sie stellt für jene gute Speise auf den Tisch, unter die Speise Joros mischt sie starkes Gift. Dsesse und Rongsa setzen sich nieder und essen, Joro bleibt als müßiger Zuschauer links stehen. Die Mutter spricht 'lieber Joro, was stehst du da und siehst zu? setze dich an den Tisch und verzehre dein Essen.' Joro ergreift seine Schale, läßt sich nieder und spricht 'unsere Eltern haben unsern Erbantheil an der Schüssel unter uns getheilt: jetzt werden sie auch unsern Erbantheil an Vieh unter uns theilen. Jhr, meine Brüder, habt ein Versehen begangen, indem keiner von Euch den Eltern die Vorkost als Opfer dargebracht hat: wenn ich nicht esse, was hat das zu bedeuten?' Mit diesen Worten überreichte er dem Vater die Speise, der in seiner Unschuld eben davon genießen will, als Joro die Schale zurück zieht und sie der Stiefmutter darbietet. Aus Schamgefühl will sie davon essen, aber Joro nimmt auch ihr die Schale weg, schüttet einen Theil ihres Jnhalts in den großen Kessel und spricht 'dies war von jeher der

legen. Während er ihn trägt, schreit der Alte ‘dein Vater ist nicht todt, er lebt.’ Joro spricht ‘es ist von der schlechtesten Vorbedeutung für die Nachkommen, wenn jemand nach seinem Tode noch spricht.’ Er ist eben im Begriff ihn ins Feuer zu werfen, als der Alte schreit ‘ich sage dir daß ich nicht todt bin: willst du deinen Vater bei lebendigem Leib verbrennen?’ ‘Es freut mich, daß du nicht todt bist, Väterchen,’ spricht Joro, hilft dem Alten auf den Büffel und zieht mit ihm heim. Der Alte spricht zu seinem Weib ‘ich habe die Eigenschaften meiner drei Knaben geprüft, Dsesse wird ein herzhafter Mann werden, Rongsa ein mittelmäßiger Mensch, aber keiner von beiden dem Joro gleich kommen.’ Mit diesen Worten entfernt er sich, aber sein Weib faßt Groll und hat Böses im Sinn. Sie denkt ‘soll der Sohn der verstoßenen Frau meine beiden Söhne übertreffen? ich will ihn geschwind auf die Seite schaffen.’ Sie stellt für jene gute Speise auf den Tisch, unter die Speise Joros mischt sie starkes Gift. Dsesse und Rongsa setzen sich nieder und essen, Joro bleibt als müßiger Zuschauer links stehen. Die Mutter spricht ‘lieber Joro, was stehst du da und siehst zu? setze dich an den Tisch und verzehre dein Essen.’ Joro ergreift seine Schale, läßt sich nieder und spricht ‘unsere Eltern haben unsern Erbantheil an der Schüssel unter uns getheilt: jetzt werden sie auch unsern Erbantheil an Vieh unter uns theilen. Jhr, meine Brüder, habt ein Versehen begangen, indem keiner von Euch den Eltern die Vorkost als Opfer dargebracht hat: wenn ich nicht esse, was hat das zu bedeuten?’ Mit diesen Worten überreichte er dem Vater die Speise, der in seiner Unschuld eben davon genießen will, als Joro die Schale zurück zieht und sie der Stiefmutter darbietet. Aus Schamgefühl will sie davon essen, aber Joro nimmt auch ihr die Schale weg, schüttet einen Theil ihres Jnhalts in den großen Kessel und spricht ‘dies war von jeher der

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[XLI/0047] legen. Während er ihn trägt, schreit der Alte ‘dein Vater ist nicht todt, er lebt.’ Joro spricht ‘es ist von der schlechtesten Vorbedeutung für die Nachkommen, wenn jemand nach seinem Tode noch spricht.’ Er ist eben im Begriff ihn ins Feuer zu werfen, als der Alte schreit ‘ich sage dir daß ich nicht todt bin: willst du deinen Vater bei lebendigem Leib verbrennen?’ ‘Es freut mich, daß du nicht todt bist, Väterchen,’ spricht Joro, hilft dem Alten auf den Büffel und zieht mit ihm heim. Der Alte spricht zu seinem Weib ‘ich habe die Eigenschaften meiner drei Knaben geprüft, Dsesse wird ein herzhafter Mann werden, Rongsa ein mittelmäßiger Mensch, aber keiner von beiden dem Joro gleich kommen.’ Mit diesen Worten entfernt er sich, aber sein Weib faßt Groll und hat Böses im Sinn. Sie denkt ‘soll der Sohn der verstoßenen Frau meine beiden Söhne übertreffen? ich will ihn geschwind auf die Seite schaffen.’ Sie stellt für jene gute Speise auf den Tisch, unter die Speise Joros mischt sie starkes Gift. Dsesse und Rongsa setzen sich nieder und essen, Joro bleibt als müßiger Zuschauer links stehen. Die Mutter spricht ‘lieber Joro, was stehst du da und siehst zu? setze dich an den Tisch und verzehre dein Essen.’ Joro ergreift seine Schale, läßt sich nieder und spricht ‘unsere Eltern haben unsern Erbantheil an der Schüssel unter uns getheilt: jetzt werden sie auch unsern Erbantheil an Vieh unter uns theilen. Jhr, meine Brüder, habt ein Versehen begangen, indem keiner von Euch den Eltern die Vorkost als Opfer dargebracht hat: wenn ich nicht esse, was hat das zu bedeuten?’ Mit diesen Worten überreichte er dem Vater die Speise, der in seiner Unschuld eben davon genießen will, als Joro die Schale zurück zieht und sie der Stiefmutter darbietet. Aus Schamgefühl will sie davon essen, aber Joro nimmt auch ihr die Schale weg, schüttet einen Theil ihres Jnhalts in den großen Kessel und spricht ‘dies war von jeher der

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1850, S. XLI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1850/47>, abgerufen am 22.11.2024.