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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1850.

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Das Unthier ward matt und sank nieder, und wollte doch wieder auf den Jäger los, aber er schlug ihm mit der letzten Kraft den Schweif ab, und weil er nicht mehr kämpfen konnte, rief er seine Thiere herbei, die zerrissen es in Stücke. Als der Kampf zu Ende war, schloß der Jäger die Kirche auf, und fand die Königstochter auf der Erde liegen, weil ihr die Sinne vor Angst und Schrecken während des Streites vergangen waren. Er trug sie heraus, und als sie wieder zu sich selbst kam und die Augen aufschlug, zeigte er ihr den zerrissenen Drachen und sagte ihr daß sie nun erlöst wäre. Sie freute sich und sprach 'nun wirst du mein liebster Gemahl werden, denn mein Vater hat mich demjenigen versprochen, der den Drachen tödtet.' Darauf hieng sie ihr Halsband von Korallen ab, und vertheilte es unter die Thiere, um sie zu belohnen, und der Löwe erhielt das goldene Schlößchen davon. Jhr Taschentuch aber, in dem ihr Name stand, schenkte sie dem Jäger, der gieng hin und schnitt aus den sieben Drachenköpfen die Zungen aus, wickelte sie in das Tuch und verwahrte sie wohl.

Als das geschehen war, weil er von dem Feuer und dem Kampf so matt und müde war, sprach er zur Jungfrau 'wir sind beide so matt und müde, wir wollen ein wenig schlafen.' Da sagte sie ja, und sie ließen sich auf die Erde nieder, und der Jäger sprach zu dem Löwen 'du sollst wachen, damit uns niemand im Schlaf überfällt,' und beide schliefen ein. Der Löwe legte sich neben sie um zu wachen, aber er war vom Kampf auch müde, daß er den Bären rief und sprach 'lege dich neben mich, ich muß ein wenig schlafen, und wenn was kommt so wecke mich auf.' Da legte sich

Das Unthier ward matt und sank nieder, und wollte doch wieder auf den Jäger los, aber er schlug ihm mit der letzten Kraft den Schweif ab, und weil er nicht mehr kämpfen konnte, rief er seine Thiere herbei, die zerrissen es in Stücke. Als der Kampf zu Ende war, schloß der Jäger die Kirche auf, und fand die Königstochter auf der Erde liegen, weil ihr die Sinne vor Angst und Schrecken während des Streites vergangen waren. Er trug sie heraus, und als sie wieder zu sich selbst kam und die Augen aufschlug, zeigte er ihr den zerrissenen Drachen und sagte ihr daß sie nun erlöst wäre. Sie freute sich und sprach ‘nun wirst du mein liebster Gemahl werden, denn mein Vater hat mich demjenigen versprochen, der den Drachen tödtet.’ Darauf hieng sie ihr Halsband von Korallen ab, und vertheilte es unter die Thiere, um sie zu belohnen, und der Löwe erhielt das goldene Schlößchen davon. Jhr Taschentuch aber, in dem ihr Name stand, schenkte sie dem Jäger, der gieng hin und schnitt aus den sieben Drachenköpfen die Zungen aus, wickelte sie in das Tuch und verwahrte sie wohl.

Als das geschehen war, weil er von dem Feuer und dem Kampf so matt und müde war, sprach er zur Jungfrau ‘wir sind beide so matt und müde, wir wollen ein wenig schlafen.’ Da sagte sie ja, und sie ließen sich auf die Erde nieder, und der Jäger sprach zu dem Löwen ‘du sollst wachen, damit uns niemand im Schlaf überfällt,’ und beide schliefen ein. Der Löwe legte sich neben sie um zu wachen, aber er war vom Kampf auch müde, daß er den Bären rief und sprach ‘lege dich neben mich, ich muß ein wenig schlafen, und wenn was kommt so wecke mich auf.’ Da legte sich

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Das Unthier ward matt und sank nieder, und wollte doch wieder auf den Jäger los, aber er schlug ihm mit der letzten Kraft den Schweif ab, und weil er nicht mehr kämpfen konnte, rief er seine Thiere herbei, die zerrissen es in Stücke. Als der Kampf zu Ende war, schloß der Jäger die Kirche auf, und fand die Königstochter auf der Erde liegen, weil ihr die Sinne vor Angst und Schrecken während des Streites vergangen waren. Er trug sie heraus, und als sie wieder zu sich selbst kam und die Augen aufschlug, zeigte er ihr den zerrissenen Drachen und sagte ihr daß sie nun erlöst wäre. Sie freute sich und sprach &#x2018;nun wirst du mein liebster Gemahl werden, denn mein Vater hat mich demjenigen versprochen, der den Drachen tödtet.&#x2019; Darauf hieng sie ihr Halsband von Korallen ab, und vertheilte es unter die Thiere, um sie zu belohnen, und der Löwe erhielt das goldene Schlößchen davon. Jhr Taschentuch aber, in dem ihr Name stand, schenkte sie dem Jäger, der gieng hin und schnitt aus den sieben Drachenköpfen die Zungen aus, wickelte sie in das Tuch und verwahrte sie wohl.</p><lb/>
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[369/0451] Das Unthier ward matt und sank nieder, und wollte doch wieder auf den Jäger los, aber er schlug ihm mit der letzten Kraft den Schweif ab, und weil er nicht mehr kämpfen konnte, rief er seine Thiere herbei, die zerrissen es in Stücke. Als der Kampf zu Ende war, schloß der Jäger die Kirche auf, und fand die Königstochter auf der Erde liegen, weil ihr die Sinne vor Angst und Schrecken während des Streites vergangen waren. Er trug sie heraus, und als sie wieder zu sich selbst kam und die Augen aufschlug, zeigte er ihr den zerrissenen Drachen und sagte ihr daß sie nun erlöst wäre. Sie freute sich und sprach ‘nun wirst du mein liebster Gemahl werden, denn mein Vater hat mich demjenigen versprochen, der den Drachen tödtet.’ Darauf hieng sie ihr Halsband von Korallen ab, und vertheilte es unter die Thiere, um sie zu belohnen, und der Löwe erhielt das goldene Schlößchen davon. Jhr Taschentuch aber, in dem ihr Name stand, schenkte sie dem Jäger, der gieng hin und schnitt aus den sieben Drachenköpfen die Zungen aus, wickelte sie in das Tuch und verwahrte sie wohl. Als das geschehen war, weil er von dem Feuer und dem Kampf so matt und müde war, sprach er zur Jungfrau ‘wir sind beide so matt und müde, wir wollen ein wenig schlafen.’ Da sagte sie ja, und sie ließen sich auf die Erde nieder, und der Jäger sprach zu dem Löwen ‘du sollst wachen, damit uns niemand im Schlaf überfällt,’ und beide schliefen ein. Der Löwe legte sich neben sie um zu wachen, aber er war vom Kampf auch müde, daß er den Bären rief und sprach ‘lege dich neben mich, ich muß ein wenig schlafen, und wenn was kommt so wecke mich auf.’ Da legte sich

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1850, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1850/451>, abgerufen am 22.11.2024.